Mit dem Alfasud hatte Alfa Romeo anfangs der Siebzigerjahre ein überaus fortschrittliches Auto präsentiert, das schnell viele Freunde fand. Qualitätsprobleme und insbesondere mangelhafte Rostvorsorge nagten allerdings an der Reputation und eine Kombivariante namens Giardinetta kam nie aus einem Nischendasein heraus. Kein Wunder, wollte Alfa Romeo beim Nachfolger alles besser machen, zumal man ein noch interessanteres Kaufsegment für den Neuling ausgemacht hatte. “Das richtige Auto zur richtigen Zeit”, lautete denn auch das Credo bei der Ankündigung.
Vorgestellt in Venedig
Mit der Typenbezeichnung “33” nahm man nicht nur Abstand vom Alfasud, man erinnerte damit auch an den berühmten Rennsportwagen, der Ende der Sechzigerjahre für viele Siege und Triumphe gesorgt hatte. Erstmals gezeigt wurde die fast sofort lieferbare Neukonstruktion Ende Mai 1983 in Venedig. Der Alfa Romeo 33 war zwar etwas grösser (+2 cm in der Länge und Breite), aber gleichzeitig 6,5 cm flacher als der Vorgänger und mit einem cW-Wert von 0,36 deutlich aerodynamischer. Natürlich blieb es (vorerst) beim Frontantrieb.
Die Heckklappe, die dem Alfasud über viele Jahre vorenthalten und letztendlich doch nachgeliefert wurde, erhielt der 33 natürlich vom Start weg, genauso wie die um 1/3-2/3-umklappbare Rückbank. Beim Leergewicht lag der Neuling sogar fünf Kilogramm unter dem des viertürigen Alfasud.
Design aus dem eigenen Haus
Für die Gestaltung des 401,5 cm langen, 161 cm breiten und 130,5 cm hohen Wagens sorgte das Alfa Romeo Centro Stile unter der Leitung von Ermanno Cressoni. Mit dem angedeuteten Stufen Heck und der Keilform erinnerte die Linienführung gleichzeitig an den Alfasud (Front) und die Giulietta (Heck).
Auf das Design war man bei Alfa Romeo ziemlich stolz. In der Werbung sprach man von “Alfa 33 La Linea” und führte aus:
“Die Linie einer anderen Klasse. Seine Linienführung ist kompakt, dynamisch, innovativ und außergewöhnlich: La Linea. Das konsequente Styling des neuen Alfa 33 verbindet hervorragende Aerodynamik mit maximalem Raumangebot.”
Tatsächlich sah der Alfa Romeo 33 mit der geknickten Lichtkante und dem dunkel eingefärbten Karosserieschutz rund um das Auto ziemlich adrett aus.
Im Innern gab es schöne Stoffbezüge und ziemlich viel Kunststoff. Als Besonderheit war der Instrumenten-Cluster an der Lenksäule befestigt und konnte wie zum Beispiel beim Porsche 928 zusammen mit dem Lenkrad in der Höhe verstellt werden und war damit immer optimal einsehbar – ein Novum in dieser Klasse.
Der 33 war grosszügig ausgerüstet, schliesslich wollte man eine Klasse höher nach Kunden fischen gehen als beim Vorgänger. Gleichzeitig hatte man auch der Rosvorsorge durch Verwendung von Zinkro-Metall-Blechen mehr Gewicht gegeben. Wichtig bei der Konstruktion war zudem, dass die Produktion stärker automatisiert werden konnte als beim Vorgänger, auch hier versprach man sich Qualitätsverbesserungen.
Modifizierte Technik vom Vorgänger
Während Karosserie und Interieur komplett neu waren, setzte man bei der Technik auf Bewährtes. Wie der Alfasud waren die wassergekühlten Vierzylinder-Boxermotoren vor der Vorderachse eingebaut und trieben die Vorderräder an. Die Aufhängungen wurden modifiziert, so reduzierte man den negativen Sturz der Vorderachse. Die früher innen montierten Scheibenbremsen vorne wanderten nach aussen, hinten mussten die Scheibenbremsen Trommelbremsen weichen. Dafür wirkte die Handbremse nun auf die Hinterräder.
Aufstieg?
