Am Wochenende vom 1. bis 3. März 2019 war die belgische Stadt Antwerpen Anlaufstelle für zahlreiche Klassikliebhaber aus den Benelux-Nationen sowie aus den Nachbarländern Frankreich und Deutschland. Die 42. Auflage des jährlichen ‚Antwerp Classic Salon’ lockte wieder an die 30'000 Besucher in die Diamantenstadt.
Sonderausstellung «Lamborghini, la sensazione Italiana»
"Absolut zufrieden", äusserte sich Danny Van Broeck, der Messeverantwortliche des Organisators SIHA, über die diesjährige Veranstaltung.
Höhepunkt in der grössten der insgesamt drei Messehallen der ‚Antwerp Expo’ war eine Sonderausstellung unter dem Titel ‚Lamborghini, la sensazione Italiana’, die in Zusammenarbeit mit dem Lamborghini Club Belgium realisiert wurde. Die gesamte Historie der Sportwagenmarke aus Sant’Agata Bolognese war vertreten, vom wunderschönen 350 GT aus dem Jahr 1965 in der Farbe Blu Azurro, welcher einst Firmengründer Ferruccio Lamborghini gehörte und der extra für den Chef mit Vierlitermotor ausgestattet wurde, bis hin zu den aktuellen Modellen Aventador und Huracán, letzterer auch in Trofeo-Rennsportversion.
Auch einige Exemplare der Lamborghini-Traktoren fehlten nicht, darunter der ‚Centenario’, der im Jahr 2016 anlässlich des 100. Geburtstags des Firmengründers in einer limitierten Auflage von lediglich fünf Exemplaren gebaut wurde. Für den stolzen Verkaufspreis von 250'000 Euro, den der deutsche Verkäufer aufrief, liesse sich auch ein Lamborghini-Sportwagen mit wesentlich mehr Motorleistung als die 39 PS des Jubiläumstraktors erwerben...
100 Jahre Citroën
Zweites Sonderthema der Klassikerbörse in Antwerpen war 100 Jahre Citroën, ein Jubiläum, das in diesem Jahr bei fast allen Veranstaltungen als Schwerpunkt gilt. Im Gegensatz zur Pariser ‚Rétromobile’, wo der Hersteller selbst mit einer beeindruckenden Ausstellung seltener Exponate aus der Werkssammlung glänzte, war der Importeur für Belgien und Luxemburg in Antwerpen nicht mit einem eigenen Stand vertreten.
Die Repräsentation wurde der Clubszene überlassen, wie es nach Informationen von Zwischengas.com auch im kommenden Monat auf der ‚Techno Classica’ in Essen der Fall sein wird – Im Jubiläumsjahr eine Entscheidung, die doch etwas verwundert, aber die Wege der Marketingabteilungen in Grosskonzernen sind manchmal unergründlich.
Der ‚Belgische Oude Citroën Club’ (Belgischer Alter Citroën-Club) und der ‚DS-SM Club Belgium’ hatten ein knappes Dutzend Fahrzeuge mit dem Doppelwinkel zusammengetragen. Die Vorkriegs-Ära wurde mit dem heckgetriebenen Modellen C2, C4 und B14 dargestellt. Eine Traction-Avant in Familiale-Ausführung mit drei Sitzreihen repräsentierte den Anfang der Fronttriebler, während die legendäre D-Modellreihe durch einen Pallas in der beliebten Farbe ‚Gris Palladium’ vertreten war.
Der eigenwillig geformte Ami 6 sowie eine rote Dyane standen für die beliebten A-Typen mit dem luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor.
Der seltene GS Birotor mit Wankelmotor, der Sportwagen SM, der in Zusammenarbeit mit Maserati entstand, sowie ein CX 25 GTi Turbo rundeten den Auftritt ab. Auffällig: Obwohl in der Citroënfabrik im Brüsseler Stadtteil Forest zwischen 1926 und der Schliessung des Werks 1980 über eine Million Citroën produziert wurden, wurde dieses belgische Kapitel der Markenhistorie beim Messeauftritt zum Jubiläum mit keiner Silbe erwähnt. Auch ein typisch belgischer 2CV wie der AZAM6 mit Ami-6-Motor fehlte komplett.
60 Jahre Mini
Auf einer leider relativ kleinen Präsentationsfläche wurde das 60-jährige Bestehen des Mini gewürdigt. Auch wenn der Platzbedarf bei der Kreation von Sir Alec Issigonis naturgemäss nicht so üppig ist, wäre hier doch eine etwas weitläufigere Aufstellung durchaus angebracht gewesen.
Auch hier war etwa ein Dutzend Fahrzeuge vertreten, von der allerseits bekannten Standardversion über die Ausführung als Kastenwagen bis hin zu den eher exotischen Kompaktsportwagen Marcos und GTM auf Mini-Basis.
Natürlich durfte auch der offene Strandwagen Mini Moke nicht fehlen, ebenso wenig wie die Variante Riley Elf mit der minimalen Andeutung eines Stufenhecks.
Vom ebenfalls angekündigten Messe-Sonderthema ‚65 Jahre Chevrolet Corvette’ war wenig zu sehen, abgesehen von einigen Corvette bei Händlern.
Mercedes-Benz-Vorkriegsfahrzeuge
Eine eindrucksvolle Sammlung von Mercedes-Benz-Vorkriegsfahrzeugen gab es auf dem Stand des belgischen Händlers Nijsmans Classic Cars. Ein dunkelblauer 200 Cabriolet aus dem Jahr 1934 für 300'000 Euro war das teuerste, aber für viele auch das schönste Ausstellungsstück.
Eine absolute Rarität war ein Tracta Grégoire Sport mit Karosserie aus der französischen Edelschmiede von Henri Chapron aus dem Jahr 1958.
Auch einige Panhard waren zu sehen, darunter ein Z1 aus 1953 mit völlig verchromter Karosserie.
Ältere und jüngere Autos
Dass sich auch in Belgien der Trend zum Youngtimer durchsetzt, zeigten zahlreiche Autos, wobei manche Anbieter doch eher optimistische Preisvorstellungen hegten. So verlangte ein niederländischer Anbieter 17'500 Euro für einen Opel Kadett (D-Reihe) aus dem Jahr 1982. Zwar mit einer Laufleistung von nur 13'000 Kilometern, aber dennoch.
Zu den teuersten Autos im Angebot gehörte der Rolls-Roye Silver Wraith Limousine Landaulette aus 1957, der einst zum Fuhrpark der königlichen Familie in Grossbritannien gehörte. Für 495'000 Euro darf man sich in diesem Fahrzeug, einer von nur sechs gebauten, ein wenig wie die Queen fühlen.
Insgesamt hatte der ‚Antwerp Classic Salon’ einiges zu bieten, obwohl wir von der Citroën-Präsentation etwas mehr erwartet hatten und das Mini-Jubiläum einen etwas angemesseneren Rahmen verdient hätte.
Manche Clubs, die in vorherigen Jahren immer vor Ort waren, darunter beispielsweise der sonst sehr aktive Verein, der das Erbe der belgischen Nobel-Automobilmarke Minerva pflegt, fehlten in diesem Jahr.
Andere Clubs hingegen legten sich mit tollen Präsentationen sehr ins Zeug, darunter der Peugeot-Club, der ein Dorfcafé im französischen Stil nachgebaut hatte. Auch für Sammler von Automobilia gab es ein reichhaltiges Angebot. Der Termin für 2020 steht auch schon, die 43. Auflage der Veranstaltung findet vom 6.-8. März im kommenden Jahr statt.