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Lancia Trevi 2000 I.E. – Der Prügelknabe

Erstellt am 22. Juni 2021

Leselänge 9min

Text:

Paul Krüger

Fotos:

Bruno von Rotz

Lancia (FCA Group)

Archiv

Bruno von Rotz

Lancia (FCA Group)

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45 12 22

Damals sprach man dem Lancia Trevi die Ästhetik ab, heute wirkt er durchaus hübsch und wohlgeformt

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Der Beta Trevi war die Stufenheck-Version des Lancia Beta. Ab 1983 hiess er nur noch Trevi.

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Seltener Anblick: Nur noch diesen einen Lancia Trevi soll es in der Schweiz geben.

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Ein Hauch von Benz im Abgang: Das Heck erinnert an zeitgenössische Stuttgarter Mittelklassemodelle.

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Es stimmt, ein drittes Seitenfenster hätte ihm gut gestanden. Aber sooooo unharmonisch ist der Trevi nun auch wieder nicht, oder?

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Die kleine Abrisskante am Dach sollte die Aerodynamik verbessern. Vor allem bewirkte sie aber, dass die Heckscheibe in Rekordzeit verschmutzte.

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Für Cineasten: Alain Delon fuhr einen schwarzen Trevi 2000 im Film "Der Schock", der von der Presse ähnlich zerrissen wurde wie der Lancia.

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Die Serienausstattung war mit elektrischen Fensterhebern vorn und (in Deutschland) Kopfstützen rundum recht umfangreich.

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Trotzdem kostete ein rechter Aussenspiegel Aufpreis.

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Das brave Stufenheck passt bestens ins Reihenhäuschen-Quartier.

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Aussen fad, innen futuristisch: Das von Mario Bellini gestaltete Armaturenbrett ist eine Skulptur.

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Schweizer Käse? Das Armaturenbrett mit 26 Löchern mutet eher wie eine Käsereibe an.

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Auch das Zweispeichenlenkrad entwarf der Mailänder Architekt.

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Was beim Beta in einem Kombiinstrument Platz findet, verteilt sich im Trevi auf acht einzelne Höhlen.

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Kaum Übertreibung: Nutzt man die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit aus, kratzt die Tachonadel am Anschlag.

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Für einen Langhuber dreht der Vierzylinder überraschend hoch. Übrigens: der Motor lief beim Fotografieren nicht.

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Anzeigen für Benzinverbrauch und -vorrat, Wassertemperatur und Öldruck. Der scheinbar leere Kreis in der Mitte ist die Ladekontrolleuchte.

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Das Motiv des Kreises setzt sich in der Deckenkonsole fort. Nur die Vegliaflash-Digitaluhr will nicht so ganz passen, ist aber original.

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Falls Sie sich jemals nutzlos gefühlt haben: Die oberste Leuchte warnt vor zu heissem Automatiköl. Der Foto-Trevi hat aber ein manuelles Getriebe.

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Bedient sich so gummiartig, wie er aussieht: Der Schalthabel ist sich nicht immer sicher, welchen Gang er jetzt eigentlich einlegen will.

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Das Armaturenbrett geht fliessend in die Türen über. Hier der Anschluss für die Lüftungsdüsen.

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Kleinkariert: Tester kritisierten fehlenden Seitenhalt. Ab 1983 waren daher die Sitze auch längs abgesteppt.

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Die Zweiliter-Version ist die letzte Evolutionsstufe des von Aurelio Lampredi entwickelten Fiat-Vierzylinders.

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Den Einspritzer erkennt man am assymmetrischen, viereckigen Luftfilter.

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Der quer eingebaute Langhuber ist 20 Grad nach hinten geneigt und leistet 122 PS. Typisch italienisch: die doppelte Schottwand.

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Das Typenschild auf dem vorderen rechten Radkasten. Die untere Nummer sollten Sie sich merken, falls Sie mal "Ersatzzwecke" für Ihren Lancia benötigen.

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Der Sicherungskasten: Eingegossene Piktogramme machen unmissverständlich klar, welches Relais wofür zuständig ist.

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Ansaugluftschlauch mit seltsamem Wurmfortsatz. Wer weiss, was hier einmal angeschlossen war?

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Premium auf italienisch: Ein Gummilappen schützt den Wischermotor vor Spritzwasser.

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Der typische Lancia-Grill wurde im Laufe der Jahrzehnte immer breiter und niedriger.

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Breite Scheinwerfer und schmale Blinker in einer Front ohne Extravaganzen.

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Etwas unpraktische, aber ungemein elegante, in die Karosserie eingelassene Türgriffe.

