Im Jahr 1962 präsentierte Alfa Romeo die Giulia TZ, baute sie 112 Mal und wurde mit dem windschlüpfigen und leichtgewichtigen Sportwagen fast unschlagbar in der eigenen Klasse, so zum Beispiel an der Targa Florio, in Le Mans, aber auch in Sebring.
Doch die Konkurrenz schlief nicht und kam mit leichtgewichtigen Sportwagen, die teilweise ihren Motor vor der Hinterachse trugen und mit Kunststoffkarosserien ausgerüstet waren. Im Vergleich zum Porsche 904 GTS wirkte die Giulia TZ mit ihrer Aluminiumhaut und Frontmotor wie aus einer anderen Zeit.
Marcello Minerbi bezeichnete zwar einst die Giulia TZ, basierend auf einem Konzept von Giuseppe Busso, als die Spitze der Entwicklung im Bereich Frontmotor-GT, aber trotzdem wirkte sie nach einigen Jahren nmitten der neuen Mittelmotor-Coupés relativ altbacken und hochbeinig.
Bei Autodelta war man sich dessen bewusst und begann mit der Entwicklung einer schärferen TZ-Variante. Bereits vorher hatte man einige Rohrrahmen der ersten Serie schon mit Kunststoff-Karosserien versehen, die Nachfolgerin aber sollte leichter, noch windschlüpfiger und stärker werden.
Neu-/Weiterentwicklung auf Sparflamme
1964 kaufte Alfa Romeo die Firma Autodelta und verlegte den Sitz nach Settimo Milanese, also in die Nähe zum Werk. Die Hauptaufgabe war die Vorbereitung der Rennversionen der Giulia und der Einsatz dieser Autos in den Tourenwagenrennen. 1967 kann die Alfa Romeo 33 als Prototyp dazu. Für die Giulia TZ blieb da nur noch wenig Kapazität, was die findigen Ingenieure aber nicht daran hinderte eine Nachfolgerin zur TZ zu entwickeln.
Dabei feierte die “alte” Variante immer noch Erfolge: 1964 und 1965 holten sich die TZ in fast allen Läufen zur Sportwagenweltmeisterschaft den Sieg in der Klasse GT bis 1600 cm3. Von besonderem Wert waren die Siege von Rolland/Augias in der Coupe des Alpes und der Tour de France 1964 sowie dem Critérium des Cévennes 1965 und 1967.
Die TZ wurden aber weiterhin vor allem in Italien in nationalen Rennen eingesetzt. 1967-1968 dominierten die schnittigen Coupés ihre Klasse bei den Bergrennen.
Charles Ramu-Caccia fuhr 1964 und 1965 auf einer Giulia TZ. Karl Foitek fuhr zusammen mit Silvio Moser die 1000-Kilometer von Paris 1964 und beendete das Rennen auf dem 15. Rang. 1965 entschied er sich dann für Lotus. 1966 startete Peter Mattli am Bergrennen Sierre-Montana auf einer Giulia TZ, fiel aber aus.
Präsentation im natürlichen Umfeld
Vorgestellt und erstmals eingesetzt wurde die deutlich schärfere TZ 2 am 25. April 1965 beim 1000-km-Rennen von Monza. Bis dahin waren 108 TZ 1, wie man sie rückblickend nennen konnte. gebaut.
Die Automobil Revue war damals vor Ort und berichtete in der Rückblende:
“Der Gran-Turismo-Wagen, der in Monza den spezifisch grössten Eindruck hinterliess, war ohne Zweifel der neue Alfa Romeo TZ 2 von Bussinello-De Adamich. Eingesetzt wurde er von Autodelta Milano, das nichts anderes als die Rennabteilung von Alfa Romeo ist. Technischer Betreuer von Autodelta ist Ing. Carlo Chiti, der nach seiner Tätigkeit bei Ferrari und ATS wieder zu Alfa Romeo zurückgekehrt ist. Äusserlich erkennt man den TZ 2 an der niedrigeren und besser profilierten Karosserie, welche aus Kunststoff hergestellt wurde.
Dank der Verwendung einer Trockensumpf Schmierung und einer Doppelzündung (ähnlich dem in diesem Frühjahr, vorgestellten GTA) konnte die Leistung von den letztjährigen 155 PS bei 7200 U/min auf 165 PS bei 8000 U/min (Verdichtung 10,5:1) gesteigert werden.