Der Alfa Romeo 33 war aber nicht nur modischer geworden, sondern auch teurer. In Deutschland kostete das Spitzenmodell Quadrifoglio Oro DM 18’650, um rund 2000 waren die Preise angehoben worden. In der Schweiz wurden beim Kauf eines Alfa 33 1.5 SL CHF 15’190 fällig.
Gemäss den damaligen Testberichten hatte die Beschleunigungsleistung unter einer längeren Getriebeübersetzung etwas gelitten, dafür sanken die Verbrauchswerte. Die Automobil Revue notierte 12,9 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h, 168 km/h Spitze und einen Durchschnittsverbrauch von 9,4 Liter pro 100 km im Test. Bei “auto motor und sport” waren es 12, Sekunden, 175 km/h und 10,5 Liter. Obwohl die Leistung bei der Schweizer Ausführung nach AGV-82-Bestimmungen genauso wie bei der EC-Ausführung mit 84/85 PS angegeben wurde, zeigten sich offensichtlich die Schweizer Pferde etwas schlapper.
Trotzdem resultiere ein positives Verdikt:
“Das problemlos sichere Fahrverhalten, das harmonische Zusammenspiel von Motor und Getriebe und der wandelbare Kofferraum stempeln den Alfa «33» zu einem vielseitigen, familien-tauglichen Wagen mit sportlichem Einschlag. Die guten Fahrleistungen müssen nicht mit einem überdurchschnittlichen Benzinverbrauch erkauft werden, und das leichte Handling geht nicht auf Kosten einer allzu straffen Federung.”
Mit Pininfarinas Unterstützung zu neuen Varianten
Man kennt Pininfarina ja vor allem als Designfirma und Karosseriebauer, doch im Herbst 1982 überraschten die Italiener am Turiner Autosalon mit einem Prototyp eines allradgetriebenen Frontantriebs-Alfas. Im September 1983, also nur wenige Monate nach der Enthüllung des neuen Alfa 33 stand dann auf der Frankfurter IAA eine 4x4-Version des “Trentatre”, die von den Vorarbeiten von Pininfarina profitierte. Wie bei der Konkurrenz von Subaru oder AMC waren der Hinterradantrieb bei Bedarf über einen Hebel vor dem Schalthebel zuschaltbar.
50 kg Mehrgewicht resultierten aus der zusätzlichen Kardanwelle und einem Differential an der Hinterachse. Auch die Aufhängungen mussten modifiziert werden, so wurde die 4x4-Version zwei Zentimeter höhe gelegt, Federung und Dämpfung wurden dem höheren Gewicht angepasst. Die Auspuffanlage musste neu verlegt werden und der Kofferraum verlor wegen des höher verlegten Bodens ein wenig an Fassungsvermögen.
Der 4x4-33 wurde zunächst bei Pininfarina in Grugliasco gebaut, während die vorfabrizierten Teile aus dem Alfa-Werk in Pomigliano d’Arco und von der auf Spezialteile ausgerichtete Firma Ototrasm in Bari angeliefert wurden.
Im Test wusste der 4x4-Alfa durchaus zu überzeugen, obwohl das fehlende Differential zwischen den Achsen zu höheren Lenkkräften und Zusatzreibung/gewicht zu 0,5 Liter Mehrverbrauch führten.
Die nächste Überraschung lieferte wiederum Pininfarina am Genfer Autosalon im März 1984. Dort stand nämlich die Kombi-Version mit Allradantrieb, genannt Giardinetta. Schon vom Alfasud hatte es eine Kombiversion mit demselben Namenszusatz gegeben, doch sie war mit 5899 verkauften Einheiten ein Nischenprodukt gewesen, das nur wenige Jahre gebaut wurde.
Natürlich mussten die Pininfarina-Designer möglichst viel von der bestehenden Karosserie beibehalten, somit begnügten sie sich mit einer Anpassung am Heck des Wagens, das sie um 13 Zentimeter verlängerten und mit einer steilen Heckklappe ausrüsteten. Ein drittes Seitenfenster brachte viel Licht ins Innere.
Das Ergebnis überzeugte, wie man in “auto motor und sport” anlässlich des ersten Tests 1985 nachlesen konnte:
“Meister-Karossier Pininfarina, dessen Namen man ansonsten eher mit exotischen Traumwagen in Verbindung bringt, hat es tatsächlich verstanden, mit dem Alfa 33 Giardinetta einen hübschen, kleinen Kombi zu realisieren. Die gesamte Linienführung wirkt so harmonisch, daß man beim Betrachten des Alfa unwillkürlich zu der Meinung kommt, nur so und nicht anders dürfe er aussehen.”
