Autos werden immer indirekter
23.06.2016
Kürzlich fiel mir beim Fahren eines modernen Alltagsautos auf, dass wir heute eigentlich mehr Zeit mit dem Drücken von Knöpfen und Schaltern verbringen als mit tatsächlicher direkter Beeinflussung von Motorlauf, Bremse oder Fahrtrichtung. Die Geschwindigkeit beispielsweise ändert man durch den Tempomaten, statt das Gaspedal oder die Bremse zu betätigen. Statt das Licht einzuschalten, übergeben wir die Aufgabe einem sensorgesteuerten Computer.
Selbst die Fahrtrichtung können moderne Autos selbsttägig ändern, einparken sowieso. Da muss man noch nicht einmal auf das autonom fahrende Auto warten.
Vor 50 oder mehr Jahren war dies natürlich komplett anders, da wirkte sich jede Hand- oder Fussbewegung direkt auf die Fahrzeugmechanik aus, das Gaspedal war beispielsweise direkt mit der Drosselklappe und dem Vergaser verbunden.
Über die Zeit wurden immer neue Komfortmerkmale eingeführt, die im Prinzip dem Fahrer Arbeit, aber auch direkte Kontrolle abnahmen. Das automatische Getriebe besorgte das Wechseln der Gänge, Servopumpen unterstützten die Hand- und Fussgriffe, beliessen aber immerhin das Kommando noch dem Menschen. Mit der Einführung von ABS oder eben dem Tempomaten gingen die Aufgaben aber an den Wagen über, der nun mithilfe von Mechanik oder Elektronik selbstständig entscheiden konnte, wie stark gebremst oder beschleunigt zu werden brauchte.
Das mechanische Gaspedal ist schon längst einem Elektronikmechanismus, nur die Lenkung wirkt sich noch bis heute auf die Lenksäule und die Stellung der Räder aus, aber auch diese letzte Bastion der direkten (wenn auch servo- oder elektromotorunterstützten) Beeinfluss der Laufrichtung der Räder wird über kurz oder lang einem “Steering-by-wire”, also einem entkoppeltem Lenksignal über elektrische Leiterbahnen weichen.
Kein Wunder faszinieren die alten und einfachen Oldtimer so viele Leute, gegen sie uns doch wieder die Kontrolle über die Technik zurück. Und das fühlt sich eben gut an!