Allerlei Reprokarosserien
Eine Ferrari 275 GTB Karosserie gefällig? Nichts leichter als das, es gibt sie, die Spezialisten, die einem eine komplette Rohkarosse liefern können. Im Falle von RJ Panels ist dies auch nichts neues oder gar sensationelles, es gehört zum guten Handwerk eines Karosseriebauers. Als Extrembeispiele lassen sich hier auch die Re-Kreationen der Auto-Union GP-Wagen nennen, die Crosthwaite & Gardiner für die Ingolstädter gebaut hat.
Am anderen Ende des Spektrums hingegen sind die Ersatzkarosserien, wie sie von British Motors Heritage schon seit Jahren für den Mini, MG B und MG BGT lieferbar sind. Hier ist ein Preisniveau erreicht, das es unter Umständen als sinnvoll erscheinen lässt, statt viele Stunden in eine mistfaule, durchgegammelte Struktur zu investieren (oder entsprechendes Geld für die geleistete Arbeit) sich einfach einen neuen Aufbau zu besorgen.
Etwas jünger mit im Spiel um die Ersatzkarosserien sind die Chinesen, dafür umso eindrücklicher. Juncheng beispielsweise fertigt auf grossen Industriepressen ganze Karosserien für den Defender 90, 110 und 130, den Ford Escort Mk I und Mk II, des ersten Ford Bronco, des Toyota Land Cruiser FJ40 oder neu auch des Datsun 240Z. Zudem scheint das Unternehmen auch bei der Fertigung von Mini-Karosserien die Hände im Spiel zu haben. Und selbst die Ersatzaufbauten für frühe Chevrolet Camaro oder Ford Mustang stammen möglicherweise aus China.
Überhaupt ist es schwierig zu beurteilen, was einem erwarten würde, wenn man etwa für einen Land Rover Defender, Ford Bronco oder einen FJ40 Land Cruiser von Toyota eine dieser zum Teil sogar fertig lackierten Karosserien besorgen würde. Was bei einer Begutachtung der Website auffällt, ist der Umstand, dass die Firma offenbar über dieselben, riesigen Pressen verfügt, wir in der Industrie üblich. Das Problem mit manchen Reproteilen war bisher, dass sie mit zu wenig Druck gepresst wurden und deshalb verzogen sind oder gar Wellen schlagen an ihren Rändern, oder aber aus dünnerem Material bestehen. Dies ist auch ein Problem etwa bei Stossstangen. Auch solchen in Edelstahl wie sie etwa aus vietnamesischen Quellen erhältlich sind.
Auch die Mustang oder Camaro-Karosserien wie sie beispielsweise in den USA bei Dynacorn Classic Bodies angeboten werden, stammen wohl aus Fernost. Und besonders reizvoll ist es natürlich auch, einen längst verstorbenen Bus wieder zum Leben zu erwecken oder einen einfachen Kastenbus zum wertvollen Samba mutieren zu lassen. So wird eine nachfolgende Generation irgendwann den Eindruck erhalten, bei jedem VW-Nutzfahrzeug der 1950er- und 1960er-Jahre liess sich einst das Dach öffnen. Die dazu nötigen Karosserien gibt es aus Ohio bei Classic Steel Bodies.
Doch nicht nur aus China stammten viele solcher Nachbauten, auch in Indonesien oder Malaysia wird Blech gepresst, wie etwa ein Blick in die Website von Laikamwah zeigt, der ebenso auf VW-Teile spezialisiert ist.
Gemäss eigenen Angaben werden hingegen die mit Käfig und allen nötigen Halterungen ausgerüsteten Rohkarossen für den Escort RS 1600 von Motorsport-Tools in Grossbritannien inhouse gefertigt. Ob aber als Basis ebenso die chinesischen «Bodies» dienen wissen wir nicht.
Sicher ist, dass auch in Frankreich neue Aufbauten für alte Autos zu haben sind. An erster Stelle steht hier, wer hätte das gedacht, das französischen Liebhaberauto par-Excellence: Der Citroën 2CV.
Es scheint reizvoll, ein rostbefallenes «Häuschen» durch ein Neuteil zu ersetzen, das vermutlich den besseren Korrosionsschutz erhalten hat, als man dies bei einer originalen Ente der 70er- und 80er-Jahre hat je erwarten dürfen. Ich habe einst selbst Stunden und Tage damit zugebracht, an einem solchen dünnwandigen Mobil herum zu schweissen und dabei zu versuchen mit dem Schweissdraht nicht direkt durch das dünne Blech hindurch zu fallen. Heute würde ich wohl von Anfang an zu einem Neuteil greifen.
Wieviel am Ende dann noch vom Alten vorhanden ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist, dass unter diesen Voraussetzungen auch mancherlei Schabernack getrieben werden kann. Ich könnte mir ja beispielsweise meine alte Ente neu bauen. Den Fahrzeugausweis und die entsprechende Plakette liegen noch in meiner Schublade… Chassis und Karosserie gibt es als Neuteil, den Rest könnte man gebraucht von einem Schlachtfahrzeug übernehmen. Die Frage ist bloss, ob das dann noch ein Klassiker ist, oder ein Selbstbetrug, denn eigentlich kann ich mich noch sehr genau erinnern, wie ich meine alte Ente damals eigenhändig in kleine, handliche Teile geschnitten habe und diese auf einen grosse Haufen Alteisen geworfen. Doch dies würde beiliebe nicht der erste Wagen sein, der aus dem Reich der Toten und nach der vollständigen Auflösung seiner Substanz wieder zurück ins Leben gefunden hat. Ich weiss nun nicht genau, ob mir der Schauer über den Rücken läuft, weil es mich gruselt oder vor lauter Faszination.




























