Am Freitag vor dem Pebble Beach Concours d’Elégance lud Bonhams am 19. August 2022 seine Kunden und Bieter rund um die Erde in den Quail Lodge & Golf Club in Carmel ein, um dort 139 Fahrzeuge, darunter drei Motorräder und ein Kinderauto, zu versteigern.
Der Gesamtwert der Lots war auf über USD 48 Millionen geschätzt worden, die Hälfte konnte allerdings ohne Mindestgebot erstanden werden.
Im Schnitt boten die Bieter 90 Prozent des mittleren Schätzwerts, die Summe aller Gebote betrugen USD 41 Millionen. Verkauft werden konnten 86 Prozent der Fahrzeuge, die im Mittel fast 65 Jahre alt waren.
Mercedes-Benz an der Spitze
Zwar war Porsche bei Bonhams mit 22 Wagen deutlich stärker vertreten als Mercedes-Benz, beim Verkaufsergebnis allerdings übertrumpften die Sternträger die Konkurrenz aus Zuffenhausen.
Alle Mercedes konnten verkauft werden, geboten wurde im Schnitt 94 Prozent des mittleren Schätzwerts. Die Verkaufsquote bei Porsche kam auf 86 Prozent zu stehen. Alfa Romeo und Jaguar (je 11 Autos) schnitten bezüglich der Gebote etwas schlechter ab und wiesen eine Verkaufsquote von 73 und 91 Prozent auf.
Von Ford wurden neun Wagen angeboten und acht verkauft, von Ferrari acht, wovon sechs einen neuen Besitzer fanden.
Nur die Hälfte der teuren Autos mit neuem Besitzer
Die wertvollsten zehn Autos zusammen verkörperten einen geschätzten Wert von rund USD 25 Millionen. Die Hälfe von ihnen, vier der sechs teuersten, konnten nicht verkauft werden.
Unter diesen befand sich der Le-Mans-E-Type vom Team Cunningham mit einem Schätzwert von USD 7 bis 8 Millionen an der Spitze. Briggs Cunningham hatte 1963 drei Jaguar E-Type für die 24 Stunden von Le Mans angemeldet. Einer der Wagen war S850664, der 7. Lightweight-E-Type von 12 gebauten Exemplaren. Gefahren wurde das aerodynamische gestaltete und leichtgewichtige Coupé von Walt Hansgen und Augie Pabst, während Salvadori/Cihards und Grossman/Cunningham die anderen beiden Wagen fuhren. Hansgen/Pabst fielen mit Getriebeschaden aus, ihr Wagen wurde danach mit einem ZF-Fünfganggetriebe ausgerüstet und konnte beim Rennen Road America 500 im September 1963 den elften Platz erringen. Ein 4. Platz folgte eine Woche danach beim Rennen von Bridgehampton. Kurze Zeit später landete der Wagen im Cunningham-Museum, um in den Siebzigerjahren wieder aufzutauchen. Bis heute blieb dem Wagen sein originaler Motor erhalten.
Mehr als USD 6,3 Millionen wollte kein Bieter für den sicherlich interessanten E-Type aufrufen, so sucht er denn weiterhin einen neuen Besitzer.
Der zweit-wertvollste Wagen bei Bonhams war einer der drei Bugatti 57C Atalante mit Kompressor und Aluminium-Karosserie. Das gelb-schwarze Coupé von 1938 mit Chassisnummer 57767 hat bis heute weitgehend originalgetreu überlebt und ist umfangreich dokumentiert. Als Estimate gab Bonhams USD 2,8 bis 3,4 Millionen an.
Geboten wurden nach einem eher müden Bieterkampf, der bei USD 2 Millionen einsetzte und kurz danach bei 2,5 Millionen endete, rund 200’000 bis 300’000 amerikanische Dollar zuwenig, um einen erfolgreichen Verkauf zu ermöglichen.
Nur eines der 10 wertvollsten Autos wurde teurer verkauft als erwartet, es war dies ein roter Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer von 1956, der für USD 1,738 Millionen den Stall wechselte.
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Drei frühe Ferrari
Ähnlich teuer wie der Bugatti Atalante sollen zwei frühe Ferrari werden. Der ältere von beiden Wagen war ein 166 Inter Cabriolet von 1949 mit Chassisnummer 033 S und einer Karosserie von Stabilimenti Farina.
Der Wagen verfügt über ein Ferrari Classiche Red Book und zeigte sich bereit für die grössten Concours der Welt. USD 1,8 bis 2,2 Millionen waren geschätzt, USD 1,5 Millionen wurden geboten. Auch dieser Superklassiker blieb unverkauft.
Besser lief es für einen weissen Ferrari 250 GT Europa mit einer Coupé-Karosserie von Pinin Farina aus dem Jahr 1955. Chassis 0427 GT wurde 1955 auf dem Autosalon von Brüssel gezeigt, um kurze Zeit später in Spa Francorchamps zum Rennen anzutreten. Der letztgebaute 250 Europa GT, der immer noch seinen originalen Motor und das Original-Blechkleid aufweist, wurde auf USD 2,25 bis 2,75 Millionen geschätzt und schliesslich für USD 1,958 Millionen verkauft.
