Renault 5 Rétrofit – Ein Hoch auf das ewig Gestrige!
Als Renault im vergangenen Sommer zum 50. Geburtstag des R 5 nach Paris lud, beinhaltete das zweitägige Programm neben einer Führung durch eine Sonderausstellung im Werk Flins natürlich auch eine ausgiebige Probefahrt mit dem Jubilar. Zehn Renault 5 aus der Werkssammlung hatte man eigens für diesen Anlass vorbereitet. Der Hälfte von ihnen war jedoch ihr altertümlicher Zerknalltreibling entrissen und ganz zeitgemäss durch einen Elektromotor ersetzt worden war. Die eine Gruppe der 20-köpfigen Journalistenschar würde mit den elektrischen R 5 zum Mittagessen fahren, die andere mit den Verbrennern. Für den Rückweg würde getauscht.
Während sich die meisten noch um den schwarzen Renault 5 Alpine mit klassischem Ottomotor stritten, entschied ich mich für den dunkelblauen TL mit elektrischem Antrieb – weniger um es hinter mir zu haben, sondern tatsächlich weil die Kombination aus jederzeit maximalem Elektro-Drehmoment und kaum 700 Kilogramm Renault recht hohen Unterhaltungswert versprach und Dunkelblau eine schicke Farbe ist. Obendrein hatten auch die Elektro-Fünfer noch ein manuelles Getriebe. Das Procedere war dabei ähnlich dem bei einer Fliehkraftkupplung. Gang rein, runter vom linken Pedal und rauf aufs rechte. Geschaltet wurde wie gewohnt.
Doch leider konnte der umgerüstete Stromer die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Reichte das Temperament in der Ebene noch aus für normales Vorwärtskommen, so liess es schon beim ersten kleinen Anstieg merklich nach. Der kleine Renault spürte Steigungen, bevor ich sie sah, und sobald ich sie sah, war es mit der Beschleunigung schon endgültig vorbei. Beim Ampelstart am Berg entstand sogar das Gefühl, den Elektromotor gleich abzuwürgen – was natürlich nicht möglich ist. Trotzdem fühlte es sich etwa so an, als versuche man am Gotthard einen vollbeladenen Fiat Ducato im fünften Gang in Bewegung zu setzen. Es war mitleiderregend.
Nach dem Mittagessen ging es mit einem zitronengelben TL von 1975 zurück; so einem, wie ich ihn als Kind von Majorette hatte. Und was soll ich sagen? Mit dem Verbrennungsmotor offenbarte der kleine Renault endlich das Temperament, das er als Elektro-Umbau hatte vermissen lassen. Das kleine Einliter-Motörchen drehte quirlig noch, nahm in Sekundenbruchteilen Gas an und harmonierte so perfekt mit dem Getriebe, dass man sich weit rasanter vorkam, als man am Ende wohl wirklich gewesen ist. Vor allem aber hat es Spass gemacht. Ich hatte nicht permanent das Gefühl, das Auto zu quälen. Im Gegenteil: meine gute Laune schien sich auf den kleinen Renault zu übertragen.
Und genau in diesem Unterschied der auch farblich so kontrastreichen Renaults zeigte sich das Problem, das ich mit umgerüsteten Oldtimern habe: 50 Jahre alte Autos sind einfach nicht für einen Elektroantrieb konstruiert worden. Der moderne Motor harmoniert nicht mit der alten Hülle und steht der guten Erfahrung mehr im Weg als er ihr hilft – sowohl der des leisen, antrittsstarken Elektromotors als auch der des klassischen Automobils als Abbild seiner Epoche. Die Zukunft mag vielleicht dem Elektroantrieb gehören. Aber die Vergangenheit gehört dem Verbrennungsmotor – und das soll bitte auch so bleiben.






























