Eine Versteigerung, bei der das Durchschnittsalter der angebotenen Fahrzeuge fast 120 Jahre beträgt, ist aussergewöhnlich. Sie passt aber natürlich zum London-Brighton-Run, dem Rennen von Fahrzeugen bis 1904, welches alljährlich stattfindet. Seit zwei Jahren ist Bonhams zwar nicht mehr offizieller Partner der Veteranen-Veranstaltung, aber an der Versteigerung passender Fahrzeuge hat man festgehalten und die Kundschaft scheint dies zu schätzen.
84 % Verkaufsquote
Jetzt könnte man ja denken, das Interesse an derartig “sperrigen” und kaum im Alltag einsetzbaren Uraltklassiker sei eher gering, das Gegenteil war der Fall. 26 der 31 angebotenen Fahrzeuge konnten verkauft werden, im Schnitt wurde 92 % des mittleren Schätzwerts geboten. Bei kaum einem Fahrzeug lag das Höchstgebot unter dem unteren Estimate.
Insgesamt wurden mit dem Verkauf der 26 Fahrzeuge £ 2,81 Millionen erwirtschaftet.
Von zwei bis vier Rädern
Das Gros der angebotenen Fahrzeuge, es kamen daneben auch viele Automobilia unter den Hammer am 3. November 2023, wies vier Räder auf, es gab aber auch Zweiräder und Dreiräder zu kaufen. Etwa zwei Drittel der Fahrzeuge stammten aus der Zeit vor 1905, waren also zumindest potentiell London-to-Brighton-Kandidaten.
Einige waren sogar zum “Rennen” am Sonntag gemeldet, d.h. der neue Besitzer konnte sich bereits ans Lenkrad des alten Autos setzen, um an der prominenten Veranstaltungen selber teilzunehmen.
Andere Autos hatten zwar in der Vergangenheit teilgenommen, waren für 2023 aber nicht gemeldet. Einer Teilnahme in Zukunft sollte also nichts entgegenstehen.
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4142 Münchenstein, Schweiz
- Transport und Verzollung
- Andere
Wertvoller Minimalismus
Die Fahrzeuge an der Bonhams-Versteigerung, die an der New Bond Street im Bonhams-Headquarter abgehalten wird, konnten meist nicht mit technischen Superlativen und auch nicht mit eleganten Karosserien strotzen. Aber sie waren eben sehr alt und haben auch ihren eigenen Charme.
Am teuersten liess sich der Panhard et Levassor Type A2 von 1902 verkaufen, £ 368’000 (EUR 423’000, CHF 408’480) zahlte der neue Besitzer also für den London-to-Brighton-Kandidaten.
Dahinter folgte der Richard-Brasier 16 HP Type O von 1904, der für £ 327’750 (EUR 376’913, CHF 363’803) verkauft wurde.
Jüngere Autos unterschätzt?
Für die grössten Überraschungen sorgten zwei Autos, die heute und in Zukunft zu jung für London-to-Brighton sind.
Ein Rolls-Royce 40/50 HP Silver Ghost Salamanca von 1914 wurde für £ 310’500 (EUR 357’057, CHF 344’655) vermittelt, der Schätzwert hatte bei £ 150’000 bis 200’000 gelegen.
Ebenfalls deutlich teurer als erwartet wurde ein Talbot 14 HP Model 4 CBX Tourer von 1914 in neue Hände übergeben. £ 52’900 (EUR 60’835, CHF 58’719) wurden dafür überwiesen, deutlich mehr als die erhofften £ 30’000 bis 40’000.
Dass auch der Benz Patent Motorwagen als Replica von 1886 über dem Schätzwert verkauft werden konnte, war sicherlich ebenfalls eine Überraschung.
Und mit dem Clément-Panhard Voiture Légère Type VCP Two-Seater von 1899 wurde auch eines der ältesten Fahrzeuge der Versteigerung für £ 92’000 (EUR 105’800, CHF 102’120) deutlich veräussert als erwartet.
Äusserst rare Fahrzeuge
Von keinem der angebotenen Wagen dürfte es auf der Welt noch mehr als eine Handvoll geben, entsprechend eingeschworen scheint auch der Kreis der Bieter und Besitzer zu sein.
Mancher Wagen wie der Gasomobile 9 hp von 1901 ist vermutlich das einzig lebende Exemplar dieser Gattung.
Ähnlich verhält es sich mit dem Augé 8-9 HP Twin-Cylinder Phaeton von 1900. Beide wurden zu guten Preisen verkauft.
Teuerstes Auto ohne neuen Besitzer
Nicht verkauft werden konnte der Isotta-Fraschini Tipo RM Roadster von 1912, bei £ 370’000 war Schluss, der Minimalpreis dürfte allerdings nur knapp verpasst worden sein.
Am schlechtesten im Vergleich zum Schätzwert schnitt der Gladiator 10 HP Twin-Cylinder von 1903 ab, das Schlussgebot von £ 116’000 lag nur knapp über der Hälfte des Schätzwerts.
Rund zwei Stunden dauerte die Versteigerung der Uralt-Fahrzeuge, der Geräuschpegel war hoch, offensichtlich war die Auktion auch ein wenig ein Meet-and-Greet-Anlass im Vorfeld des “Runs”.
Mit 84 % Verkaufsquote und £ 2,81 Millionen Umsatz durfte aber Bonhams mit dem Ergebnis sicherlich zufrieden sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
201 | Orient 4hp Type A Buckboard | 1904 | 20'000 | 25'000 | 20'000 | 23'000 | 25'530 | 26'449 | +2.22%
|
V |
202 | Milwaukee Racer 6hp Steam Car | 1901 | 28'000 | 38'000 | 38'000 | 43'700 | 48'507 | 50'254 | +32.42%
|
V |
203 | Benz Patent Motorwagen Replica | 1886 | 20'000 | 25'000 | 29'000 | 33'350 | 37'018 | 38'352 | +48.22%
|
V |
204 | Oldsmobile Model R 'Curved Dash' Runabout | 1903 | 35'000 | 40'000 | 39'000 | 44'850 | 49'783 | 51'577 | +19.6%
|
V |
205 | Lanchester Model 25 Tourer | 1912 | 145'000 | 160'000 | 135'000 | 155'250 | 172'327 | 178'537 | +1.8%
|
V |
206 | De Dion Bouton 4½hp Type G Vis-à-Vis | 1901 | 65'000 | 75'000 | 70'000 | 80'500 | 89'355 | 92'575 | +15%
|
V |
207 | Marot Gardon 1.25hp Tricycle (Jg. 1897/1898) | 1897 | 60'000 | 80'000 | 58'000 | 66'700 | 74'037 | 76'705 | -4.71%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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