Ein Bergrennen auf einer Naturstrasse – eine verrückte Idee oder der Rückfall in die Urzeit des Motorsportes? Nein. Warum sollten sich Rallyefahrer, die Spezialprüfungen auf Kies, Schotter und Sand lieben, nicht einmal an einem Bergrennen auf echtem Urner-Granit messen. So geschehen am 11. Juli 1981 auf der Bergstrecke von Realp nach der Rotondohütte zuoberst im Urserental.
Nachdem 1981 die Walliser Kantonspolizei zwei Spezialprüfungen am Furka- und Nufenenpass des zur Schweizer Rallye-Meisterschaft zählenden Gotthard-Rallye - das ehemalige Urner Rallye - verweigerte und sich keine geeigneten Ersatzstrecken finden liessen, entschloss sich das Organisationskomitee kurzfristig, ein Schotterbergrennen auf der sechs Kilometer langen Militärstrasse von Realp an den Fuss der Rotondohütte durchzuführen.
Und sie kamen alle, die damaligen Cracks der Schweizer Rallyeszene: Philippe Carron, Gerhard Möll, Jean Pierre Balmer, Chris Carron, Franco Cattaneo, Roger Krattiger, Herbert Besch und viele andere. Ihnen stellte sich eine ganze Horde Urner entgegen mit dem einzigen Gedanken, die Niederlagen in zahlreichen Staubschlachten am Rallye du Valais oder an der Coppa Liburna auf eigenem Grund und Boden zu rächen. Die Gebrüder Nager, Beat Muther, Felix Strüby oder Kurt Baumann. Allerdings standen sie mit ihren Gruppe-1 Autos gegen all die 2,7-Liter-Porsche, die Gruppe-2 und Gruppe-4 Opel oder die Fiat 131 Abarth zum Voraus auf verlorenem Posten, und dies trotz bester Streckenkenntnissen, herrührend aus den Wiederholungskursen beim Urner-Bataillon 87. Allerdings zu Fuss hinauf zur 2371 Meter hohen Rotondohütte, mit Vollpackung und Sturmgewehr 57!
Das Bergrennen zählte zum Toyota-Cup, der allein 23 Fahrerinnen und Fahrer an den Start brachte. Gegen 5’000 Zuschauer verfolgten das spektakuläre Rennen. Trotz abenteuerlichen Drifts auf dem losen Schotter, den hohen Geschwindigkeiten auf den langen Geraden gefolgt von schnellen Kurvenkombinationen oder den exponierten Stellen mit Aussicht auf tiefer gelegene Alpweiden, verlief das Rennen ohne den geringsten Zwischenfall. Dies wusste auch der Urner Polizeikommandant zu würdigen: „Ich bin beeindruckt vom hohen Können dieser Fahrer“. Es waren noch aussergewöhnliche Zeiten als die kleine Sektion Uri des ACS den Mut hatte, nebst dem international bekannten Rallye Uri - später umgetauft in Gotthard Rallye – ohne grosses Wenn und Aber solche unkonventionellen Ideen zu verwirklichen.
Gewonnen wurde das Schotterbergrennen vom Walliser Philippe Carron auf Porsche (2,7-Liter), vor dem damals amtierenden Rallye-Schweizermeister Jean-Pierre Balmer (Opel Ascona 400) und Gerhard Möll (Opel Kadett GTE). Schnellster des Toyota Cups war Beat Lienhard (Toyota 1600).
Ein Jahr später waren die Walliserbehörden mit der Sperrung des Furkapasses einverstanden. Es kam mitten in der nebligen Nacht zur legendären Spezialprüfung Furkapass – Realp. Abwärts!
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