Wie jedes Jahr eröffneten die Versteigerungen rund um Scottsdale/Phoenix in Arizona das neue Auktionsjahr. Und wie alle Jahre hatten die grossen Firmen ein imposantes Aufgebot an Autos zusammengeschart, da machte RM/Sotheby’s keine Ausnahme.
Immerhin 154 Fahrzeuge im Massstab 1:1, dazu ein paar verkleinerte Versionen und wenige Automobila suchten am 17. und 18. Januar 2019 neue Besitzer.
Der Gesamtwert der Fahrzeuge war auf rund USD 76,4 Million geschätzt worden. Soviel schaute nach den zwei Tagen allerdings nicht heraus. Tatsächlich addierten sich die Verkaufspreise auf USD 36,9 Millionen, also praktisch der Hälfte der erhofften Summe. Grund dafür war, dass viele der besonders teuren Autos keinen Käufer fanden und zwar trotz einer ingesamt vergleichsweise geringen Abweichung von den Schätzwerten, denn mit 81 Prozent des durchschnittlichen Estimates lagen die Höchstgebote nicht weiter wegen von den Erwartungen als an anderen Versteigerungen.
Günstige Porsche?
22 Porsche wurden am 17. und 18. Januar versteigert, im Schnitt erreichten die Höchstgebote gute 86 Prozent der Erwartungen. Zudem wurden sie alle verkauft!
Trotzdem gab es einige überraschend preiswerte Zuffenhausener Sportwagen zu kaufen, etwa zwei 930 Turbo von 1987 für USD 81’200 und 67’200, aber auch frühe 911-Modelle der Jahrgänge 1969 und 1970 für je USD 89’600 (inkl. Aufpreis/Kommission).
Selbst für einen 911 RS von 1973 musste man mit USD 467’000 deutlich weniger Geld investieren als noch vor Jahresfrist.
Auch ein 356 Speedster von 1957 für USD 245’000 hört sich wie ein günstiges Angebot an, ein zweiter Speedster von 1958 wurde für USD 313’000 veräussert.
Überraschenderweise zum teuersten Porsche wurde ein 911 Sport Classic von 2010 gekürt, der den neuen Besitzer USD 654’000 kostete, während ein GT2 RS ‘Weissach” von 2018 für USD 461’500 in neue Hände überging.
Ferrari unter Wert geschlagen
Von 21 Ferrari (ink. Dino) konnten deren 15 verkauft werden.
Vor allem teure Sportwagen aus Maranello enttäuschten, etwa der 250 GT als Coupé Speciale von Pinin Farina aus dem Jahr 1957, der auf USD 11 bis 13 Millionen geschätzt worden war, aber keine Gebote über USD 7,5 Millionen anlocken konnte.
Ebenfalls unverkauft blieb der 275 GTB/4 von 1967, mit USD 2,65 Millionen kamen die Bieter dem Mindestpreis aber nahe.
Teuerster Ferrari wurde damit ein 288 GTO von 1985, der mit USD 3,36 Millionen teuer bezahlt wurde.
Generell taten sich die jüngeren Autos aus Maranello eher leichter, allerdings mit Ausnahme des Ferrari LaFerrari Aperta von 2017, der trotz Gebot von USD 5,5 Millionen unverkauft blieb.
Im Schnitt über 50 Jahre alt
Der Altersschnitt der Fahreuge betrug über 51 Jahre, was am doch überraschend grossen Vorkriegsangebot mit immerhin 28 Autos (bis und mit Jahrgang 1941) lag. Von diesen fanden aber nur 22 Wagen ein neues Heim, mit Geboten bei 73,5 Prozent des mittleren Schätzwerts lagen die Angebote oftmals tief/zu tief.
Einige Vorkriegler konnten aber brillieren, etwa der Lone Star Beauty Four Five-Passenger Touring von 1920 oder der Marmon Sixteen Two-Passenger Coupe by LeBaron von 1932.
Gleichzeitig ging ein Buick Business Coupé (Custom) von 1938 mit USD 24’640 deutlich unter den Erwartungen an den neuen Besitzer.
Viele Superklassiker
Mit derartig vielen Porsche und Ferrari im Angebot verstand es sich von selber, dass selbst ohne Lamborghini und mit nur einem Maserati ein riesiges Superklassiker-Arsenal auf neue Besitzer wartete.
