Jaguar XJ-SC Cabriolet – Ja, nein, vielleicht
Zusammenfassung
Der Jaguar XJ-SC hat schon immer polarisiert. Nicht wirklich Coupé, nicht wirklich Cabrio. Und irgendwas dazwischen? Auch nicht so richtig. Selbst für den Hersteller war er nur eine improvisierte Notlösung. Doch am Ende wurde ausgerechnet dieses Nischenmodell zum Retter der Marke. Unser Artikel erzählt, wie es dazu kam – begleitet von einem V12-Modell und viel historischem Bildmaterial
Dieser Artikel enthält folgende Kapitel
- Wie baut man ein Cabrio ohne ein Cabrio zu bauen?
- Der AJ aus dem XJ im SC anstelle des XK
- Auch ein V12 kann sparsam sein
- Aus Cabriolet wird Convertible
Geschätzte Lesedauer: 7min
Leseprobe (Beginn des Artikels)
Das Ende des XJ-S war eigentlich schon beschlossene Sache. Der 1975 vorgestellte Nachfolger des E-Typ verkaufte sich so miserabel, dass er bereits nach fünf Jahren schon wieder aufgegeben werden sollte. Selbst in seinem besten Jahr hatte er es auf nicht einmal 3900 Exemplare gebracht. Ende 1980 zählte man gar nur noch 1057 Autos in den vergangenen zwölf Monaten. Projekt gescheitert, zurück ans Zeichenbrett. So wäre es wohl auch gekommen, wäre nicht am 17. April 1980 John Leopold Egan neuer Vorstandsvorsitzender von Jaguar geworden. Er hatte recht schnell erkannt, dass nicht der XJ-S selbst das Problem war. Den Wandel vom angriffslustigen Raubtier zur zwölfzylindrigen Automatik-Schmusekatze hatte schliesslich schon der E-Typ vollzogen und konnte demnach dem gleichfalls komfortbetonten Nachfolger nicht vorgeworfen werden.
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Bilder zu diesem Artikel

Das Targa-Cabriolet ist aus meiner Sicht formal der zweitschönste XJ-S, direkt nach dem XJ-S Eventer von Lynx, dem Shooting-Break, der Dachaufbau fügt sich aus meiner Sicht deutlich harmonischer auf den Karosserie-Unterbau als das Coupé mit den "Flying Butresses", das Vollcabriolet hat in geschlossenem Zustand einen viel zu kurzen Dachaufbau und sieht offen irgendwie etwas "nackt" aus, außerdem ist die Karosseriestruktur wesentlich weicher und der Wagen fährt sich nicht so präzise wie das "Targa-Cabriolet" - wobei der Begriff "präzise" im Zusammenhang mit einem XJS einer gewissen Ironie nicht entbehrt...
Ach ja - für mich als Ästheten sind die Facelift-Varianten des XJS nicht sonderlich begehrenswert, mich erinnern die dicken Stoßstangen und die schwarzen Rückleuchten immer an eine gebotoxte Dame mit dunkler Sonnenbrille, mit der sie die Spuren des Facelifts zu kaschieren versucht!
Ich nutze den Wagen vorwiegend auf weiten Strecken ans Meer, sein Lack in Jaguar-Steel-Grey mit dem dunkelblauen Interieur und Verdeck paßt einfach perfekt unter den Norddeutschen Himmel von Sylt.
Der Sechszylinder fährt sich ganz hervorragend - schon mein Vater fuhr einen XJS 3,6 als Coupé damals, als er neu war - verglichen mit meinem Daimler Double Six mit dem Zwölfzylindermotor mit Abgasreinigung ist der XJSC deutlich spritziger und verbraucht ca. die Hälfte an Superplus.
Nur eine Sache trübt die Freude am XJSC:
Der Mann, der das Verdeck konstruiert hat, muß Cabriofahrer gehaßt haben!
Die beiden vorderen Dachteile lassen sich ja noch eingermaßen problemlos demontieren und im erstaunlich großen Kofferraum recht platzsparend verstauen, das hintere Verdeck jedoch korrekt zu öffnen und vor allem korrekt zu falten, ist die reinste Qual, auch bei dem "Fotomodell" im Beitrag ist das Verdeck falsch gefaltet, weswegen es nicht unter die originale Persenning paßt, wie es richtig aussehen muß, ist auf dem Photo des Wagens auf dem Genfer Automobilsalon zu sehen!
Wenn man dann die Persenning übergezogen hat, ist man nahezu aller sorgfältig manikürten Fingernägel verlustig gegangen und die Beifahrerin hat derweil zwei bis drei Ciraretten geraucht...
Sollte man von einem plötzlichen Regenschauer überrascht werden, ist es sehr hilfreich, wenn man eine schrecklich spießige Halbgarage aus dem Kofferraum ziehen kann, denn der hilflose Versuch, das Verdeck angemessen schnell wieder zu schließen, hat in der Regel zur Folge, daß der gesamte Fahrzeuginnenraum unter Wasser steht.
Und:
Beim Schließen des hinteren Verdecks ist es sehr hilfreich, wenn man einen kleinen Elephanten dabei hat, der den Fahrer bei dieser Prozedur unterstützt...
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