Es ist gar nicht so einfach, einen Bestseller abzulösen. Doch Nissan hatte vorgesorgt. Der Nachfolger des 240 Z und 260 Z war über rund vier Jahre sorgfältig neu entwickelt worden, er hatte mit Ausnahme des Motors und der Kraftübertragung kaum etwas mit seinen Vorgängern gemeinsam.
Datsun 280 ZX hiess er hierzulande, in anderen Märkten wurde er auch Nissan Fairlady Z genannt. Er war moderner in jeder Hinsicht.
Als Erbe des erfolgreichsten Sportwagens seiner Zeit
S130 hiess die Baureihe intern, vorgestellt wurde der neue 280 ZX der Presse am 17. August 1978 in Japan. Bis dahin waren von den Typen 240/260Z (interne Bezeichnung S30) in zehn Jahren bereits über eine halbe Million Exemplare verkauft worden. Die Erwartungen an den Nachfolger waren entsprechend hoch.
Optisch orientierte sich der 280 ZX durchaus an seinen Vorgängern, er war aber kantiger, spitzer und aerodynamischer (cw-Wert nun 0,385) geworden. Er wurde auch etwas länger und breiter. Es blieb bei der klassischen Coupé-Fastback-Form mit langer Motorhaube und nun etwas höherer Gürtellinie.
Konsequent modernisiert
Unter dem angepassten Gewand zeigte sich der 280 ZX allerdings umfangreich überarbeitet. Der Hubraum des Reihensechszylinders war von 2,6 auf 2,8 Liter (2753 cm3) gewachsen, in den USA-Modellen war dieser Schritt schon früher gemacht worden. Es standen nun 140 PS bei 5200 Umdrehungen zur Verfügung, die dank der Bosch-Einspritzung L-Jetronic umweltschonend abgegeben wurden. Anstelle der bisherigen Radführungen hinten wurden nun Schräglenker mit Schraubenfedern verwendet, die Trommelbremsen hinten durch Scheiben ausgetauscht.
Gelenkt wurde nachwievor via Zahnstange, eine Servounterstützung wurde nicht in allen Märkten angeboten. Der Tank wuchs von 65 auf 80 Liter.
Im Innern fiel das modernisierte Armaturenbrett mit dem neu gestalteten Zweispeichen-Lenkrad auf. Mehr Sicherheit und bessere Schallisolation rundeten das Änderungspaket ab, erhöhten allerdings auch das Gewicht im Vergleich zum Vorgänger, 1330 kg (Testwert AMS) waren es nun für die 2+2-Ausführung, die kürzere zweisitzige Version war mit 1250 kg (Testwert AR) etwas leichter. Optisch unterschied sich die geräumigere Variante durch ein verlängertes Dach und anders gestaltete hintere Seitenfenster.
Neben dem Fünfganggetriebe gab es natürlich auch wiederum eine Automatik-Version, schliesslich gingen meist über zwei Drittel der Produktion in die Vereinigten Staaten.
Innovationen
In Europa erstmals offiziell gezeigt wurde der Datsun 280 ZX am Genfer Autosalon im März 1979, sechs Monate später dann präsentierte Nissan in Frankfurt bereits zukünftige Modellvariante. Gezeigt wurde nämlich eine Ausführung mit Targa-Dach, genauer mit einem geteilten Glasdach, dessen Hälften einzeln herausgenommen und im Kofferraum verstaut werden konnten.
Ein Mittelsteg im Dach stellte dabei die Stabilität der Karosserie sicher. Dieser Variante wurden serienmässig auch elektrische Fensterheber und ein neuartiges Kontrollsystem für die Rücklichter mitgegeben. Angekündigt wurde die rund sieben Prozent teuere Ausführung für Februar 1980.
Deutlich länger warten musste man auf eine rund 200 PS starke Turbo-Version, die ebenfalls in Frankfurt gezeigt wurde, man sprach damals von einem Auslieferungsbeginn im Jahr 1981.
Eher ein Cruiser
Nach ihren Testfahrten waren sich die Autozeitschriften ziemlich einig, dass der Datsun 280 ZX weniger zum Sportwagen als mehr zum bequemen Reisewagen taugte. Dies hatte viel mit dem Motor zu tun, der zwar durchaus kräftig beschleunigen konnte, aber hohen Drehzahlen eher abgeneigt war. Von den Komfortmerkmalen liessen sich die Journalisten aber gerne überzeugen, so erwähnte Götz Leyrer in Auto Motor und Sport die üppigen Platzverhältnisse auf den Vordersitzen, die Automobil Revue lobte die bequemen und gut stützenden Sitze (mit Höhenverstellung). Auch die Grösse des Kofferraums überzeugte, bis 456 Liter konnten bei umgelegten Rücksitzen (2+2-Variante) verstaut werden.
