Wo soll denn der Motor am liebsten sein?
       
    
In der schönen, guten Vergangenheit, als Autos noch fast ausnahmslos mit einem Motor auskamen, da stellte sich immer wieder die Frage, wo denn dieser am besten eingebaut sein sollte. In den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren gab es da meist nur zwei mögliche Antworten: nämlich vorne vor den Passagieren (wie bei den meisten Amerikanern) oder ganz hinten im Heck (wie beim VW Käfer). Als dann im Rennsport die Vorzüge des mittig zwischen den Achsen montierten Motors erkannt wurden, nahm der Mittelmotor langsam auch beim Strassenfahrzeug an Bedeutung zu.
Während man allerdings dem Front- und dem Heckmotor Vorteile bei der Platzausnutzung zugute halten konnte – schliesslich boten diese Fahrzeuge entweder vorne oder hinten noch einen nutzbaren Kofferraum, und auch der Platz zwischen den Achsen wurde nicht von der Technik in Anspruch genommen –, beanspruchte der Mittelmotor oftmals mehr Raum. Mehr als zwei Personen konnten da jeweils nur mit grösseren Kompromissen untergebracht werden, und auch beim Kofferraumvolumen gab es Abstriche. So blieb das Mittelmotorauto etwas für sportliche Autofahrer, die mehr Freude an Fahrdynamik als an Transportkapazität hatten.
Und dies erklärt dann vielleicht auch, dass in meiner persönlichen Autogeschichte Mittelmotorautos nur gerade elf Prozent ausmachen. In diese Kategorie gehörten der Lotus Elise, der Honda NSX oder der Ferrari 308 GTS. Noch geringer allerdings ist der Anteil der Heckmotorautos: nämlich sieben Prozent. Neben zwei Porsche 911, besass ich vor vielen Jahren zwei Fiat 850 Spider und eine Alpine-Renault A110 1600 S.
Der ganze Rest, also 83 Prozent meiner vielen Fahrzeuge, welche mich während meiner inzwischen rund 47 Jahre Autofahren begleiteten, war mit einem Frontmotor (teilweise auch Front-Mittelmotor) ausgerüstet. Dies hat gewiss damit zu tun, dass viele dieser Autos als Alltagsautos ihren Dienst leisten mussten, eine ganze Familie transportieren und auch für einen Umzug gewappnet sein mussten (viele Kombis).
Zurückblickend kann ich gut verstehen, dass Enzo Ferrari dem Frontmotor für die Strassenfahrzeuge gerne den Vorzug gab. Die Alltags-Kompromisse beim Mittelmotor sind doch beträchtlich. Ferrari tat dies allerdings auch, weil er Angst hatte, dass viele seiner Kunden mit der Mittelmotor-Fahrphysik überfordert gewesen wären. Diese Befürchtungen können heute natürlich mit moderner Regeltechnik (ABS, ESP, ASP, PASM, etc.) gemildert werden. Und wenn es um die reine Fahrfreude geht, dann ist ein Auto, dessen Hauptmasse zwischen den Achsen liegt, fast nicht zu schlagen.
Selbst die Kompromisse sind heute je nach Auto nicht mehr so gross, schafft man es bei manchem modernen Mittelmotorauto doch, sowohl vorne als auch hinten einen Kofferraum zur Verfügung zu stellen. Kein Wunder sind Alpine A110 oder Porsche Boxster/Cayman heute populär und werden sogar im Alltag genutzt.
Und in Zukunft? Da kommt dann vielleicht noch eine weitere (nicht ganz neue) Variante dazu: Nämlich jene der Radnaben-Motoren, die je nach Bedarf montiert werden können, aber weder zwischen den Achsen noch vor ihnen liegen...



























