Manchmal ist es wirklich interessant, in die Vergangenheit zu schauen. Im Jahre 1989 fuhr der bekannte deutsche Auto-Journalist Fritz B. Busch (verstorben im Jahre 2010) einen der letzten Mercedes-Benz 300 SL, auch bekannt als R107.
In seinem Bericht in der Motor-Revue (1989) zeigte er sich begeistert: “... Der Reihen-Sechszylinder war über ein Flüstern kaum hinausgekommen. Er macht aus 2000 Umdrehungen im fünften Gang 90. Da singt jeder Vogel am Wegesrand lauter ...”. Interessant ist aber insbesondere folgende Stelle: “... und hörte, noch ehe die Tür ins Schloss fallen konnte, die Frage des Mädchens: ‘Was meinen Sie - wird der mal ein Oldtimer?’ Ich war nicht unvorbereitet. Es war die Frage, die mir schon mein Nachbar gestellt hatte, und meine Freunde, und ein Parkwächter, ein Dutzend unbekannter Fussgänger und meine Frau Liane. Es war die Frage, die in der Luft lag. Also wirbelte ich den Zündschlüssel einige Male um den Zeigefinger, lächelte das ausnehmend hübsche Mädchen an und nahm die Antwort durch ein gewichtiges Kopfnicken vorweg. ‘Ganz gewiss’, sagte ich dann, ‘es ist kein Zweifel erlaubt, er wird mal einer, denn er hat nur zwei Sitze, ein Segeltuchverdeck, mehr als zwei Dutzend Meter Chrom, und er ist ein Mercedes. Dazu kommen noch etliche Kilogramm verchromter Beschläge, aus dem vollen geschnitzt, und vergessen wir nicht jenen Viertelquadratmeter im Cockpit, der wie Wurzelholz aussieht. Eines Tages wird man vor ihm niederknien, als hätte er Flügeltüren.’”
Nun, inzwischen sind 21 Jahre vergangen, der R107 ist längst ein Klassiker, aber niederknien tun die Leute noch nicht, dazu wurden wohl einfach zu viele dieser Autos gebaut. Aber wer weiss, vielleicht wird das in nochmals 20 Jahren ja schon anders aussehen ...
Ein früherer Beitrag behandelte die Frage, ob moderne Autos (ab 1980) überhaupt zum Sammlerfahrzeug/Oldtimer taugen
Dann melden Sie sich an (Login).