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I.E. steht für Iniezione Elettronica. Eine Bosch L-Jetronic bereitet das Gemisch auf.

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Seit 1911 quasi unverändert: Lanze mit Fahne auf einem Vierspeichen-Lenkrad.

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Das Fotoauto trägt noch den Originalaufkleber des ausliefernden Turiner Händlers im Heckfenster.

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Ebenso wie einen Hinweis auf Walter Röhrls Sieg bei der Rallye Monte Carlo 1983 – allerdings nicht in einem Trevi, sondern in einem 037.

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Der Lancia Beta war 1972 der erste neue Lancia nach der Übernahme durch Fiat 1969.

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Denken Sie sich nur einmal das hintere Seitenfester weg und heraus kommt der Trevi. Sogar die Fondtüren sind identisch.

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Trotz des modernen Schräghecks hatte der Beta nur eine kleine Kofferraumklappe.

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Das zeitgenössische Pressebild zeigt den Trevi in all seiner meisterhaften Schlichtheit.

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In Deutschland kostete der Trevi 2000 I.E. bei seinem Debüt 21'800 Mark. In der Schweiz war er für 20'900 Franken zu haben.

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Der Trevi VX leistete dank Volumex-Drehkolbenlader 135 PS.

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Angesichts der miesen Verarbeitungsqualität war für viele die Antwort klar: Ja! Sogar ohne schlechtes Gewissen.

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Mässiger Erfolg: Von 1980 bis '84 entstanden nur 40'628 Trevi.

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Bilder in hoher Auflösung gesehen

Lancia Trevi 2000 i.e. (1983) - Das Stufenheck-Modell des Lancia Beta

Zusammenfassung

Nachträgliche Stufenheck-Versionen von Schrägheck-Autos wirken immer etwas unbeholfen. Am Lancia Trevi, dem Beta mit Rucksack, liess damals die Presse kein gutes Haar. Und dann war da noch dieses Armaturenbrett, das so gar nicht zum Rest des Autos passen wollte. Unser Artikel erzählt die Geschichte des Trevi, zeigt ihn auf aktuellen sowie zeitgenössischen Fotos und räumt mit einigen Vorurteilen auf.

Dieser Artikel enthält folgende Kapitel

Das kantige Ende des Lancia Beta
Du magst den Wagen nicht?
Schweizer Käse in italienischer Hülle
Ungerechtfertigte Kritik
Ein Fiat-Motor für den Lancia
Plötzlich Sportlimousine
Ein Widerspruch im Widerspruch

Geschätzte Lesedauer: 9min

Leseprobe (Beginn des Artikels)

"Vom einstmals so glänzenden Image der italienischen Traditionsmarke Lancia ist heute bis auf den klangvollen Namen nicht mehr viel übriggeblieben." Autsch. Gleich der erste Satz des Testberichts in auto motor und sport sitzt. Das lässt keine Lobeshymne erwarten. Und es kommt noch schlimmer. "Mit dem neuen Lancia Trevi ist nun auch der letzte Hauch von Noblesse verflogen." Halt! Stopp! Auch wenn es ebenso viel Spass macht, einen Verriss zu scheiben wie einen zu lesen, muss ich dem verbalen Verdreschen eines wehrlosen Lancia hier schleunigst Einhalt gebieten. Warum? Weil so ein Trevi ein tolles Auto ist! Nicht perfekt – sicher nicht – aber auch keine in recyceltes Dünnblech gepresste Vollkatastrophe, wie in alten Tests gerne behauptet und seither ebenso gerne unreflektiert nachgeplappert wird.

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Bilder zu diesem Artikel

Quelle:

von Reiffan

08.12.2022 (10:20)

Antworten

Die Seitenansicht ist eine Beleidigung des Auges. Fiat hat es, wie Saab, über Dekaden geschafft erzhässliche Autos zu zeichnen und zu bauen. Ausnahmen gibt es, z.B Fiat Dino als Coupé oder Spider, ab 1980 fällt mir nichts mehr ein...

Antwort von sc******

13.04.2023 (16:08)

Design ist immer Geschmacksache aber einen Saab 9000 würde ich definitiv nicht als hässlich bezeichnen.

von th******

06.12.2022 (21:26)

Antworten

Danke für den tollen Artikel von diesem tollen Auto!
AMS war immer knallhart für alles was nicht Deutsch war (wie die astronomische Testverbräuche hingekriegt haben ist mir immer noch ein Rätsel). Aber wessen Brot man isst...
Und wie kann ein Schwaben Italienisches Flair verstehen. Das geht doch nicht!

Thom

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