Das Wetter hätte nicht besser sein können, es war durchgehend trocken, und wenn die Sonne schien, war es auch ziemlich warm. Ideale Bedingungen also für Rennfahrer und Zuschauer, um die Spa Six Hours, die vom 12. bis 16. September 2018 stattfanden, in vollen Zügen zu geniessen. Über 650 Rennwagen befanden sich in den unterschiedlichen Fahrerlagern, etliche Zuschauer sind angereist, um dieses Rennspektakel, das es seit 1993 gibt, zu erleben, das in Europa gewiss einzigartig ist.
Höhepunkt 6-Stunden-Rennen mit 17 GT40
Bei den meisten historischen Motorsport-Veranstaltungen fahren die einzelnen Rennfelder höchstens eine Stunde, da können auch der Gigant ”Le Mans Classic” oder das Goodwood-Spektakel nicht mehr bieten. So richtiges Langstrecken-Feeling kommt aber eben erst dann so richtig auf, wenn längere Rennintervalle gefahren werden. Die sechs Stunden von Spa Six Hours sind deshalb wirklich einzigartig und dauern von 16:00 bis 22:00, zwei volle Rennstunden finden also bei absoluter Dunkelheit statt.
Was man sonst nur noch in Goodwood zahlreich sieht, steht auch bei Spa Six Hours am Start. Sensationelle 17 Ford GT40 der insgesamt 114 Rennteilnehmer stellten sich der harten Aufgabe, die 6 Stunden durchzufahren. Bereits bei den Trainings konnte man die Kandidaten für einen Pokal erkennen, so zum Beispiel der #30 GT40 von Marcus Graf von Oeynhausen und des Belgiers Nico Verdonck.
Bereits ab der ersten Runde wurde voll gefahren und die Zuschauer konnten es nicht abwarten, den Vierkampf an der Spitze zwischen #30, #7 (Davies-Young-Newall), #8 (Hart-Hart-Pastorelli) und #37 (Walker-Griffith-Shedden) zu verfolgen. Schnell waren diese vier GT40 alle, es galt also, die perfekte Strategie zu finden, und diese konnten Oeynhausen/Verdonck im #30-GT40 umsetzen. Sie sicherten sich den Gesamtsieg mit gut drei Sekunden Vorsprung auf #7 und #37. Zum ersten Mal seit 1994 stand mit Nico Verdonck beim Spa Six Hours ein Belgier auf dem Siegerpodest!
Die Faszination eines Rennens bei Nacht ist besonders bei einer Rennstrecke wie Spa sehr gross, weil die Strecke selber, abgesehen vom Start/Ziel Bereich, nicht beleuchtet ist. Das einzige was man also sieht sind die üppig ausgestatteten Frontscheinwerfer und wenn man kurz vor einer Kurve steht auch die glühenden Bremsscheiben.
Ebenfalls beeindruckend war die Fahrleistung des Amerikaners Jim Farley im #21 GT40. Kurz vor Anbruch der letzten Rennstunde musste er das Rennen aufgrund eines Kabelbruchs am Gaspedal aufgeben.
Das schnellste Fahrzeug ausserhalb der GT40-Armada war der brachial klingende Lotus Elan 26R #13 von Pittard-Balfe-Stirling. Sie sicherten sich immerhin den siebten Platz mit einer Runde Rückstand.
Spa bietet sehr viel Abwechslung
Besucher am Spa Six Hours geniessen sehr viel Abwechslung. Einerseits kann man zu Fuss die ganze Strecke ablaufen und kann an sehr viel Punkten spannende Perspektiven finden, andererseits geniesst man im Fahrerlager grosszügigen Freiraum, kein Gedränge, keine Hektik. Für das kulinarische Wohl der Besucher sorgt natürlich das Restaurant auf der Dachterrasse der neuen Boxengasse mit atemberaubender Aussicht über die ganze Strecke. Wer zu Fuss via Eau Rouge Richtung ”Les Combes” schreitet, kann beim Beginn der ”Kemmel Straight” nochmals Bier tanken.
Tolle Aussicht und abwechslungsreiche Perspektiven bietet der Bereich um die 180-Grad-Kruve ”Bruxelles”. Nachts wirkt das Renngeschehen wie ein sauber inszeniertes Ballett mit Scheinwerfern.
