Internationales P4-Treffen zum 50. Geburtstag des Ford Taunus 12 M P4
Vom 15. bis 17. Juni sah man in Weiterstadt bei Darmstadt so viele Ford Taunus P4 wie bestimmt seit mehr als 40 Jahren nicht mehr und ob je nochmals so viele P4 zusammenkommen, steht nun wirklich in den Sternen.
Als Organisator dieses P4-Treffens und als Typenreferent für Ford P4 hatte ich seit circa drei Jahren Vorbereitungen getroffen und P4-Fahrer-Adressen gesammelt, zum Treffen eingeladen. Und die P4-Fahrer kamen in Scharen. 71 unterschiedliche P4 und weitere 35 Ford-Oldtimer konnte in Weiterstadt bestaunt werden. Einer war schöner als der andere. Von Norwegen kamen gleich sechs Fahrzeuge - auf Achse versteht sich - von den Niederlanden kamen fünf, von Belgien drei, aus Luxemburg, Frankreich, Schweiz und Österreich kam je ein Teilnehmer, die Internationalität war damit ganz sicher schonmal gewahrt.
Schon am Donnerstag waren die ersten Teilnehmer angereist, denn bei solch weiten Anfahrtswegen sollte man sich einerseits etwas Zeit nehmen und andererseits muss man immer mit einer kleinen Panne rechnen. Aber die Ford Oldtimer liefen wie am ersten Tag - also wie vor rund 50 Jahren - ohne Probleme sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt. Ganz kleine Fehler - bei diesem Alter kommt das ab und an vor - wurden von den Fahrern entweder unterwegs oder direkt beim Treffen repariert.
Die Teilnehmer und vor allem die vielen Besucher des Treffens kamen aus dem Staunen nicht mehr raus, achtunddreissig zweitürige und sechs viertürige Limousinen, neunzehn Coupés, sechs Kombis und zwei Kastenwagen standen in Reih und Glied auf dem toll präparierten Festplatz des Steinbrücker Hofes.
Ein besonderer Leckerbissen aber war der P4 Weltrekordwagen, der 2008 nach 45 Jahren zum ersten Mal vom heutigen Besitzer Frank Rousset zur Veterama-Messe in Mannheim wieder nach Deutschland gebracht worden war. Hier bei diesem Jubiläumstreffen war nun Frank zusammen mit seinem Freund Sylvain das zweite Mal mit diesem Wagen aus Mulhouse (Frankreich) gekommen und hatte viele seiner markanten Gegenstände von der Weltrekordfahrt im Jahre 1963 mitgebracht, wo mit diesem Auto mit 1,2-Liter 40 PS Motor in 142 Tagen insgesamt 358’273 Km non-stop zurückgelegt und dabei 145 Weltrekorde und internationale Bestleistungen auf dem ehemaligen Rennstrecken-Oval von Miramas in Südfrankreich aufgestellt wurden.
Bekanntlich war in der 111. Nacht einer der fünf Fahrer eingeschlafen, der P4 hatte sich zweimal überschlagen und die Mechaniker hatten in elfstündiger Arbeit den P4 ausschliesslich mit im Wagen mitgeführten Ersatzteilen und Werkzeugen wieder flott gemacht. In diesem selbst nach der Reparatur optisch wie ein Schrotthaufen aussehenden Wagen hatte Ford und BP aus Frankreich Weltrekorde und Bestleistungen aufgestellt und genauso in diesem Zustand existiert dieser Wagen heute noch, nachdem er fast 40 Jahre als verschollen galt, weil er im hintersten Eck eines Schuppens des Automobilmuseums in Le Mans versteckt und „vergessen“ worden war.
Kurioserweise gibt es mittlerweile einen optisch nachgemachten aber „ganzen“ P4 Weltrekordwagen, der auch beim P4 Treffen auftauchte. Viele, viele Fotos wurden gemacht, hatten doch die meisten diesen Weltrekordwagen, der Ford-Geschichte geschrieben hat, bisher nicht zu Gesicht bekommen. Eine eigens über diesem Weltrekord zusammengestellte Broschüre wurde von mir bei diesem Treffen vorgestellt.
Passend zur Ford-Historie hatte der Organisator noch eine von zwei Nachbauten von Fords erstem Automobil von 1896 - das Quadricycle - im gleichen Zelt mit dem Weltrekordwagen ausgestellt. Dieser Nachbau ist im Besitz von Udo Becker, Peter Glasmacher und Friedel Schlusnus, die dieses Gefährt ebenso wie das im Werke Ford Köln befindliche Exemplar lauffähig gemacht haben und zur Zeit sogar an einer Straßenzulassung arbeiten.
Glasmacher war mit Gattin aus Belgien angereist und beide waren in historischer Kleidung immer beim Quadricycle anzutreffen, boten die passende Kulisse und konnten perfekt Auskunft über dieses äußerst seltene Gefährt geben.
Am Samstagnachmittag drehten dann sowohl der P4 Weltrekordwagen als auch das Quadricycle Ehrenrunden zwischen den aufgereihten vielen P4 Fahrzeugen. Viele Besucher konnten es einfach nicht glauben, hatten sie diese beiden historischen Ford-Gefährte nun nicht nur aus allen Sichtwinkeln anschauen und fotografieren sondern nun auch richtig fahren sehen. Dies wird den Zuschauern noch sehr lange in Erinnerung bleiben.
Am Sonntagmittag war dann die Prämierung mit Preisverleihung.
Mit Sachpreisen und Urkunde wurden ausgezeichnet:
- die schönste zweitürige P4 Limousine war von Thorsten Appel aus Hamburg
- die schönste viertürige P4 Limousine war von Jürgen Meurer aus Odenthal
- das schönstes P4 Coupé war von Roger Muijrers aus Falkenburg/Niederlande
- mit dem schönsten P4 Kombi kam Toon Graafmans aus Ulicoten/Niederlande
- der schönste P4 Kastenwagen wurde von Alexander Karla aus St. Ingbert gezeigt
- die weiteste Anfahrt auf Achse mit 1’284 Km hatte Tore Sunmann aus Kongsberg/Norwegen
- das kuriosestes P4 Fahrzeug war der P4 Weltrekordwagen von Frank Rousset aus Mulhouse/Frankreich
- jüngster P4 Besitzer war mit 14 Jahren Aniol Bettelyoun aus Otzberg
Auch die Lebenshilfe Gießen war mit einem Stand und einem schönen P4 vertreten, denn dieses Jahr gibt es neben mehreren Oldtimern und anderen Preisen auch einen P4 gegen eine Spende von fünf Euro zu gewinnen. Ersatzteilhändler und Firmen boten ihre Leistungen an, sogar aus Ungarn war ein Karosseriebaumeister vertreten und zeigte seine Leistungen an Hand eines ausgestellten, mustergültig restaurierten VW Golf Cabrio. Die Fahne der Ford Werke hielt die Betreuerin aller 355 Ford Clubs Helga Müller hoch. Der größte Ford-Oldtimerclub - die Alt-Ford-Freunde waren mit einem Stand vertreten und deren 1. Vorsitzender Dr. Walter Klein und die 1. Vorsitzende des Belgischen Ford-M-Club Lieve Pappijn waren für die anwesenden Ford-Liebhaber ständig ansprechbar.
Mit diesem Treffen sollte die P4 Familie näher zusammengebracht werden, denn auf der Straße bzw. bei einem Oldtimertreffen sieht man den Ford Taunus 12 M P4 nur noch ganz, ganz selten.