Nur gut 50 Kilometer von Aachen entfernt, liegt - eingebettet in den wunderschönen Ardennen - die Rennstrecke von Spa Francorchamps. Aufgrund Ihrer Lage wird sie auch gerne als Ardennen-Achterbahn bezeichnet. Und wer einmal die Strecke live kennengelernt hat, wird diese Aussage voll unterstreichen. Ähnlich wie die Nordschleife des Nürburgring, wurde die Rennstrecke von Spa in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts in die hügelige Landschaft eingebaut. Auch wenn sie in den letzten Jahrzehnten immer wieder den modernen Anforderungen angepasst wurde, hat sie nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Fragt man die aktuellen Formel 1-Fahrer nach deren Lieblingsstrecke, hört man meist „Spa Francochamps“. Für Motorsport mit klassischen Fahrzeugen gilt Spa ebenfalls als idealer Austragungsort. Da die Vergangenheit hier eine Vielzahl legendärer Rennen in das Motorsport-Geschichtsbuch eingetragen hat. Das Hauptereignis für alle nostalgischen Petrol-Heads findet traditionsgemäß im September mit den Spa Six Hours statt. In diesem Jahr fand die Veranstaltung vom 25. – 29. September 2019 statt.
Langstreckenrennen als Höhepunkt
Auf dem Programm standen wieder diverse Rennen:
- FIA Masters Historic Formula One Championchip
- Jaguar Classic Challenge
- Historic Grand Prix Association
- Aston Martin Masters Endurance Legends
Die oben aufgeführte Liste stellt hierbei nur einen kleinen Teil des Gesamten dar. Absoluter Höhepunkt des Wochenendes ist das Langstrecken Rennen - die Spa Six Hours. Dieses sechs Stunden-Rennen wird immer Samstagsnachmittags gestartet und geht bis in die späten Abendstunden. Es bietet alles, was das Herz eines Motorsportjunkies schneller schlagen lässt. Hochkarätige klassische Rennwagen, topmotivierte Fahrer, einen Rennverlauf bis in die dunkle Nacht, garniert mit zahlreichen Boxenstopps und alles vor historischer Motorsport-Kulisse.
Ford GT 40 als beliebtestes Auto unter den Teilnehmern
Als sicheres Top-Auto für das sechs Stunden-Rennen hat sich der Ford GT 40 herausgestellt. Er gewann die letzten 8 Rennen und fuhr insgesamt 13 Siege bei den Spa Six Hours ein. Dass sich die Erfolgsserie in diesem Jahr fortsetzen sollte, dafür sorgte ein Aufgebot von gleich 15 Ford GT 40 Fahrzeugen. Ehrlich, wo findet man heute so etwas noch einmal? Unter ihnen die Vorjahressieger Marcus Graf Von Oeynhausen und Nico Verdonck – natürlich mit Startnummer 1. Für den erfahrenen Deutschen und den jungen Belgier erschien ein zweiter Sieg in Folge jedoch schwierig, nicht zuletzt aufgrund der starken Konkurrenz.
Eingeschrieben hatten sich Spezialisten wie Walker, Meaden, Stretton, Davies, Newall, Hart, Meins, Bryant, Cottingham, Nolte, Gläsel, Le Blanc, Schryer, Guenat, Mahé, Hancock and Co und die verfügten nämlich ebenfalls über einen Ford GT40. Auch die Namen der Beifahrer liessen aufhorchen: Nicolas Minassian, Rob Huff, Gordon Shedden, Nicky Pastorelli sowie ein gewisser Eric van de Poele, der als Beifahrer des Amerikaners James Farley fungierte. Es konnte demnach wieder das Jahr des Ford GT40 werden. 50 Jahre nach dem GT 40-Sieg von Jacky Ickx bei den 24 Std. von Le Mans 1969. Auf der Starterliste fanden sich aber ebenfalls viele Jaguar E, diverse Ford AC Cobra, ein Dutzend Lotus Elan, eine Handvoll TVR, kurz ein Querschnitt der Automobil-Heros der 60er und 70er-Jahre. Über 100 gemeldete Autos versprachen ein spannendes Rennen mit erbitterten Kämpfen.
