Citroën-Werbung am Kulturdenkmal
Manchmal muss man x-mal an etwas vorbeigehen, bis man es sieht. Ein emailliertes Citroën-Logo an einem Haus aus dem 15. Jahrhundert im südburgundischen Tournus etwa. Was ist denn das? Text: "Maison du XVe siècle, monument historique". Die Tafel stammt aus dem Jahr 1928, ist bald hundertjährig und dank Emaille frisch wie am ersten Tag. Das Haus ist ungefähr 500-jährig und äusserlich ebenfalls gut erhalten.
Ob Citroën zu einer Restaurierung beigetragen hat? Wir wissen es nicht. Aber ohne eine Gegenleistung wird die Tafel wohl kaum montiert worden sein. Zumal man darüber streiten könnte, ob sie das Fassadenbild nicht beeinträchtigt. Sicher ist: Citroën war immer wieder für eine originelle Werbeidee gut. Der Name des Sponsors erscheint nur ganz klein – aber das Logo mit dem Zahnradmotiv (Citroën war ursprünglich unter anderem eine Zahnradfabrik) genügte offenbar 1928, um sofort die Assoziation zum Autohersteller auszulösen.
Wahrscheinlich ist die Beziehung zwischen Automarke und Kulturdenkmal touristisch zu verstehen: Besuchen Sie die schönsten Kulturdenkmäler Frankreichs, und das am besten im Citroën! "Ich glaube, dass das Auto heute das genaue Äquivalent der großen gotischen Kathedralen ist" – mit diesem Bekenntnis begann 1955 der Soziologe Roland Barthes angesichts des debütierenden Citroen DS seinen Bericht vom Pariser Autosalon. Dass Citroën 27 Jahre später mit dem DS selber ein (technisches) Kulturdenkmal schaffen würde, war 1928 noch nicht abzusehen.





















