Man munkelt ja immer wieder, dass Journalisten und Testfahrer heutzutage nicht immer ganz frei sind in ihren Aussagen und dass den kommerziellen Beziehungen zu Autoherstellern und Importeuren in einer Zeit, wo Werbeeinnahmen über Gedeih und Verderben von Fachzeitschriften entscheiden, Genüge getan werden muss.
Früher war die Werbung sicher weniger wichtig, trotzdem mussten die Redakteure Sorge zu ihren guten Beziehungen mit den grossen Automobilherstellern tragen. Denn ohne enge Beziehungen zu den Werken kam man nicht an rare Test- und Versuchswagen und dies wiederum war essentiell für den Erfolg bei den Lesern.
So ist es wohl auch zu erklären, dass nicht alle Testnotizen Eingang in die gedruckten Berichte von damals fanden. Ein Beispiel kam mir kürzlich zu Augen, als ich die Original-Kommentare eines Testteam-Mitglieds fand, die anlässlich der Probefahrten mit dem Mercedes 300 SL von 1958 verfasst worden waren:
- Türschloss rechts streikte - Tür verschiedentlich aufgegangen, wenn nicht verriegelt
- Aufbau schaukelt um die Längsachse, Uhlenhaut meint, das sei eben eine Eigenheit der Ausgleichsfeder, aber es ist ein eigentlicher Schönheitsfehler
- Beim Bremsen ist beispielsweise der Super-Sprint viel spurtreuer
- Verlangt eigenartige Fahrtechnik
- Für 40’000.- würde ich den Ferrari kaufen!
Natürlich vermeldete dieser Testfahrer auch positive Punkte wie zum Beispiel die beeindruckende Sparsamkeit, das hervorragende Getriebe oder das überdurchschnittliche Leistungsvermögen. Diese Kommentare liessen sich dann halt auch leichter in das Gesamturteil integrieren, als die sperrigen negativen Punkte. Historisch spannend sind die maschinengeschriebenen Kommentare allemal.
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