Mit dem Datsun 240 Z hatten die Japaner ab 1969 den bis dahin erfolgreichsten Export-Sportwagen überhaupt gebaut. Doch sie ruhten auf dem Erfolg nicht aus, sondern kündigten bereits 1973 eine zwei-plus-zweisitzige und hubraumstärkere Variante an, die auch in Europa viele Freunde fand.
Designrezept verfeinert
Auf dem Autosalon von Tokio stellte sich die modifizierte Version dem Publikum. Die Automobil Revue berichtete im November 1973:
“Hauptattraktion bei der Nissan Motors Co. als Herstellerin der Datsun-Automobile, die produktionsmässig ganz knapp hinter dem Toyota-Konzern als Leader liegt, bildet der Fastback-Prototyp Datsun 260Z 2+2. Mit dieser Version kommt der Hersteller dem vor allem in den USA geäusserten Wunsch nach zwei zusätzlichen Sitzen nach, was sich freilich nur durch eine Radstandsverlängerung mit entsprechenden Karosserieretouchen realisieren liess. Dem erhöhten Gewicht dürfte durch Einbau des 2,6-Liter-OHC-Sechszylinders (Ausführung wie beim Datsun 260 C) Rechnung getragen werden, der mit 150 PS das 2,4-Liter-Aggregat des Basismodells 240 Z um 10 PS übertrifft. Produktionsbeginn: vermutlich noch vor Jahresende.”
Geschickt hatten die Japaner den Dachbereich etwas verlängert und die verlängerte Variante wirkte wie aus einem Guss.
Die europäische Premiere erfolgte dann in Genf, auch ein Preis konnte nun kommuniziert werden. CHF 29’800 sollte die im Radstand um 30 cm verlängerte Variante kosten, im Vergleich zum zweisitzigen 240Z mit CHF 21’850 ein üppiger Aufpreis.
Technik optimiert
Freilich hatten es die Nissan-Ingenieure nicht dabei belassen, einfach den Wagen zu verlängern. Dem auf 2,6 Liter vergrösserten Motor, weiterhin als Reihen-Sechszylinder ausgelegt, wurden nun 150 DIN-PS zugestanden. Einige tragende Teile wurden stärker ausgelegt, während die Aufhängungen (einzeln geführte Räder an Quer-/Dreieckslenkern vorne und hinten) und die Bremsanlage (gemischt, vorne Scheiben, hinten Trommeln), genauso wie das Fünfganggetriebe weitgehend unverändert vom 240Z übernommen werden konnten. Auch die Zahnstangenlenkung entsprach dem Vorgänger, aber schliesslich waren alle diese technischen Ingredienzen nach wie vor “state of the art” und manchem britischen Konkurrenten deutlich überlegen.
Mehr Raum, gleich mehr Gewicht
Mit dem verlängerten Radstand war der Datsun natürlich auch aussen gewachsen. Statt 4,112 Metern Länge waren es nun 4,425 Meter, die Breite von 163 Zentimetern blieb unverändert. Das Gewicht wuchs um rund 140 kg, womit der zwei-plus-zweisitzige Datsun nun gemäss DIN-Norm rund 1150 kg auf die Waage brachte. Dieses Mehrgewicht konnte der erstarkte Motor allerdings nicht komplett kompensieren, zumal bei den europäischen Versionen schon bald nicht mehr von 150 DIN-PS, sondern von 126 Pferdestärken gesprochen wurde.
Zufriedene Pressevertreter
Die Automobil Revue konnte sich schon früh ein Testexemplar sichern und veröffentlichte ihren ersten Kurztest bereits im Oktober 1974. 10,9 Sekunden wurden für den Sprint von 0 auf 100 km/h notiert, als Höchstgeschwindigkeit wurden 196 km/h gemessen. Das Resümee fiel positiv aus:
“Der Datsun 260Z 2 + 2 entspricht im grossen und ganzen dem Bild, das wir schon bei früherer Gelegenheit vom 240 Z gewonnen haben: Er ist ein gebrauchstüchtiges und nicht kompliziert gebautes Coupe, das nun durch die zwei zusätzlichen Sitze eine Aufwertung erfahren hat. Seiner attraktiven Form, den guten Fahrleistungen und den sicheren Fahreigenschaften stehen aber einige kleinere Mängel gegenüber, die bei einem Preis von 30’000 Franken doch ins Gewicht fallen und die an einem Produkt aus dem die Details sonst sehr beachtenden Hause Nissan eigentlich bereits ausgeschaltet sein müssten.”
Kritisiert wurden vor allem die nicht ganz befriedigende Fertigungsqualität im Innenraum, ein singendes Differential und die Neigung zu Bremsen-Fading bei harter Nutzung. Der Verbrauch überraschte dafür positiv, 13,6 Liter liefen pro 100 km im Schnitt durch die beiden Horizontalvergaser des Typs Hitachi HMB 46W-1.
Deutschland erhielt den 260Z 2+2 etwas später, nämlich im Frühsommer 1975, daher erschien auch der Testbericht in Auto Motor Sport erst im Juni 1975. Obschon mit DM 23’950 deutlich günstiger angeboten als in der Schweiz, hatte der Japaner mit über 6000 Mark Preisnachteil gegenüber dem Dreiliter-Ford Capri keinen leichten Stand. Trotzdem befand Fritz Reuter den Preis akzeptabel, schliesslich glänzte der “Z” ja mit einer sehr umfangreichen Serienausstattung, die auch Leichtmetallfelgen, Radio, Verbundglasfrontscheibe und abschliessbare Tank- und Handschuhfachdeckel beinhaltete.
