Es gibt automobile Raritäten, die kaum jemand kennt, obschon ihre Entstehung noch nicht einmal 50 Jahre zurückliegt und damals grosse Namen für entsprechende Marktpräsenz besorgt waren.
Eines dieser Fahrzeuge ist der Ford Cortina GT De Tomaso. Kaum jemand weiss, dass Alejandro De Tomaso sozusagen als Nebeneffekt zum Bau des Vallelunga auch den Ford Cortina GT in die Kur nahm und ihm zusätzliche PS und mehr Exklusivität einflösste. Weil kaum Informationen über dieses Fahrzeug vorliegen, muss über die Entwicklung und die Verbreitung spekuliert werden.
Version 1 im Jahre 1966
1966 existierte bereits eine Version, die auf dem englischen Ford Cortina GT 1500 Mk 1 basierte. Technisch dürfte diese Version ähnlich zum Nachfolger geweisen sein, zumindest weisen die noch existierenden Bilder darauf hin.
Der Motor wurde gegenüber der Serienversion durch Verwendung von zwei Weber-Vergasern, polierte Ein- und Auslasskanäle und weitere Tuningmassmahmen auf rund 105 PS bei 6’500 U/min gebracht und mittels Zusatzölkühler haltbarer gemacht, das Fahrverhalten durch Eingriffe beim Fahrwerk, Einsatz eines Brems-Servos und Verwendung von breiteren De-Tomaso-Magnesium-Felgen und “Breitreifen” der Dimension 165/13 (Dunlop SP) verbessert.
Version 2 im Jahre 1967
Als Ford im Otober 1966 den Cortina Mk 2 vorstellte, rüsteten auch die De-Tomaso-Leute nach, und modifizierten ab sofort das neue Modell, das vor allem karosseriemässig aufgefrischt worden war.
Technisch orientierte sich die zweite Version an dem, was bereits in Version 1 eingebaut wurde. Gegenüber der Serien-GT-Version unterschieden sich die De-Tomaso-Version wiederum durch das Motortuning (weiterhin 105 PS, wobei auch über eine heissere Ausführung mit 115 DIN-PS dank Tecalemit-Benzineinspritzung gesprochen wurde), Magnesiumfelgen, Zierstreifen und gewisse Anpassung - Holzlenkrad, Schaltknopf aus Holz - im Innenraum.
Getestet durch die Automobil Revue
Im Frühling 1967 konnten die Redakteure der Automobil Revue ins Lenkrad der zweiten Version greifen, im Rahmen der Autosalon-Kurztests. Geliefert wurde der Wagen durch den Schweizer Importeur “Performance Cars Limited”, geleitet durch Claude Sage. Den Journalisten gefiel, was sie sahen und spürten. Sie lobten die zusätzliche Leistungsfähigkeit, das Fahrverhalten und die Bremsen und waren insbesondere von der Kultiviertheit des Fahrzeugs begeistert.
Natürlich blieb die Tatsache, dass mit dem Lotus-Cortina eine noch heissere Version mit zwei obenliegenden Nockenwellen erhältlich war, nicht unbemerkt, aber mit CHF 12’800 war die De-Tomaso-Version zwar erheblich teurer als der Serien-GT mit CHF 9’500, aber immer noch deutlich günstiger als die Lotus-Version mit CHF 14’650.
Die Zusammenfassung des Testberichts beschreibt sehr schön, was man mit der De-Tomaso-Version des Cortinas erhielt:
“Der in der Schweiz für weniger als Fr. 13’000 erhältliche Cortina de Tomaso erwies sich als aussergewöhnlich kultiviertes Fahrzeug, bei dem de Tomaso ein denkbar guter Kompromiss zwischen Komfort, Strassenlage, Fahrleistungen und leichter Bedienbarkeit gelungen ist. Die dabei erreichte Ausgewogenheit dürfte für manche Automobilisten, welche sich ein preisgünstiges Fahrzeug mit aus- gesprochen persönlicher Note wünschen, einen ganz besonderen Anreiz bilden.”
Wo sind sie geblieben?
Es dürfte kaum eine grössere Zahl dieser Autos gebaut worden sein. Da der Vertrieb über private Importeure und nicht über das Ford-Händlernetz erfolgte, war trotz attraktivem Paket kaum eine grosse Verbreitung möglich. In Insiderkreisen wird von weniger als zehn gebauten Exemplaren gemurmelt, dies dürfte aber vermutlich etwas tief gegriffen sein.
In der Schweiz sind gemäss vorliegenden Informationen zwei Autos zugelassen worden, einerseits der bereits beschriebene Testwagen (aussen beige, innen rot), andererseits ein weiteres Fahrzeug, ebenfalls im Raum Genf. Nach 1967 sind zu beiden diesen Fahrzeugen zumindest in der Automobil Revue keine weiteren Inserate erschien.
Aus Spanien ist ein weiteres Auto bekannt (Verkaufsinserat in den Sechzigerjahren) und vor einigen Monaten wurde in Italien wurde am Oldtimermarkt in Vicenza im Jahr 2011 ein rotes Fahrzeug mit dunklem Interieur (Mark 2) gesichtet. Darüber hinaus verliert sich jegliche Spur.
So kann der der Besitzer eines Ford Cortina GT De Tomaso ein Fahrzeug sein Eigen nennen, das rarer als ein Ferrari 250 GTO und seltener als sein Halbbruder De Tomaso Vallelunga, mit welchem der Cortina Motor, Felgen und weitere Komponenten teilte, ist.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 22/1967, ab Seite 21: Kurztest Ford Cortina GT De Tomaso
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