Je ein Mercedes-Benz 300 SL als Flügeltürer und Roadster fehlten in Phoenix natürlich nicht, USD 1,1 bis 1,4 Millionen waren als Wert angesetzt.
Beide blieben unverkauft, obschon für den Flügeltürer USD 1,1 Millionen und für den Roadster USD 950’000 geboten wurde. Die Einlieferer erwarteten offenbar mehr.
Drei Jaguar E-Types stellten sich dem Bieterpublikum. Zwei stammten aus der ersten und einer aus der zweiten Serie. Sie konnten alle verkauft werden, die Serie-1-Wagen nahe am Schätzwert, der Serie-2-E-Type deutlich darunter für USD 72’800 anstatt erwarteten USD 110’000 bis 130’000.
Kein Glück hatten die beiden Shelby Cobras, die trotz Höchstgeboten von USD 675’000 und 1,1 Millionen stehen blieben, während ein GT350 von 1965 für USD 357’000 in eine neue Garage fand.
Bentley vor Rolls-Royce
Im direktenVergleich schlugen sich die neun Bentley (8 verkauft) deutlich besser als die 16 Rolls-Royce (13 verkauft). Gerade bei den Rolls-Modellen gab es enorme Ausschläge nach oben und nach unten.
Während für einen Camargue von 1987 mit Cabrioletdach USD 252’000 und damit fast das Doppelte des Schätzwerts bezahlt wurde, konnte ein Interessent beim Rolls-Royce Phantom V State Landaulet by Mulliner Park Ward von 1967 für einen Bruchteil des Estimates zuschnappen, denn USD 445’000 reichten für den Erwerb der auf USD 1 bis 1,5 Millionen geschätzten Rarität.
Zwei Vector Prototypen
Etwas besonderes waren sicherlich die beiden Vector Prototypen WX-3 als Coupé und Roadster von 1993, die am Genfer Autosalon in den Jahren 1992 und 1993 mit rund 1000 PS und toller Farbgebung für Aufsehen sorgten.
Die beiden Einzelstücke wurden für USD 615’000 und 500’000 verkauft, was ingesamt über den Erwartungen lag.
Auch günstige Autos
40 Autos konnten in Phoenix für fünfstellige Summen gekauft werden, deutlich mehr als die Estimates hatten hoffen lassen. Einen VW Typ 181 gab es für USD 24’640, einen Lotus Esprit S1 für USD 50’400.
Der De Tomaso Pantera L von 1974 kostete USD 61’600, der Acura NSX von 1995 USD 70’000.
Einen Ferrari F355 Spider von 1996 konnte man für USD 78’400 mitnehmen, ein Chevrolet Corvette Split Window Coupé von 1963 entleerte das Bankkonto um USD 89’600.
Es scheint, dass auch bei den Amerikanern das Preisniveau auf internationale Standards sinkt.
Trotz hoher Risikoquote (60 Prozent der Wagen wurden ohne Mindestpreis verkauft) erinnerte die RM-Versteigerung aber nicht an einen Ausverkauf, gute Autos erzielten auch hier hohe Preise.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
104 | Volkswagen 1500 Beetle Sedan | 1968 | 35'000 | 50'000 | 30'000 | 33'600 | 33'600 | 29'568 | -20.94%
|
V |
105 | Ferrari F430 Spider | 2006 | 125'000 | 150'000 | 100'000 | 112'000 | 112'000 | 98'560 | -18.55%
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V |
106 | Fiat-Abarth 750 GT 'Double Bubble' Zagato | 1959 | 80'000 | 100'000 | 90'000 | 100'000 | 100'000 | 88'000 | +11.11%
|
V |
107 | Porsche 356 SC GT 'Outlaw' | 1964 | 200'000 | 275'000 | 185'000 | 207'200 | 207'200 | 182'336 | -12.76%
|
V |
108 | Toyota FJ25 Land Cruiser Soft-Top | 1960 | 50'000 | 70'000 | 62'500 | 70'000 | 70'000 | 61'600 | +16.67%
|
V |
109 | Acura NSX | 1995 | 70'000 | 80'000 | 62'500 | 70'000 | 70'000 | 61'600 | -6.67%
|
V |
110 | Willys M38 Korean War Jeep | 1952 | 40'000 | 50'000 | 60'000 | 67'200 | 67'200 | 59'136 | +49.33%
|
V |
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