Hintergrund:
Seit 1971 und somit ein Jahr nach der Eröffnung des damaligen „Verkehrslandeplatzes“ in Kassel-Calden, wurden auf dem kleinen Nordhessischen Regionalflughafen Rennen ausgetragen. Höhepunkte waren dabei die Interserie-Rennen in den frühen 70ern Jahren oder die Auftritte der Deutschen Rennsportmeisterschaft bis 1978. Bedingt durch die Installation eines Instrumenten-Landesystems war mit den Rennaktivitäten nach 1987 jedoch zunächst Schluss. Die letzte offizielle Veranstaltung, ein Nachtprolog, fand 1997 auf dem Gelände statt.
Nach 30 Jahren Pause wagten die beiden Organisatoren Heinz W. Jordan und Dr. Dietrich Krahn 2017 einen Neuanfang und initiierten ein erstes Revival auf dem seit 2013 brachliegenden Flugplatzgelände, das von den Fahrern und den Fans sehr gut aufgenommen wurde. Vom 24. Bis am 26. August folgte nun die Nachfolgeveranstaltung.
Früher eine Art „German Standard“ gibt es mittlerweile fast keine Rundstreckenveranstaltungen mehr auf Flugplätzen. Einen Bedarf dafür besteht ganz offensichtlich schon, denn die 320 Startplätze waren ratzfatz ausgebucht (davon 122 Motorräder) und selbst die Warteliste hatte ein ansehnliche Länge. Selbst Piloten aus dem tiefen Süden hatten sich auf den Weg nach Nordhessen gemacht.
Der Bedarf scheint indes nicht nur bei den Fahrern, sondern auch bei den Zuschauern zu existieren. Selbst am kühlen und feuchten Samstag blieb man deutlich über den Erwartungen. Die eingeplanten 3000 Eintrittsbändchen waren Mittags schon alle weg. Noch besser lief der Sonntag, am Veranstaltungsende gab es sogar einen ansehnlichen Stau bei der Orsteinfahrt Calden.
Gegenüber früher modifizierte Streckenführung
Gefahren wurde allerdings nicht die schnelle, aus zwei langen Geraden bestehende Strecke von früher, sondern eine Variante im nördlichen Teil des Areals, die gut die Hälfte der ehemaligen Landebahn im Gegenverkehr mit einer engen Spitzkehre als Verbindung, einen Teil des Taxyways nutzte und ungefähr 2,6 Km lang war. Insgesamt gab es drei Motorradklassen, eine Gespannklasse und sieben verschiedene Automobil-Klassen. Wobei die „Classic Cars“ und die „Youngtimer ab 1976“ so gut gefüllt waren, dass in zwei Gruppen gestartet wurde. Somit kamen die Zuschauer an beiden Tagen in den Genuss von 26 Demoläufen plus einigen Sonderläufen.
Materialbruch führt zu Unfall
Natürlich ging es nicht um schnelle Rundenzeiten, sondern um der Fahrspaß. Das hatten letztlich alle Piloten akzeptiert und keiner meinte einen neuen, imaginären Rundenrekord aufstellen zu müssen, wenn das bei einem Zwischenfall zunächst auch anders aussah.
Dieser war jedoch nicht auf Übermut, sondern auf Materialbruch zurückzuführen und verlief glimpflich und vor allem ohne Personenschäden: An einem Wartburg hatte sich ein Rad gelöst und der Ost-Bolide war unkontrolliert auf die Gegenfahrbahn in einen Donkervoort gerutscht. Glück im Unglück. Der Donki-Pilot war alleine unterwegs und blieb trotz starker Schäden auf der Beifahrerseite unverletzt.
Es bleibt jedoch unverständlich, warum der Veranstalter bei dem ansonsten sehr gut organisierten Event auf die Anwesenheit eines Abschleppers verzichtet hatte und sich die Bergung dadurch sehr lange hinzog, beziehungsweise der Wartburg zunächst zwischen den beiden Fahrbahnen stehen blieb.
Fahren in umgekehrter Laufrichtung?
Sonst gibt es wenig bis nichts an der Veranstaltung zu bemängeln und es bleibt zu hoffen, dass es 2019 dann mit Abschlepper und einer besseren Trennung beider Fahrbahnen auf der Landebahn weitergeht, Fahrer und Fans würden sich freuen.
Als Option bietet sich zudem an die Strecke entgegen dem Uhrzeigersinn zu befahren, was noch mehr Sicherheit bei der Kurve eingangs der Landebahn geben würde, deren Auslaufzone die Gegengerade ist – bei umgekehrter Fahrtrichtung dagegen eine Wiese.
Die offizielle Seite der Veranstaltung finden sich auf der Website des Anlasses .