Für den verkäuflichen Alfa TZ wird jedoch nach wie vor die auch dem ehemaligen Giulia TI Super (Kleeblatt) eigene Leistung von 112 PS bei 6500 U/min angegeben. Der Ölinhalt ist am TZ 2 von 8 auf 12 Liter gesteigert worden. Dank der Anwendung von Kunststoff konnte das Gewicht nach Angaben der Leute Autodeltas auf 630 kg gedrückt werden. Verwendet werden die kleineren, jedoch breiteren 13-Zoll-Felgen, welche bei Campagnolo aus Magnesiumguss hergestellt wurden.
Der TZ 2 erreicht eine Spitze von 240 km/h. In Le Mans umrundete er die Bahn anlässlich des Vortrainings in 4' 17,6", während die schnellste letztjährige TZ-Runde in 4'24,3" gefahren wurde. Die besseren Werte sind nicht nur auf die um 10 PS höhere Leistung oder die bessere Strassenlage, sondern auch auf die reduzierte Querschnittsfläche zurückzuführen, welche eine halb liegende Stellung (ähnlich dem Alfa Canguro von Bertone) des Fahrers erfordert.
Der neue TZ 2 wird am nächsten Sohntag bei der Targa Florio mit Bussinello und dem Sizilianer Todaro wieder eingesetzt werden. Beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring will Autodelta deren zwei starten lassen. Bis Le Mans will man insgesamt drei TZ 2 bereitstellen.”
12 TZ 2 gebaut
Insgesamt wurden 12 TZ-2-Chassis hergestellt. Die TZ 2 profitierte von den Erfahrungen aus der TZ-Entwicklung, erfuhr aber auch umfangreiche andere Modifikationen. Um breitere, aber flachere Räder zu ermöglichen, musste das Fahrwerk abgesenkt werden. Gleichzeitig wurde der Rohrrahmen für die Aufnahme der flachen Kunststoffkarosserie abgeändert.
Dazu kamen so viele Änderungen im Detail, die Vito Witting da Prato zur Überlegung führten, dass die TZ 2 eigentlich ein neues Auto gewesen sei (In seinem Buch findet sich eine detaillierte Beschreibung der Unterschiede über nicht weniger als 21 Seiten!).
Sieben der zwölf Chassis wurden für den Rennsport genutzt. Beim TZ2 handelt es sich nicht mehr um einen Strassensportwagen, sondern um einen reinrassigen Rennwagen. Mit der neuen Glasfaserkarosserie und den Seiten- und Heckscheibe aus Plexiglas sowie umfangreichen gewichtsreduzierende Massnahmen im Innenraum konnte man die TZ2 um rund 40kg auf 620 kg abspecken, allerdings auf Kosten jeglicher Alltagstauglichkeit, die ja auch nicht mehr gefragt war.
So gestalteten die geringe Fahrzeughöhe sowie die breite Seitenschwelle den Ein- und Ausstieg nicht ganz einfach.
Geneigt eingebauter Motor
Der DOHC-Motor bekam dazu eine Doppelzündung und eine stark erhöhte Verdichtung, womit er eine Leistung von 170 PS bei 7500 U/min erreichte.
Die Karosserie war mit einem Meter Höhe extrem niedrig, daher musste der Motor leicht geneigt mit dem Chassis verschraubt werden und bekam dazu noch eine Trockensumpfschmierung.
Rennsportliche Schönheit
Formal gesehen ist dieses Auto aber in jeder Hinsicht ein Hingucker, ein sehenswertes Kunstwerk jener Zeit. Das Coupé wirkt von vorne wie ein aggressiver Gepard in den Startlöchern kurz vor dem Sprung auf die Gazelle.
Die erotisch geschwungene Silhouette erinnert mit dem hohen, abgeschnittenen Heck an einen elegant und ruhig dahinziehenden Hai. Im Vergleich zur TZ 2 wirkt der Vorgänger fast schon aufgeblasen und hochbeinig, wie nach einer schweren Kortisonbehandlung.
Rennsportlich weniger bedeutend als der Vorgänger
Der grösste sportliche Erfolg der TZ 2 war mit Sicherheit 1966 der Klassensieg bei der Targa Florio bis 1600ccm und der daraus resultierende vierte Gesamtrang. Ansonsten hatte die Autos von Anfang an einen schweren Stand gegen die starke Mittelmotorkonkurrenz. Dazu kam, dass sie mit "nur" 1,6 Liter Hubraum vielfach als Prototyp in der Zweiliterklasse starten mussten.
So wurde das Kapitel TZ 2 schon nach kurzer Zeit wieder beendet und Autodelta konzentrierte sich verstärkt auf den GTA und den wahren Sportprototypen Tipo 33.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 21 / 1965 vom 06.Mai.1965 - Seite 11: 1000 km Rennen von Monza in der Rückblende
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