Spa Francorchamps gehört zu den schönsten Rennstrecke der Erde und hat mit der Eau Rouge eine der spannendsten und schwierigsten Passagen aller Rundkurse überhaupt zu bieten. Kein Wunder freuen sich auch die Piloten aus dem historischen Lager jedes Jahr darauf, dort anzutreten. Eine der Gelegenheiten dazu heisst “Spa Six Hours” und dieser Anlass bot mit rund 650 alten Rennwagen und 16 Rennläufen “Racing” vom Feinsten.
Kein Regen!
Fast unglaublich mutete am 16. bis 18. September 2016 das Wetter an, es regnete keine Minute, wo doch Spa als fast schon regensicher gilt. Immerhin zog jeweils am frühen Morgen dichter Nebel auf, also musste die Spa-Fangemeinde nicht ganz auf Feuchtigkeit verzichten, ansonsten aber schien die Sonne und Wolkenbänder zogen vorbei. Am Sonntag war es dann meistens ganz mit Wolken bedeckt, kühl, aber auch da ohne Regen.
In die Nacht hinein
Der Höhepunkt der Spa Six Hours war natürlich auch im Jahr 2016 das gleichnamige Langstreckenrennen über sechs Stunden.
Antreten durften Touren- und Rennwagen mit Baujahr bis 1965, im über 100 Fahrzeuge zählenden Feld tummelten sich eine ganze Meute von Ford GT40, die dann auch im Rennen den Ton angaben. Nur gerade der TVR Griffith von Whitaker/Reuben/O’Brien konnte in die GT40-Phalanx einbrechen und sich nach 95 gefahrenen Runden Platz 4 sichern.
Die anderen vier ersten Plätze gingen an den britisch-amerikanischen Mittelmotor-Rennwagen von Ford, 98 Runden legten die Sieger Wright/Gans/Wolfe zurück, gefolgt von Wood/Stretton mit 1:36.057 Abstand.
Das GT40-Gesamtergebnis hätte vielleicht noch besser ausgesehen, aber die vorne liegenden Meaden/Berger/Barilla setzten ihren Ford GT40 schon nach 11 Runden in die Leitplanken.
Die letzten zwei Stunden des Sechsstundenrennens fanden fast komplett im Dunkeln statt, was den Zuschauern erlaubte, die Wirkungsweise der unterschiedlichsten Lampen-Konstruktionen zu beobachten. Leider nützen immer mehr historische Rennfahrer LED- und Xenon-Licht zur Verbesserung der Sichtverhältnisse, etwas, was zwar aus Sicht Sicherheit verständlich ist, aber halt nicht mehr wirklich historisch wirkt.
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Tourenwagen vom Feinsten
Sicherlich besonders eindrücklich für viele Zuschauer war das Rennen der historischen Tourenwagen, die in zwei Gruppen an enfernten Enden der Strecke hinter dem Safety Car ins Renenn gesandt wurden. Nach einigen Runden mischten sich die Zweiliter-Tourenwagen bis 1966 natürlich mit den schnelleren Autos der Gruppe 1/2/5 und A und so gab es viele Überholmanöver zu sehen.
Gewertet wurden die beiden Klassen natürlich separat. Bei den neueren Autos gewannen Tromans/Meaden auf einem Ford Capri, die Klasse bis 1966 dominierten Wolfe/Hall auf einem Ford Lotus Cortina, knapp verfolgt vom ehemaligen Profirennfahrer Steve Soper auf einem weiteren Cortina.
Während das Feld der älteren Autos doch sehr stark durch den Ford Lotus Cortina geprägt war, zeigte sich bei den HTTC-Autos bunte Vielfalt, vom BMW M3 (E30), über den AMC Javelin, den Rover SD1, den Chevrolet Camaro bis zum Datsun 240 Z oder MG Metro Turbo.
Enttäuscht wurden die Fans des 24-Stunden-Rennens von Spa, die dem Schnitzer-BMW 3.0 CSL zuschauen wollten, der 1972 bereits schon in Spa angetreten war. Wie 44 Jahre zuvor fiel der BMW leider aus, dieses Mal allerdings sogar ohne eine Runde im Rennen gefahren zu sein.
Die schönen Sportwagen der Fünfzigerjahre
Wer sich für die 24 Stunden von Le Mans der Fünfzigerjahre interessiert und die damals gefahrenen Sportwagen bewunderte, der hatte in Spa sicherlich Freude am Rennen um die Woodcote und Stirling Moss Trophy. Jaguar D-Type, C-Type, Lister Knobbly, Cooper Monaco, Lotus 15, Elva Mk V oder Lola Mk1.