Dem Fahrwerk trauten die Testfahrer ebenfalls einiges zu: “Der Datsun verhält sich in schnell gefahrenen Kurven mustergültig unproblematisch und bietet hohe Sicherheitsreserven”. Unter den guten Fahreigenschaften musste der Fahrkomfort nicht leiden: “Gut gelungen ist auch die Abstimmung von Federung und Dämpfung - Unebenheiten werden bei langsamer Fahrt erstaunlich gut ausgebügelt und bei Reisetempo ist der Fahrkomfort für ein Auto dieser Art überdurchschnittlich”.
Die Automobil Revue beschleunigte den zweisitzigen ZX in 10,4 Sekunden von 0 bis 100 km/h und erreichte eine Spitze von 199 km/h, die 2+2-Variante erledigte den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 11,4 Sekunden und lief 197,8 km/h schnell. Die deutschen Journalisten tankten 14,9 Liter Super pro 100 km, die Schweizer kamen mit 13,9 Liter aus.
Für CHF 24’550 oder DM 28’500 erhielt der Käufer also durchaus ein überzeugendes Produkt “Der Datsun 280 ZX offeriert neben ausreichend Raum für zwei Insassen und ihr Gepäck alle Vorzüge eines schnellen, komfortablen Reisewagens, eine attraktive Form sowie erheblichen Luxus. Das ist viel für den vergleichsweise günstigen Anschaffungspreis”, resümierte die Automobil Revue nach der Testfahrt.
Erfolgstyp
Der 280 ZX kam gut an, vor allem bei den Amerikanern. Sie mussten teilweise sogar etliche Wochen auf den Japaner warten, ungewohnt für Leute, die normalerweise einen Wagen aus dem Schaufenster kaufen. Im Jahr 1979 verkaufte Nissan 105’045 280 ZX, mehr Sportwagen waren es vorher und nachher nie. Insgesamt wurden in vier Jahren rund 335’000 Fahrzeuge der unterschiedlichen Ausführungen gebaut, dann wurde mit dem Z31 eine neue Modelllinie eingeführt, die hierzulande als 300 ZX in den Verkauf gelangte.
Ein zuverlässiger Kumpel
Wer sich heute einen 280 ZX kauft, der will damit weder Bestzeiten auf der Rennstrecke fahren noch Wohnungsumzüge abwickeln. Auch fast 40 Jahre nach der Vorstellung wirkt der ZX immer noch attraktiv, die lange Motorhaube verfehlt ihre Wirkung nicht. Im Innern fällt der grossflächig verteilte Kunststoff auf, der auch vor dem Lenkradkranz nicht Halt macht. Die übersichtlichen Instrumente entschädigen dafür, der Schalthebel sitzt genau an der richtigen Stelle.
Nach dem Start sehnt man sich etwas nach spektakulärerem Motorsound, dafür stimmt aber der Geräuschkomfort. Die fünf Gänge lassen sich gut schalten, überhaupt sind die nötigen Bedienungskräfte relativ gering. Die Federung fühlt sich ein wenig “amerikanisch” an, sie ist mehr dem Fahrkomfort als der geringen Seitenneigung in Kurven verpflichtet.
Am meisten Freude macht der ZX, wenn die beiden Dachhälften in wenigen Sekunden entfernt und der Wagen zum Fast-Cabriolet umgewandelt wurde. Dann wandelt sich der Sportwagen endlich zum Schönwetter-Cruiser und hohe Geschwindigkeiten sind kein Thema mehr. Auch lange Strecken verlieren ihren Schrecken, zumindest wenn man vorne und nicht auf den für Erwachsene doch recht engen hinteren Sitzgelegenheiten ruht.
Erschwinglicher ist kaum ein anderer vergleichbarer Sportwagen aus jener Zeit, die Zeitschrift “hobby” liess den Datsun im Jahr 1979 gegen den Alpine-Renault A310 und den Porsche 924 Turbo antreten. Die Konkurrenten waren damals zwar schneller, aber auch deutlich teurer. So ist es bis heute geblieben, aber wen kümmern heutzutage schon 20 km/h höhere Spitzengeschwindigkeiten noch?
Wir danken der Touring Garage für die Gelegenheit zur Probefahrt im Datsun 280 ZX 2+2 mit Erstinverkehrssetzung 1983.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 36 / 1978 vom 31.Aug.1978 - Seite 33: Vorstellung Datsun 280 ZX
- AR-Zeitung Nr. 34 / 1979 vom 16.Aug.1979 - Seite 17: Test Datsun 280 ZX
- Auto Motor und Sport Heft 11/1979, ab Seite 15: Test Datsun 280 ZX
- Hobby 29/1979, ab Seite 28: Vergleich Datsun 280 ZX, Alpine-Renault A 310, Porsche 924 Turbo
- ADAC Motorwelt Nr. 10 vom 1. Oktober 1979 - Seite 34: Offene Version des Datsun 280 ZX
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