Athleten in Latzhosen – 60 Jahre Eilzustellungen bei Dodge
      
    
Ein bisschen kastig sieht er aus, selbst für ein Nutzfahrzeug. Dürre Reifen und schmale Spur tragen ihren Teil zum etwas ungelenken Erscheinungsbild bei. Entgegen seinem Namen ändert auch das "Custom Sports Special"-Ausstattungspaket mit Einzelsitzen, Mittelkonsole, Teppichboden, Rallyestreifen und Chromgrill nichts daran. Wer würde vermuten, dass hier sieben Liter Hubraum und 365 HP unter der Haube lauern?
Während es bei Pontiac schon als gewagt galt, zum Modelljahr 1964 einen grossen Catalina-Motor in den kleinen Tempest zu stopfen, gingen sie bei Dodge noch einen Schritt weiter und zwängten Rennmotoren in die Pritschenlaster der D-Serie. Wer für seinen D-100 oder D-200 das "High Performance Package" orderte, dem installierten sie in Warren, Michigan, den 426er "Street Wedge" hinter der unscheinbaren Front.
Diese nur um das Allernötigste gezähmte Ausgabe des "Max Wedge"-Rennmotors lief der Zulassung zuliebe offiziell als Industriemotor. Das damit bestückte Nutzfahrzeug fuhr allerdings 15er-Zeiten auf der Viertelmeile und brauchte nur halb so lange für den Sprint auf 100 km/h. Natürlich hatte der Spass seinen Preis: 1235 Dollar verlangte Dodge für das Kraftpaket – bei einem Grundpreis von gut 2000 Dollar für das Basismodell mit Sechszylinder.
Im Preis enthalten war allerdings nicht nur der Monstermotor, sondern auch die "LoadFlite"-Dreigangautomatik, ein verstärktes Fahrwerk, Drehzahlmesser, Servolenkung, Drehmomentabstützung an der Hinterachse – sowie der Hinweis, dass Dodge keine Garantie für Folgeschäden bei abnormaler Beanspruchung übernimmt. Immerhin wirkten bei Volllast knapp 640 Nm auf den Antriebsstrang ein.
Anfang 1966 verschwand das "High Performance Package" nach 50 gebauten Kraftlastwagen wieder aus den Preislisten – nicht weil man nicht mehr hätte verkaufen können, sondern weil es von vornherein so festgelegt worden war.
Doch die Idee des übermotorisierten Pritschenlasters lebte zwölf Jahre später wieder auf, als immer strengere Abgasvorschriften den Personenwagen zunehmend Leistung und Fahrspass genommen hatten. Der Dodge Li'l Red Truck mit 225 HP starkem 5,9-Liter-V8 war bei seinem Debüt das beschleunigungsstärkste Serienfahrzeug aus US-amerikanischer Produktion: Nach 19,9 Sekunden erreichte er 100 mph (161 km/h).
Die Spitze des Schnelllieferwahnsinns bildete 2004 aber der Dodge Ram SRT-10: angetrieben vom 8,3-Liter-V10 aus der Viper riss er die 100-Meilen-Marke nach 12,9 Sekunden. Mit Lufthutze, Frontspoiler, Heckflügel und Breitreifen sah man ihm seine 500 HP allerdings auch auf den ersten Blick an.
      
    





















