Trickbewegungen
Da ist es wieder, das unerwartete, lapidare Klicken auf den Versuch, den Anlasser zu betätigen. Es hat mich in der Vergangenheit schon geneckt, ja gar schon zu einer unerwarteten, nächtlichen Erstbegegnung mit einem Jaguar E-Type Flatfloor gebracht, damals etwa um 2 Uhr morgens nach einer Club-Hauptversammlung, als der Zwölfzylinder meines XJ nicht mit seinem Kaffeemühlenartigen Sägen des Anlassers zum Leben erweckt werden konnte. Ein Freund hat mir seinen E-Type geliehen, damit ich doch noch nach Hause kam. Das eigene Auto liess ich stehen, der Pannendienst hat es abgeholt und mir später geliefert, nach dem Ablad ist es – nach dem Rütteln auf dem Hänger – zum Ärger aller und danach zumindest zu meiner Freude sofort angesprungen. Inzwischen ist der Anlasser getauscht, viele Kilometer habe ich schon abgespuhlt, was ebenso viele Male den Einsatz des Anlassers verlangt hat. Meistens hat er klaglos seinen Dienst verrichtet.
Jüngst aber hat er dies wieder einmal nicht getan. Der TCS, der Schweizer Pannendienst wurde erneut aufgeboten. Die helfende Hand des gelben Engels am Zündschlüssel und mein harter Schlag mit dessen Geissfuss und Hammer auf den Magnetschalter brachten danach wieder Leben in die Bude. Seither liegen im serienmässigen Werkzeug- und Wagenhebersack des XJ 12 Serie 3 neu auch ein langer, gekröpfter Geissfuss und ein schwerer Schlosserhammer. Das funktioniert wunderbar, ist aber etwas peinlich, denn es sieht aus wie die Vorbereitungen um einen Geldautomaten aus einer Wand zu hebeln.
Eine immobile und eine mobile Baustelle... Manchmal helfen bei der mobilen auch faule Tricks!
Jetzt aber habe ich einen Trick entdeckt! Bisher hat mich immer die Anlass-Wiederhol-Sperre – falls die so heisst – davon abgehalten, kurz nacheinander einen Impuls auf den Magnetschalter zu geben, so dass sich dieser doch noch dazu entscheiden könnte, den Strom-Kraftschluss herzustellen. Halte ich jedoch den Zündschlüssel kurz vom Kontaktpunkt des Anlassers fest und wackle damit wenige Winkelgrade gegen die Rückstellfeder der Anlass-Position des Schlosses, gelingt das kurz nacheinanderfolgende Kontaktgeben. Dann klappts eigentlich immer beim zweiten oder dritten Versuch. Wer jetzt den Eindruck gewinnt, das sei eine reichlich improvisierte und in all ihrer Unzulänglichkeit etwas stümperhafte Methode das Problem zu beheben, dem gebe ich Recht! Der Ausbau des Anlassers hingegen ist – wie sagen die Briten? – «A pain in the a..».
Ja, es ägert mich eigentlich – aber andererseits erinnert es mich an meine Jugend: Damals gab es vielerlei Tricks, trotz kleinem bis keinem Budget die verschiedensten Kisten in der Endphase ihres irdischen automobilen Lebens noch am Leben zu erhalten: Hier halten, dann da draufschlagen und gleichzeitig mit den Ohren wackeln oder so, damit die rostige Ente oder der abgeranzte Citroën BX mit einer Zillion Kilometern startete. Oder der reihenweise Einsatz von Starthilfespray, das Bergab-Parkieren zum Anrollen-Lassen weil im Winter die sowieso schon schwächelnde Batterie ihren Dienst nur wiederwillig erfüllte und so weiter. Da kommen nostalgische Gefühle auf, das Herz geht mir auf oder – es ist doch nur der klägliche Versuch mir einzugestehen, dass ich dereinst den verflixten Briten-Anlasser schon wieder ausbauen werde! Und dass ich mir dabei die Arme bis zu den Ellbogen aufreissen werde, nachdem ich bereits sämtliche Ratschenverlängerungen habe zusammenstecken müssen, um an den zickigen Startermotor unter der rechten Zylinderbank hinter dem Auspuffkrümmer zu kommen. Aber halt, ich habe ja noch immer den Geissfuss und den Hammer... (Geissfuss = Brecheisen)






