Noch etwas günstiger wurde der Ferrari 212 Inter von 1951 vermittelt. Das von Ghia mit Aluminium eingekleidete Coupé mit Chassisnummer 0145 E wurde 1952 auf dem Turiner Autosalon gezeigt und wurde schon in Pebble Beach und Amelia Island gezeigt. Bezahlt wurden dafür nun USD 1,215 Millionen, was etwas unter dem Estimate von USD 1,35 bis 1,65 Millionen war.
Ein wirklich grüner Lamborghini Miura
Drei Lamborghini sollten (nach einem Rückzug) bei Bonhams vermittelt werden, der wertvollste war eindeutig ein Miura P400 S von 1969, der in hellgrüner Lackierung auf USD 1,75 bis 2,25 Millionen geschätzt war, allerdings ohne einen Mindestpreis festzusetzen.
Dies wurde nicht zu einem Problem, denn die Bieter gestanden dem Wagen einen Verkaufspreis von USD 1,958 Millionen zu.
Deutlich günstiger wurde ein 400 GT 2+2 von 1967 verkauft, nämlich für USD 246’400, während ein 350 GT von 1965 beim USD 670’000 stehen blieb, wohl weil das höchste Gebot nachträglich zurückgezogen wurde.
Elektroauto als Überraschungssieger
Der Detroit Electric war bekanntlich das populärste Elektroauto der automobilen Frühzeit. Bonhams bot ein Model 47 Brougham von 1914 an, das auf nicht unrealistische USD 30’000 bis 40’000 geschätzt war.
Die Bieter sahen dies komplett anders. Erst bei USD 125’000 stoppte der Kampf um das frühe Elektroauto, der Verkaufspreis kam damit auf USD 140’000 zustehen, also das Vierfache des mittleren Schätzwerts!
Umkämpfter Vorkriegs-Rolls-Royce
Kaum weniger spannend war der Kampf um einen Rolls-Royce Silver Ghost Piccadilly Roadster von 1926, der auf USD 450’000 bis 600’000 geschätzt war. Immer wieder erhohte ein Bieter gleich um einen sechsstelligen Betrag und auch bei der Millionengrenze machten die beiden Hauptinteressenten nicht halt.
Schliesslich hämmerte Marteen ten Holder den Rolls für USD 1,2 Millionen in die Geschichtsbücher, der Käufer zahlte mit Aufpreis/Kommission schliesslich USD 1,325 Millionen oder rund das 2,5-fache des Schätzwerts.
Immerhin 36 Autos wurden über dem mittleren Schätzwert zugeschlagen, darunter auch ein Cadillac Eldorado Biarritz Convertible von 1959, der für USD 268’800 verkauft wurde, und ein Locomobile Model 48 Sportif von 1922, der für USD 112’000 einen neuen Besitzer fand.
Auch eine Alfa Romeo Giulia Super von 1968 von 1967 wurde teurer verkauft als erwartet, hier wechselten USD 42’000 den Besitzer.
Ein ganz besonderer TVR-Ableger
Kaum jemand dürfte wissen, was ein Jomar ist. Dabei handelt es sich um Sport- und Rennwagen, die von Raymond Saidel gebaut wurden. Während der Jomar Mk I auf der Basis eines Dellow Chassis und mit einem Ford Vierzylindermotors entstand, nutzte Saidel beim Mk II die Basis des TVR Grantura mit dem Coventry Climax Motor. 7C104 hiess die Chassisnummer und der Wagen wurde von Saidel in amerikanischen Meisterschaftsläufen selbst gesteuert, durchaus mit Erfolg gegen Grössen wir Shelby und Co.
Jetzt suchte der inzwischen komplett restaurierte Wagen einen neuen Besitzer, der bereits sein sollte, dafür USD 80’000 bis 120’000 auszulegen, aber nicht auf der Strasse damit zu fahren.
Das war den Bietern offensichtlich zu teuer, denn über USD 62’500 gingen die Gebote nicht.
Zwei ziemlich spezielle Alfa Romeo nicht verkauft
Wie der typische Alfa Romeo 6C 1750 GS sah das Exemplar mit Chassisnummer 8513025 definitiv nicht aus. Der Wagen aus dem Jahr 1930 wurde von Sir Ronald Stewart und Capt. George Eyston genutzt und unter anderem bei Rekordfahrten in Brooklands eingesetzt.
Restauriert sollte dieser Rennwagen nun USD 1,6 bis 1,8 Millionen kosten, mehr als USD 1,175 Millionen wollte aber niemand bieten. Der Wagen blieb unverkauft.
Ähnlich erging es dem Alfa Romeo 33 TT 12 von 1974. Es handelt sich dabei um einen Werkwagen, der von Ickx, Reutemann und Stommelen in Monza, auf dem Nürburgring und in Imola gefahren wurde, mit durchaus gutem Erfolg.
Jetzt solle das authentisch erhaltene und nie restaurierte Exemplar beim Käufer etwa USD 1,7 bis 2,2 Millionen locker machen, die Gebote stockten aber bereits bei USD 1,35 Millionen. Auch dieser Wagen blieb damit stehen.
Eine ganze Horde früher Porsche 911
Nicht weniger als acht frühe 911 Coupés (und einen 912) mit Jahrgängen zwischen 1966 und 1974 bot Bonhams in Kalifornien an. Darunter waren auch sechs Zweiliter-Versionen, von denen allerdings ein Drittel nicht verkauft werden konnte.
