Allzu viel zu erklären braucht man beim British Car Meeting eigentlich nicht mehr, es fand am 28. August 2022 schliesslich zum 41. Mal statt. Seit Jahrzehnten treffen sich die Fahrer britischer (und assoziierter) Automobile jeweils Ende August in Mollis auf dem Flughafen. Die Teilnehmer, die auch schon beim Seedamm-Zentrum in Pfäffikon dabei waren, werden inzwischen immer spärlicher.
Die Regeln haben sich nicht geändert und doch war nach der Corona-Pause einiges anders.
Erstmals auf der Landepiste
Bisher hatten rund die Hälfte der Autos jeweils auf den Wiesen um die Zufahrtspisten zur Landepiste abgestellt werden müssen, doch dies war im Jahr 2022 erstmals nicht mehr gestattet. Man befürchtete Wasserverunreinigungen durch tropfendes Öl. So waren nur noch geteerte und betonierte Flächen als Parkplätze erlaubt. Der untere Teil der Landepiste, die bisher wegen allfälligen Notlandungen tabu gewesen war, durfte dafür zum ersten Mal auch als Parkfläche eingesetzt werden und schuf ein verändertes Ambiente.
Auf diese Weise konnten die Autos wesentlich schöner präsentiert werden, allerdings mussten oder durften die Besucher auch deutlich weiter laufen. Denn, wer möglichst kein Auto verpassen wollte und daher mehrmals um das Gelände spazierte, der legte schnell über 6000 Schritte oder mehr als fünf Kilometer zurück. Aber es lohnte sich.
Ehrengast Land Rover
Der Land Rover Club der Schweiz war Ehrengast. 1987 gegründet kann der Club bereits das 35-jährige Bestehen feiern. Rund 800 Fans der Marke Land Rover sind Mitglieder im Verein und sie brachten eine prächtige Vielfalt an Fahrzeugen, die in über 60 Jahren in Grossbritannien entstanden sind, nach Mollis.
Auffällig war allerdings der relativ hohe Anteil von jüngeren Fahrzeugen. Doch das Alter ist in Mollis bekanntlich kein Problem.
Kein Jahrgangslimit
Traditionell ist das BCM nämlich offen für alle britischen Autos, egal ob sie nun uralt oder praktisch neu sind. Ein Abdriften in eine Neuwagen-Show ist nicht zu befürchten, dafür ist die britische Automobilhistorie einfach zu reichhaltig und die Bedeutung der UK-Auto-Industrie heute zu gering.
Entsprechend konnte man Autos aus fast allen Jahrzehnten seit den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts sichten, vom Vorkriegs-Rolls-Royce bis zum fast neuen Aston Martin Rapide gab's alles zu sehen.
Farbenreich
Auch an Farben fehlte es in Mollis einmal mehr nicht. Für ein buntes Bild sorgten insbesondere die Fahrzeuge der Marke Lotus, die ja bis heute oft ein Farbtupfer im grauen Alltagsauto-Verkehr sind.
Einmal mehr fielen in Mollis Elise und Co durch knallige Lackierungen auf, aber auch ältere Lotus-Modelle kamen kaum je in Grau vor.
Ergänzt wurden die fast ausschliesslich mit Kunststoff-Karosserien versehenen Lotus Sportwagen durch Vertreter anderer “Plastik”-Automarken wie Marcos, Ginetta oder TVR. Der Anteil von Kunststoff-Karosserien an den Besucherfahrzeugen in Mollis war eindeutig höher als jener im modernen oder auch damaligen Strassenverkehr.
Traditionsreich
Natürlich fehlte es in Mollis nicht an Tradition.
Der Austin Seven, der 2022 seinen 100. Geburtstag feiert, war in verschiedenen Varianten zu bewundern.
Ein paar Schritte weiter traf man dann auf einen Morris Minor, das britische Pendant zum VW Käfer.
Fast vergessen sind hierzulande die einst beliebten Fahrzeuge der Marke Vauxhall, die bis vor gut 50 Jahren durchaus eigenständig waren und nichts mit Opel-Modellen zu tun hatten. In Mollis jedenfalls stiess man auf eine überraschende Vielfalt an Autos aus drei Jahrzehnten.
Ebenfalls schon lange vergessen sind die Autos des Herstellers Hillman. Das Minx Cabriolet, das an uns vorbeifuhr, machte aber einen taufrischen Eindruck und Laune auf mehr.
