Schlagartig wird es ruhig in der Bergwelt am Bernina Pass, nur noch ein krächzender Vogel am Himmel ist zu hören. Die Passstrasse ist gesperrt, die Zuschauer am Streckenverlauf schauen gespannt in die Ferne. Dann hört man das Knurren eines fernen Vierzylinders und vielleicht zwei Minuten später naht der erste der rund 60 Renn- und Sportwagen.
Nirgendwo anders lassen sich die Töne alter Autos derart intensiv wahrnehmen, wie bei einem Rennlauf in der Bergwelt. Ob Maserati 250F, Lotus 11 oder Porsche 911, sie schmettern ihre charakteristischen Fanfaren in die Alpenkulisse und huschen innert Sekunden vorbei.
5,7 km, über 50 Kurven
Es ist eine lange schnelle Piste, die von La Rösa auf 1880 Metern bis hinauf zur Passhöhe des Bernina, die auf 2235 Meter liegt, führt. Wer die Strecke wie Chris Ward auf seinem Ford GT40 von 1965 in weniger als 3:20 Minuten zurücklegt, fährt über 100 km/h im Schnitt. Dabei sind einige enge Kurven allerdings nicht zu unterschätzen, sie zwingen zu harten Bremsmanövern.
Die Spitzkehren werden jedoch immer wieder durch schnelle Geschlängel und Geraden abgelöst, die Spitzengeschwindigkeiten von deutlich über 160 km/h erlauben. Die breite und gut ausgebaute Strasse erlaubt deutlich höhere Geschwindigkeiten, als es die Schweizer Strassenverkehrsgesetzgebung normalerweise duldet.
Auf Bestzeit
16 der gemeldeten 65 Teilnehmer sind es schliesslich, die auf Bestzeit fahren, während sich die übrigen auf Gleichmässigkeit messen lassen.
Hinter dem Schnellsten Ward reihen sich Christian Kleinguti auf seinem Brabham BT30 Formel 2 von 1970 und Daniele Perfetti auf einem Porsche 911 ST von 1971 ein.
Viertschnellster nach drei gezeiteten Läufen ist Lukas Halusa im Jaguar E-Type Semi Lightweight von 1964, Fünfter wird Martin Halusa im Maserati 250F von 1956, gefolgt von Werner Pircher im Lotus 41 Formel 3 von 1966.
Es ist ein farbiges Klassen-Gemisch, das sich der Stoppuhr stellt. vom reinrassigen Rennwagen bis zum Tourenwagen reicht das Spektrum, das sich wie ein Who is Who der britisch-italienischen Autogeschichte liest. Die perfekte Kombination mit Elementen aus beiden Ländern hat ein Aston Martin DB2/4 Mk1 von 1953 mit Bertone-Karosserie zu bieten. Mit Zeiten unter vier Minuten ist Heinz Stamm auch richtig flott unterwegs.
Der Maserati 250F am Berg
Am weissen Maserati 250F kommt kaum jemand vorbei im Fahrerlager, zu attraktiv sieht der Frontmotor-Monoposto aus. Auf der Strecke lässt er das kraftvolle Lied seines Reihensechszylinders erklingen, die Aufmerksamkeit ist diesem attraktiven Wagen sicher.
Dabei gibt es durchaus Konkurrenz, etwa den Jaguar C-Type oder den D-Type, aber auch der filigrane Lotus Eleven oder der zierliche Fiat-Abarth 750 GT Zagato.
An Klangfülle allerdings kann es kaum jemand mit den amerikanischen Ford-V8-Motoren aufnehmen, die neben dem Ford GT40 auch die beiden Tourenwagen Ford Galaxie 500 und Ford Falcon Sprint, die beiden Ford Mustang sowie den TVR Griffith V8 befeuern.
Vorkriegs-Raritäten
Während die einen Zuschauer vor allem die Sportwagen der Sechziger- und Siebzigerjahre begeistert empfangen, interessieren sich die Freunde der Vorkriegs-Sport- und Rennwagen vor allem für das Quartett jener Autos, die in den Zwanziger- und Dreissigerjahren gebaut wurden.
Ein Bugatti Type 13 Brescia ist mit fast 90 Jahren der älteste Wagen auf der Bernina-Passstrasse, gefolgt von einem Amilcar CGSS von 1928.
Kaum weniger alt ist der herrlich patinierte Rally NCP von 1930.
Und die Briten sind mit einem raren MG Magnette K2 von 1933 vertreten.
Automobile der Marken Bugatti und Amilcar waren schon anlässlich der Bernina-Begrennen 1929/1930 am Start, umso schöner, dass sie 2017 wieder mitfahren.
