Vorkriegs-Rennwagen in der Luft - Raritäten der Fotografie-Geschichte
12.11.2014
Ein fast unglaublich gelungenes Foto hing im Fahrerlager des GP Monaco Historique 2014. Der fliegende Bugatti wurde 1935 in Nordirland aufgenommen. Wenn man weiss, wie schwierig es noch heute ist, fliegende Autos richtig ins Bild zu setzen, so erstaunt es umso mehr, was die wenigen Fotografen schon vor dem Krieg geschafft haben.
Ein genauso beeindruckendes Bild stammt auch noch vom Brooklands Race Circuit. Es zeigt den Napier-Railton-Rennwagen mit 24-Liter-Zwölfzylindermotor und 500 PS Leistung. John Cobb lässt ihn schon 1935 über eine Bodenwelle fliegen. Cobb ist und bleibt mit 230,84 km/h der schnellste Mann von Brooklands. Diesen Rekord erzielte er im Jahre 1934 ebenfalls mit dem Napier-Railton.
Zum Bugatti und zum Napier gesellt sich auch noch ein Mercedes Benz W125. Es zeigt Manfred von Brauchitsch, der anlässlich des grossen Preises von Donington 1937 mit allen vier Rädern in der Luft ist.
Erst in den späten Sechzigerjahren entstanden weitere tolle Aufnahmen fliegender Rennwagen am dafür bekannten Pflanzgarten der grünen Hölle, besser bekannt als Nürburgring. Nur hatte sich bis dahin auch die Kameratechnik und das Filmmaterial um ein Vielfaches verbessert.
Vor dem Krieg waren 50 DIN auf Glasplatten das höchste der Gefühle. Nur Leica hatte damals eine 35mm Sucherkamera im Angebot. Von Brennweiten über 135mm konnte man nur träumen (erst 1935 erschien das Telyt 1:4,5 200mm). Ich möchte aber behaupten, dass die Bilder höchstens mit Brennweiten zwischen 50 und 80mm aufgenommen wurden. Natürlich war man damals viel näher am Geschehen dran, man hatte jedoch nur einen einzigen Schuss zur Verfügung und der Fokus musste natürlich vorgewählt werden. Dabei den richtigen Moment zu erwischen, vor allem beim Bild vom Bugatti, der wohl für den Fotografen erst sehr spät sichtbar wurde, war sicher nicht ganz einfach.
Eine schnelle und sehr präzise Reaktion sowie etwas Glück war gefragt, um das Fahrzeug auf dem höchsten Punkt zu erwischen. Da man damals auch am teuren Filmmaterial sparen musste, konnte nicht jedes Auto in jeder Runde abgelichtet werden und da vermutlich auch nicht jeder Wagen in jeder Runde gesprungen ist, zählen diese wenigen noch heute vorhandenen Aufnahmen zu den ganz grossen Raritäten.
Übrigens, weitere "Bilder (fast) ohne Worte" gibt es in unserem beliebten Themenkanal.