Natürlich waren auch die heute noch wohlbekannten Marken Aston Martin, Bentley, Jaguar und Rolls-Royce gut vertreten in Mollis. Weil sie noch Autos bauen, war das Jahrgangsspektrum hier natürlich auch wesentlich grösser.
Und selbstverständlich glänzten auch die beliebten Sportwagen der Marken Austin-Healey, MG und Triumph nicht durch Abwesenheit, im Gegenteil. Sie sind jedes Jahr überproportional stark vertreten.
Viele Trouvaillen
Bei rund 1500 Autos ist es nicht einfach, zwischen vielem Bekannten Raritäten auszumachen. Aber es gab sie in Mollis. So erblickten wir in einer langen Reihe von Autos einen Ginetta G4 der frühen Sechzigerjahre.
Der überaus kompakte Sportwagen, dessen Basis ein Rohrrahmen mit runden Rohren ist, machte auch auf junge Besucher einen grossen Eindruck.
Den Sunbeam-Typ Venezia kennen vermutlich die wenigsten. Er entstand in den Sechzigerjahren in Zusammenarbeit mit Carrozzeria Touring Superleggera zwischen 1963 und 1966. Formlich erinnerte das Coupé an den Lancia Flaminia von Touring, die Technik kam vom Humber Sceptre, entstanden sind insgesamt nur rund 200 Fahrzeuge. Von diesen dürfte nur eine geringe Zahl überlebt haben. Aber ein Fahrzeug fuhr in Mollis ein!
Zu sehen gab's am BCM auch einige Riley aus der Vorkriegszeit, teilweise mit Sechszylindermotoren ausgerüstet. Gefreut hat es den Autoren dieser Zeilen besonders, dass auch Limousinen dabei waren, schliesslich musste gerade diese Varianten oft Federn für einen Special lassen.
Auch der Jaguar Mark IV ist nur selten zu sehen und auch von diesem Fahrzeug gab es ein Exemplar in Mollis.
Und dies wäre dann erst der Anfang einer längeren Liste …
Umfassendes Aussteller-Angebot
Für die Besucher gab's nicht nur Autos zu sehen und ein Verpflegungsangebot mit teilweise etwas langen Warteschlagen. Auch die Stände von professionellen Ausstellern, vom Restaurierer bis zum Ersatzteilanbieter, vom Versicherer bis zum Neuwagen-Verkäufer, luden zu Gesprächen ein und zeigten, was sie zu bieten hatten. So reichhaltig wie 2022 war das Standangebot wohl noch nie.
Optimale Bedingungen
Sonnig und trocken war das Wetter den ganzen Tag, ein bisschen Wind half dabei, die Temperaturen besser zu ertragen, zumal Schattenplätze dünn gesät waren. Es gab trotz rund 1400 bis 1600 Fahrzeugen auf dem Platz kaum zu Staus beim Eingang, was die teilweise temperaturempfindlichen Motoren sicherlich dankbar zur Kenntnis nahmen.
Es war einmal mehr ein friedliches Volksfest, bei denen der Rolls-Royce-Fahrer friedlich mit dem Austin-Besitzer ein Bierchen trinken konnte und bei dem es fast ausschliesslich um ein Thema ging, nämlich Verbrennungsmotoren!
Die Zukunft ist gleich um die Ecke
Bereits am 27. August 2023 wird das 42. BCM stattfinden, Ehrengäste werden dann Lotus und Super Seven sein.
Gespannt darf man aber auch bereits auf das 43. BCM im Jahr 2024 sein, denn dann sollen die Autos der Rootes Gruppe, also Autos der Marken Sunbeam, Hillman, Talbot und Humber (neben anderen) im Zentrum stehen.





























































































































































































































































































































































































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