Ein Zweilister-Coupé von 1967 allerdings überflügelte den Schätzwert von USD 200’000 bis 250’000 sogar und wurde bei USD 290’000 zugeschlagen, also für USD 324’000 verkauft. Teurer als erwartet vermittelt konnte auch ein 2,4-Liter-Coupé (911 T) von 1972, das für USD 252’000 in neue Hände übergeben werden konnte.
Der Thunderbird von Humphrey Bogart
Der Star von Casablanca, Humphrey Bogart, kaufte sich 1956 einen grauen Ford Thunderbird mit Continental Kit. Der Wagen kommt immer noch mit der originalen Registrierungskarte und zeigt sich in gut erhaltenem und authentischem Zustand, auch ein Hardtop mit Opera Window gehört dazu. Geschätzt wurden USD 75’000 bis 125’000 und dies noch ohne Mindestpreis.
Der neue Besitzer legte für dieses Star-Car USD 106’400 an, was in etwa im Einklang mit den Erwartungen war.
Etwas mehr Kredit gab man dem Namen Steve McQueen. Immerhin waren für jene Husqvarna 400 Cross von 1971, die einst dem “King of Cool” gehört hat, im Vorfeld schon fast astronomisch anmutende USD 130’000 bis 180’000 geschätzt worden. Mit USD 165’000 erreichte das Höchstgebot dann auch die Erwartungen, USD 186’500 kostete schliesslich das McQueen-Motorrad.
Auch weniger exotische Autos
Man muss allerdings nicht unbedingt sechsstellige Beträge anlegen, um an der “The Quail Auction” ein Auto zu erstehen.
Einen Fiat Nuova 500 von 1957 gab’s für USD 15’680, einen Rolls-Royce Phantom V von 1960 für USD 30’600.
Für einen Mercedes-Benz 560 SL von 1987 musste man USD 33’600 bezahlen, für einen BMW 2002 Tii von 1973 allerdings immerhin USD 67’200 (fast das 1,5-fache des Schätzwerts).
Autos für Restaurierer
Selbst für Leute, die selber noch an ihrem Auto arbeiten wollten, hatte Bonhams etwas zu bieten. So gab es einen Facel Vega Excellence oder einen frühen Jaguar E-Type zu kaufen, die sicherlich nicht ohne Zutun laufen werden, aber trotzdem nicht ganz günstig angeboten wurden.
Beim Facel reichten schliesslich USD 52’640 für den Kauf, während der traurig aussehende E-Type als Roadster der Serie 1 von 1962 für USD 78’400 ebenfalls deutlich unter den Erwartungen veräussert wurde.
Insgesamt lief es für Bonhams also gut, allerdings dürften vor allem die nicht verkauften teuren Autos etwas am Stolz der Spezialisten und Einkäufer gekratzt haben.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 001 | Husqvarna 400 Cross (ex Steve McQueen) | 1971 | 130'000 | 180'000 | 165'000 | 186'500 | 179'040 | 186'500 | +20.32%
|
V |
| 002 | Vincent Rapide Series C To Black Shadow Specification | 1950 | 65'000 | 85'000 | 45'000 | 51'750 | 49'680 | 51'750 | -31%
|
V |
| 003 | Norton Big 4 | 1954 | 8000 | 12'000 | 10'000 | 11'500 | 11'040 | 11'500 | +15%
|
V |
| 004 | Ford Fairlane 500 Victoria Club Coupe | 1957 | 20'000 | 25'000 | 16'000 | 17'920 | 17'203 | 17'920 | -20.36%
|
V |
| 005 | BMW 2002 TII | 1973 | 40'000 | 50'000 | 60'000 | 67'200 | 64'512 | 67'200 | +49.33%
|
V |
| 006 | Ferrari 512 BBI | 1982 | 180'000 | 230'000 | 165'000 | 182'000 | 174'720 | 182'000 | -11.22%
|
V |
| 007 | Fiat 'Nuova' 500 | 1957 | 20'000 | 30'000 | 14'000 | 15'680 | 15'052 | 15'680 | -37.28%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis




















































































































































































































































































































































































































































































































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