Die St. Moritzer Automobilwochen
Sowieso schaut das Bernina-Bergrennen auf eine langjährige Tradition zurück, wurden die Passstrasse doch schon Ende der Zwanzigerjahren im Rennmodus bezwungen. Ergänzt wurde die St. Moritzer Automobilwoche damals durch einen Concours d’Elégance, Geschicklichkeitsfahrten und ein Kilometerrennen. Und sogar an ein Vergnügungsprogramm wurde vor rund 90 Jahren schon gedacht.
Von diesem Gedanken lassen sich auch die Organisatoren der Bernina Gran Turismo Veranstaltung leiten und so können Touristen und Rennbesucher bereits im Vorfeld Autofilme anschauen und bei der Eröffnungsparty im Dracula Club abfeiern.
Für die Zuschauer sind historische Züge der Rhätischen Bahn und alte Reisebusse organisiert, die für die Verschiebung der Besucher zur Passhöhe eingesetzt werden. Rund 500 Fahrgäste haben dieses Angebot genutzt, ist von der Organisation des Bergrennens zu erfahren.
Mehr oder weniger gleichmässig
Neben der Rennklasse gibt es auch die Gleichmässigkeitswertung, zu der sich das Gros der Teilnehmer eingeschrieben hat. So richtig wichtig ist den Piloten das Erreichen möglichst identischer Laufzeiten allerdings nicht, zumal es bei Unterschreitung der Richtzeiten (für die meisten 4:25 Minuten) drakonische Strafpunkte gibt. Insgesamt 27 Klassen führt die Ergebnisliste auf, da kann sich fast jeder ein wenig wie ein Sieger fühlen.
Immerhin schaffen es aber einige Fahrer die beiden besten Läufe mit in etwa Sekundendifferenz zu absolvieren, so beispielsweise Thomas Hanna im Mercedes-Benz 190 Ponton von 1959 oder Thomas Ward am Lenkrad eines herrlichen AC Ace von 1963.
Noch gleichmässiger lässt sich Philip Mouser im Jaguar C-Type von 1952 stoppen, gerade einmal drei Zehntel liegen die Laufzeiten auseinander.
Endlich Sonnenschein
Sogar das Wetter macht im Jahr 2017 mit, nachdem sowohl 2015 als auch 2016 nasse Witterung und Nebel auf die Stimmung drückte. Ganz trocken bleibt es zwar auch am 23. und 24. September 2017 nicht, aber zwischendurch lässt sich immer wieder blauer Himmel sehen und die Bergwelt präsentiert sich im schönsten Lichte.
Damit entschädigt Petrus Zuschauer, Teilnehmer und Organisation für die schlechten Wetterbedingungen der Vorjahre.
Viel positives Feedback
Es sei eine phantastische Veranstaltung gewesen, meinen Vertreter der Rennorganisation. Auch die Teilnehmer sind vollen Lobes über den Ablauf und die Stimmung, die kleinen Probleme mit der Streckensicherung und damit verbundene Verzögerungen sind schnell vergessen. Hauptsache, es passieren keine Unfälle und Zwischenfälle, meint ein Fahrer aus dem Cockpit und tatsächlich verursachen ein paar Kühe die grösste Aufregung, als sie sich nicht an die Streckensperrung halten wollen und wieder auf die Weiden zurückbewegt werden müssen.












































































































































































































































































































































































































































































































































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