Wann ist ein Auto noch analog?
Man spricht heute ja gerne davon, dass Autofahren (und die Autos) früher noch analog war(en). Es ist aber doch etwas unklar, was genau man darunter versteht. Reicht es, wenn man die Gänge in einer klassischen H-Schaltung noch selber wechseln darf, sprich mit Kupplungsbetätigung und Handbewegung? Macht eine elektrische Servolenkung oder eine Hillholding-Funktion, gar ein ESP oder ein ABS das Auto bereits digital? Oder gar eine elektronisch gesteuerte Einspritzung? Dann müsste man bis in die Sechzigerjahre zurückgehen, um sicher zu sein, es mit einem analogen Auto zu tun zu haben. Für die meisten Menschen ist “analog” beim Automobil aber mehr eine sensorische und haptische Geschichte.
Ein interessantes Auto, um dies anzuschauen, ist der Porsche Boxster 718 4.0 GTS, den es bis vor einem Jahr noch handgeschaltet zu kaufen gab. Natürlich hat dieser Sportwagen eine ganze Reihe von elektronischen Helfern an Bord und an Mikroprozessoren, verteilt über das ganze Auto, dürfte ebenfalls kein Mangel herrschen. Es gibt mehrere LCD-Bildschirme und die Lenkung zählt auf einen Elektromotor zur Unterstützung.
Aber eben, gleichzeitig gibt es noch zwei analoge Anzeigeinstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl, ein Kupplungspedal und ein Handschaltgetriebe sind ebenfalls an Bord. Die Parkbremse wird dafür aber wieder elektronisch betätigt und das Dach öffnet elektrisch, genauso wie die Scheiben und die Klappen vorne und hinten.
Der Motor allerdings ist ein klassischer, hochdrehender Sauger, kein Turbolader, schon gar kein elektrisch unterstützter, wirken darauf ein. Es reicht eine 12-Volt-Batterie, um den Wagen laufen zu lassen und das Fahrwerk setzt auf herkömmliche Komponenten.
Ist der Boxster 718 4.0 GTS in 6-Gang-Ausführung also noch ein analoges Auto? Vom Fahrgefühl liegt er sicher nahe dran, aber wenn man ihn mit einem MG TC oder auch einen Porsche 356 der frühen Sechzigerjahre, ja selbst mit einem 911 der Siebziger- oder Achtzigerjahre vergleicht, dann schwingt beim modernen Boxster schon sehr viel Digitalisierung und Bedienungskomfort mit.
Wir mögen ihn trotzdem, verzeihen ihm sogar die schwarzen Räder und finden es sehr schade, dass Porsche die Produktion schon vor Monaten eingestellt hat. Ob die nächste, voraussichtlich ausschliesslich elektrisch angetriebene, Boxster-Generation dem immer noch ziemlich analogen Fahrererlebnis im 718 4.0 GTS nahe kommen wird, wagen wir zu bezweifeln.