Wer das Nachtessen in Francorchamps plant, sollte allerdings etwas vorgewarnt sein, denn genau nur ein Restaurant stand zur Auswahl (Acqua Rossa). Dafür hat aber die Metzgerei mit lokalen Produkten auch sonntags offen, hier sollte man sich unbedingt die hausgemachten Mini-Salametti gönnen.
Immer auf dem laufenden, dank App und WiFi
Wirklich lobenswert war die Qualität vom kostenlosen WiFi rund um die ganze Strecke! Mit der SpaSixHours-App konnte man so jederzeit die Rundenzeiten der Fahrzeuge einsehen sowie auch den aktuellen Standort abfragen. Als dann aber die 114 Rennwagen beim 6-Stunden-Rennen auf der Strecke waren, half die Standort-Ansicht dann auch nicht mehr richtig, was aber auch nicht dafür gedacht war.
Zensur auch bei historischen Veranstaltungen
Nur kurz am Rande erwähnt: was im modernen Motorsport selbstverständlich ist, gilt anscheinend auch bei historischen Motorsportveranstaltungen. Während der Australier im Holden Commodore letztes Jahr noch mit der originalen Malboro-Lackierung unterwegs war, wurde ihm das dieses Jahr offensichtlich verboten.
P. Eaton in seinem Holden Commodore erreichte Platz 3 in seiner Klasse im Lauf des "Historic Sports Car Club".
Ungewöhnliche viele belgische Siege
Die 2018er-Ausgabe der Spa Six Hours wurde unbestreitbar von belgischen Siegen geprägt. Nebst Nico Verdonck, der das 6-Stunden-Rennen gewann, galt auch Christophe D’Asembourg als Mann des Wochenendes. Im Lauf der Masters Endurance Legends war er mit seinem Gulf-farbenen Aston Martin Prototypen mit 1.8 Sekunden Vorsprung der schnellste. Und bei der historischen Formel1 sicherte er sich den Sieg im ex-Reutemann Williams FW07C. Der bekannte Peugeot 908 hatte dabei leider keine Chance auf eine Bestzeit.
Lola-Meute diesmal geschlagen
So richtig zur Sache geht es jeweils auch im Feld der ”FIA Masters Historic Sports Car Championship”, wo die vielen Lola T70 normalerweise dominant den Ton angeben. An diesem Wochenende konnten sich allerdings die Gebrüder Banks auf dem aussergewöhnlichen ex-Jo Bonnier McLaren M6B durchsetzen.
Weiteres Renngeschehen
Das kombinierte Rennen der ”Woodcote und Stirling Moss Trophy” bot so viele wunderbare Rennwagen wie noch nie. Chris Ward auf Lister Knobbly sicherte sich dabei den Sieg in diesem 60 Rennwagen starken Feld.
Im V8-geprägten Feld der ”Gentlemen Drivers Pre-66” GT Rennwagen ging der Sieg an David und Oliver Hart auf Shelby Cobra #76. Nolte-Funke holten sich überraschend den vierten Gesamtplatz auf einem Bizzarrini 5300 GT.
An der Touring-Car-Front im Feld ”Masters Pre-66” zankten sich vier Ford Mustang um den ersten Platz. Die Mustang-Dominanz wurde einzig durch den Falcon-Sprint von Gardiner/Wolfe unterbrochen, der Sieg ging an McInerney/Keen. Im einstündigen Tourenwagenrennen ”U2TC” siegte der Alfa Romeo GTA vom 19 Jahre alten Olivier Hart.
Sehr knapp gehen jeweils die Rennen der Formel Junior aus. Dieses Mal konnte sich Chris Goodwin im Lotus 22 durchsetzen. In den beiden halbstündigen Rennen der ”Historic Grand Prix Cars Association” gingen Rudi Friedrichs (Cooper T53) und der Schweizer Michael Gans (Cooper T79) als Sieger hervor. Letzterer überquerte die Zielgerade mit einer riesigen Rauchwolke, da sich die Mechanik seines Boliden genau dann in Rauch auflöste!
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Ich war darbei mit mein Sohn. Sehr spectaculär war's am La Source im dunkel.
Einfach Super WochenEnde.