Aber auch Exoten wie der Jowett Jupiter, der Connaught ALSR oder der Willment Climax waren hier am Start und zeigten, wie schön Rennwagen sein können.
Dominiert wurde das einstündige Rennen von zwei Lister Kobbly, Wood/Nuthall hatten am Schluss das längere Ende auf ihrer Seite und siegten mit 21 Runden und fast 20 Sekunden Vorsprung.
Leider konnten einige der besonders raren Autos, etwa ein RGS Atalanta oder ein Allard J2 gar nicht starten.
Die Sportwagen der Sechziger- und Siebzigerjahre
Im Rennen im Rahmen der FIA Masters Historic Sports Car Serie waren auch in Spa Autos wie der Lola T70, die Chevron B8/B16 und Porsche am Start. Leider schaffte es der Porsche 917 von Monteverde/Pearson nicht ins Rennen, mehr als ein paar Trainingsrunden legte der rote Mittelmotor-Zwölfzylinder nicht zurück.
So wurde das Rennen primär von den Lola T70 geprägt, die mit Oli Bryant einen verdienten Sieg nach Hause trugen. Interessant in dieser Serie ist immer wieder zu sehen, wie die unterschiedlichsten Sportwagen-Konzepte - offen versus geschlossen, grosshubig versus schmalbrüstig - am Ende trotzdem zu ähnlich schnellen Rundenzeiten führen können.
Freistehende Räder
Natürlich gab es in Spa auch Monoposti zu sehen, so fuhren historische Einsitzer der Zwanziger- bis Sechzigerjahre im Rennen der Historic Grand Prix Association zwei Rennen à 30 Minuten, während die neueren Formel-1-Autos mit Jahrgängen von 1966 bis 1985 im Rahmen der FIA Masters Formula One zwei dreissigminütige Rennläufe austrugen. Letztere entschied Padmore auf seinem Williams FW07C für sich, während bei den älteren Autos einmal Horsman auf dem Lotus 18/21 und im zweiten Rennen Jolley im Cooper T45/51 siegreich war, der im ersten Rennen noch drei Sekunden auf den Führenden eingebüsst hatte.
Die beiden Läufe im Rahmen der Formula Junior Historic Racing Association wurden von Wilson im Lotus 20/22 und Jackson im Brabham BT2 gewonnen. Vor allem das erste Rennen war bis zum Schluss spannend geblieben, was die Abstände im Zehntelbereich zwischen den ersten drei Fahrern eindrücklich zeigten.
Gruppe der Exoten
Hier geraten selbst Kenner ins Grübeln: schon mal etwas von Martin gehört? Oder von Rawlson, Clan Crusader, Coldwell, Davrian oder Willment? Fahrzeuge dieser Marken sieht man wirklich selten, ob man sie aber auch optisch schön findet, soll jeder selber entscheiden. Jedenfalls schätzt man es sehr, an Motorsportveranstaltungen auch solche Exoten zu sehen, und dies machen die Veranstalter von den Spa Six Hours ebenfalls sehr gut. Weitere Exoten findet man in der Bildergalerie zum Rennfeld «Historic Sports Car Club».
Begeisterte Zuschauer
Die Rennstrecke von Spa-Francorchamps ist für die Zuschauer attraktiv, da es viele interessante Stellen gibt, um die Rennen zu verfolgen. Entsprechend verteilen sich die Massen auch gut. Und wenn es, wie 2016, nicht regnet, ist das Verweilen an der Stecke noch interessanter.
Beliebte Positionen fanden sich an der langen Geraden zwischen Eau Rouge und Les Combes, aber auch bei er 180-Grad-Kurve Bruxelles.
Auch die Boxengasse war gut frequentiert, manchmal gab es kaum ein Durchkommen.
Insgesamt war auch die 2016-er Ausgabe ein stark britisch beeinflusster Rennanlass, an dem man zwar auch Mitteleuropäer antrifft, diese sind aber im Vergleich zum AVD Oldtimer Grand Prix stark in der Minderzahl. Dafür sieht man als Zuschauer eben auch die Autos, die sonst meist nur an britischen Rennveranstaltungen auftauchen. Womit sich die Spa Six Hours als spannende Alternative zum OGP positionieren.