Erschwerte Bedingungen für die Fahrer
So fand auch das sechs Stunden-Rennen unter erschwerten Bedingungen statt. Die Pole Position hatte sich mit einer Zeit von 2:42:634, das Team - Eric van de Poele / James Farley - erfahren. Auf dem zweiten Platz stand der GT 40 von Marcus Graf Von Oeynhausen / Nico Verdonck - mit einer gefahrenen Zeit von 2:42:846. Auch wenn es bei der Startaufstellung in der ersten Reihe zuvor mit dem richtigen Startgrid ein kleines Missverständniss gab, ging das Teilnehmerfeld pünktlich um 15:55 Uhr auf die feuchte Reise. Der Start verlief ohne größere Zwischenfälle und als das Feld zum ersten Mal die lange Kemmel Bergaufpassage hinaufzieht, schleppte es eine lange Gischtfontäne hinter sich her. Der überwiegende Teil des Feldes fuhr schon ab der ersten Runde um 16:00 Uhr mit eingeschalteten Lichtern. In der zweiten Runde wechselte die Führung und das Vorjahressiegerauto setzte sich an die Spitze.
Kleinere und grössere Schäden aufgrund der Bedingungen
Da sich das Gripverhalten auf der Strecke im Laufe des Rennens ständig änderte, waren Ausrutscher und Dreher keine Seltenheit. Kleinere und größere Blechschäden waren dann die Folge. Aus der Spitzengruppe erwischte es nach genau einer gefahrenen Stunde, die Startnummer 8, den GT 40 von David Hart. Er verlor in Blanchimont die Gewalt über das Fahrzeug und schlug in die Reifenwand. Der Niederländer war mit seinem Team - Sohn Oliver Hart und Nicky Pastorelli - immerhin von Platz 3 gestartet. Zum Glück blieb er unverletzt.
Ebenfalls Pech hatte das Team Marcus Graf Von Oeynhausen / Nico Verdonck, die wegen Batterieproblemen einige Runden zurückfielen und Ihren Vorjahressieg nicht wiederholen konnten. In Runde 69 erwischte es dann das GT 40 Team - Eric van de Poele / Jim Farley - die von Startplatz eins gestartet waren und mit einem Getriebedefekt das Rennen aufgeben mussten. Den leichten Lotus Elan kam die nasse Piste eigentlich fast gelegen, denn sie hingen beim Anbremsen wie Kletten an den stärkeren Cobras und GT 40.
Mittlerweile war es stockdunkel und die Scheinwerferbatterien brannten Lichtschneisen in den Ardennenwald. An den Boxen herrschte Hochbetrieb. Fahrerwechsel und kleine Reparaturen wurden vom jeweiligen Team in eingeübten Tempo absolviert.
Anders aber sah es bei den Tankstopps aus.
Hier mussten alle Fahrzeuge zur offiziellen Streckentankstelle. Maximal 4 Fahrzeuge konnten dort zur gleichen Zeit nachtanken. Der Fahrer war auf sich allein gestellt. Kein Teammitglied durfe helfen. Es musste einen Fahrer geradezu wahnsinnig machen, wenn er adrenalingeladenen aus vollem Renntempo an die Tankstelle kam …. und dort warten musste, bis eine Zapfsäule frei wurde. Dann hiess es abschnallen, aussteigen den Zapfrüssel aus der Säule nehmen und den, oder die Tanks auffüllen.
In der Hektik schwappte so manch gefüllter Tank über. Den Tankstellenplatz überzog schon nach kurzer Zeit eine sicherheitshalber ausgestreute dünne Sandschicht. Festgelegte Posten halfen dem Piloten anschließend beim Einsteigen und Anschnallen. Viele Fahrzeuge sprangen mit ihren heißen Motoren nach der kurzen Tankpause freiwillig nicht mehr an und mussten angeschoben werden. Dann hiess es wieder, einfädeln in die Boxenausfahrt und die Steigung zur Raidillon hochschießen.
Anstrengendes Rennen für Fahrzeuge im Favoritenkreis
Nach sechs gefahrenen Stunden unter widrigen Wetterbedingungen wurde das Team - Philip Walker / Miles Griffith / Gordon Shedden - auf ihrem GT 40 als Sieger, mit 107 gefahrenen Runden und einer Zeit von 5:59:03 abgewunken.
Mit 104 gefahrenen Runden und einer Zeit von 5:59:45 überraschte das Aston Martin DB4 GT DP214 Team von Wolfgang Friedrichs / Simon Hadfield / Michael Mallock auf dem zweiten Platz. Mit nur 2,6 Sekunden Rückstand und ebenfalls 104 gefahrenen Runden kam der GT 40 von Nikolaus Ditting / Sam Hancock auf den dritten Podiumsplatz. Es war ein anstrengendes Rennen mit vielen Ausfällen, gerade im Favoritenkreis.
In der Hoffnung auf mehr Glück und einen einsichtigen Wettergott werden aber die meisten der gestarteten Teams auch im Jahr 2020 wieder auf die geliebte Ardennen-Achterbahn zurückkehren.
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