Mit Doppelvergasern und 90 PS unter der Haube beschleunigte der 978 kg schwere Alfa 33 Giardinetta 4x4 in 11,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte 178 km/h. Als Verbrauch wurden 11,1 Liter pro 100 km/h notiert. DM 23’950 kostete der Kombi, der optisch und sportlich überzeugte, preislich aber im Vergleich zur Konkurrenz recht teuer war.
Auch der Kombi wurde wie die übrigen 4x4-Versionen anfänglich bei Pininfarina gefertigt, später wechselte die Produktion zu Alfa Romeo.
Von der Giardinetta zum Sport Wagon
Im Herbst 1986 wurde die Modellreihe sanft erneuert, die sichtbaren Änderungen waren aber nicht umfangreich. Zudem wurde die Motorenpalette mit dem Einzug der Einspritzung und Hubraumvergrösserungen stetig den Bedürfnissen der Märkte angepasst. Auch Katalysatorversionen nach US-83 wurden eingeführt. Im Sommer 1988 wurde die Kombiversion in “Sport Wagon” umbenannt, es gab sie nun auch mit Frontantrieb und 1700 Franken günstiger. Gleichzeitig fasste der Kofferraum mit 430/1350 Litern etwas mehr als beim Allradkombi mit 350/1200 Litern. Vorteile hatte die 4x4-Version bei der maximalen Anhängelast, es konnten nämlich 1100 kg anstatt 1000 kg geschleppt werden.
Im Januar 1990 wurde der Alfa Romeo 33 gründlich überarbeitet. Das Design passte sich der aktuellen Modellpalette und insbesondere dem Alfa 155 an, dabei legte der Wagen etwas an Länge zu. Gleichzeitig wurde eine 16-Ventil-Variante des nun schon 20-jährigen Boxermotors eingeführt, die es auf bis 137 PS brachte, was den Alfa zu einem echten 200-km/h-Auto machte.
Auch der Allradantrieb wurde überarbeitet. Er konnte jetzt durch Knopfdruck zugeschaltet werden und diverse elektronische Helferchen schalteten ihn zur Optimierung der ABS-Wirkung aus, respektive verhinderten ein Einschalten, wenn eine Beschädigung zu befürchten war. Auch der Kombi wurde modifiziert.
Ein permanenter Allradantrieb mit Visco-Kupplung wurde dann im Frühjahr 1991 angekündigt.
Bis Produktionsende im Jahr 1995 verliessen 122’366 Kombis und 866’958 Limousinen der Baureihe 33 die Fabriken, kein schlechtes Ergebnis, auch wenn der Alfasud insgesamt noch etwas erfolgreicher war.
Am 10. September 1994 wurde der Nachfolger Alfa Romeo 145 eingeführt. Er übernahm zwar die Boxermotoren, basierte aber auf der Tipo-2-Plattform des Fiat-Konzerns.
Ein Überlebender
Kombis werden selten geschont, entsprechend gering dürfte die Überlebensrate bei den Alfa Romeo 33 Giardinetta und Sport Wagon sein. Einer aber entkam der Zerfall, der fotografierte 1.5 4×4 Sport Wagon aus dem Jahr 1988. Er wurde im April 1988 in Italien ausgeliefert und wechselte den Besitzer nach 12 Jahren zum ersten Mal. Damals konnte man den Kombi auch in den Schweizer Alpen vorbeifahren sehen.
Bis 2019 hielt der zweite Besitzer am eleganten Alfa fest, danach wurde er nochmals zweimal verkauft. In jener Zeit wurde der Sport Wagon neu lackiert, notwendige Servicearbeiten wurden gewissenhaft durchgeführt. Heute zeigt der Tacho 45’600 km und es sollen die ersten Kilometer sein, was man angesichts des Zustands auch glauben kann.
RM/Sotheby’s wird den Wagen mit Chassisnummer ZAR905A2005416802 nun im Rahmen der “Open Roads”-Online-Versteigerung zwischen dem 19. und 28. Februar 2021 anbieten, als Schätzwert sind EUR 10’000 bis 12’000 genannt.
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