Reuter fand, dass die Proportionen des Datsun-Coupés unter der Verlängerung ausgewogener geworden seien und lobte die hinteren Sitze, die Kindern durchaus zugemutet werden konnten. Auch der Gepäckraum war mit 440 Liter (bei umgeklappter Rücklehne) überdurchschnittlich gross. Auch die Sitzposition sagte dem Testfahrer zu und die Ergonomie wies kaum Schwächen auf. Bezüglich Fertigungsqualität sprach Reuter von “gutem Durchschnitt”. 126 DIN-PS bei 5000 Umdrehungen, die auch mit Normalbenzin erzeugt werden konnten, erlaubten im deutschen Betrieb ein gelassenes Fahren, bei dem hauptsächlich Drehzahlbereiche zwischen 2000 und 4000 Umdrehungen genutzt wurden.
Die 120 kg Mehrgewicht gegenüber dem 240 Z dämpften auch bei AMS den Vorwärtsdrang, 11 Sekunden wurden für den Spurt von 0 bis 100 km/h genannt. Mit einer Spitze von 204,5 km/h allerdings katapultierte sich der Datsun direkt vor BMW 2,5 CS (203,4 km/h), Opel Commodore GS/E (202,2 km/h) oder Ford Capri 3.0 (193,5 km/h), musste nur den 911 (210,4 km/h) ziehen lassen. Auch bezüglich Benzinverbrauch (14,6 Liter pro 100 km) konnte er sich bestens positionieren.
Das Coupé überzeugte mit einem ausgewogenen Federungskomfort und sicheren Fahreigenschaften, die sich “nicht vor den europäischen Konkurrenten zu verstecken brauchten”. Negativ fielen die zu Fading neigenden Bremsen und einen verbesserungsfähigen Abrollkomfort auf.
“Eine aussergewöhnliche Erscheinung ist der 260Z 2+2 unter den auf dem deutschen Markt angebotenen Sportwagen zwar nicht, aber eine erfreuliche: In technischer Hinsicht braucht er Vergleiche nicht zu scheuen, in der Ausstattung bietet er mehr als allgemein üblich, sein Preis ist akzeptabel und seine Alltagstauglichkeit überzeugend”, schrieb Reuter in seiner Schlussbetrachtung lobend.
Ablösung durch den 280 ZX
Bereits Mitte der Siebzigerjahre erhielten die Amerikaner einen 280 Z, der optisch wie ein 260Z aussah, aber einen 2,8-Liter-Motor aufwies. Die Europäer kamen erst mit dem 280 ZX in den Genuss von mehr Leistung und Hubraum, die dann auch durch ein erneuertes und nachgeschärftes Styling unterstrichen wurde.
Vom 260Z, den es auch in der kurzen Version mit zwei Sitzen gab, waren bis 1978 80’369 Exemplare verkauft worden. Bis dahin waren bereits über eine halbe Million “Z” produziert worden, eine Erfolgsgeschichte.
Japanischer Granturismo
Das Styling des Datsun 260Z 2+2 hat über die letzten 40 Jahre nichts von seiner Attraktivität eingebüsst. Die lange Motorhaube und das kurze Glashaus sehen auch heute noch sportlich aus. Der positive Eindruck setzt sich im Innern fort, wo zwar viel Kunststoff zu finden ist, aber auch eine überaus reichhaltige Instrumentenausstattung und griffige Kontrollorgane, sprich Lenkrad und Schalthebel.
Alles ist sauber beschriftet und in etwa dort, wo man es erwartet. Nur der Choke-Zug neben dem Schalthebel überrascht zuerst ein wenig. Aber er hilft dem Reihensechszylinder beim Anlaufen. Im Innern, aber noch mehr von aussen, überzeugt der 2,6-Liter grosse Viertakter durch eine melodiöse Geräuschentwicklung, ohne aufdringlich zu werden.
Im Gebrauch reichen mittlere Drehzahlen meist aus, dass man diesen Motor bis 7000 Umdrehungen rotieren lassen kann, wirkt fast ein wenig befremdlich, zumal so die Langlebigkeit nicht profitieren dürfte. Das Fünfganggetriebe lässt sich ziemlich exakt schalten und auch von den früher monierten Schwächen der Bremsanlage merkt man im Normalbetrieb wenig.
Dafür freut man sich über das komfortable Fahrwerk, dass einen trotzdem sicher um die nächste Kurve bringt. Die zielgenaue Lenkung ohne Servo ist dabei durchaus hilfreich.
Eine durchaus erfreuliche Angelegenheit ist die Fahrt im vergrösserten Coupé also, allerdings wird man sich trotzdem meist mit maximal zwei Insassen geniessen, denn hinter den Vordersitzen ist der Raum wirklich arg eng. Ein Familiencoupé war der “Z” halt nie, muss er aber heute sowieso nicht mehr sein.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 50 / 1973 vom 29.Nov.1973 - Seite 37: Salon Tokio 1973
- AR-Zeitung Nr. 10 / 1974 vom 07.Mrz.1974 - Seite 17: Neues Sportcoupé Datsun 260Z 2/2
- AR-Zeitung Nr. 42 / 1974 vom 03.Okt.1974 - Seite 17: Kurztest Datsun 260Z 2+2
- Auto Motor und Sport Heft 12/1975, ab Seite 76: Test Datsun 260Z 2+2