Vier Jahre mussten BMW-Fans nach dem Z1 warten, bis sie wieder einen sportlichen Zweisitzer der Marke fahren durften. Nach dem BMW 328, dem 507 und schliesslich dem Z1 war zunächst Pause.
Doch bereits im Juni 1994 berichtete Auto Motor und Sport über den zukünftigen BMW Roadster, der in den USA im neu errichteten Werk in Spartanburg vom Band laufen solle. Die Zeichnungen zeigten das Auto bereits ziemlich realistisch, nur in Details wirkte die spätere Serienversion noch etwas attraktiver.
Intro als Bond-Auto
Noch vor der offiziellen Vorstellung durfte sich Pierce Brosnan als James Bond während der Dreharbeiten zum Film “GoldenEye” in den BMW Z3 Roadster setzen.
Er sei mit den “üblichen Verfeinerungen” ausgerüstet, erklärt Q im Bond-Streifen, zeigen durfte der Wagen im Film allerdings nicht viel. Trotzdem, es war ein PR-Stint nach Mass, zumal er BMW wenig mehr kostete als eine Promotion des Wagens im Kontext mit der Lancierung des Films.
Platzhirsch
Anders als der Vorgänger Z1 war der Z3 von Anfang an für eine möglichst grosse Verbreitung gedacht, entsprechend günstig wurde denn auch der Einstandspreis mit DM 43’700 und CHF 35’600 festgelegt, als der Z3 im Spätherbst 1995 vorgestellt wurde. Käuflich war der Wagen dann aber erst rund ein halbes Jahr später, die Warteliste war beträchtlich, die Aufpreisliste ebenso. Neben dem Zwei-Ventil-Einstiegsmotor mit 1796 cm3 und 115 PS gab es auch eine Vierventil-1,9-Liter-Version mit 1895 cm3 und 140 PS.
Mit dem Ziel, den Wagen möglichst günstig bauen zu können, waren technische Alleingänge ausgeschlossen. Der Z3 erbte viel vom 3-er Compact. Die Motoren, die Kraftübertragung aber auch die Vorderachse (Federbein mit Dreieckslenker) und Hinterachse (Schräglenker) stammten direkt aus dem 3-er-Regal.
Bei den Motoren handelte es sich um zwei Vierzylinder mit Leichtmetallzylinderkopf und obenliegender Nockenwelle. Das Getriebe hatte fünf Vorwärtsgänge, eine Automatik gab es beim 1,9-Liter gegen Aufpreis.
Zwei Airbags, ABS, Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber waren serienmässig, Sitzheizung, Leder, Klimaanlage und Unterhaltungselektronik kosteten Aufpreis.
Das Dach wurde von Hand heruntergeklappt, motorische Hilfe wurde bei der Lancierung für die Zukunft versprochen.
Grosse Begeisterung
Das Publikum empfing den neuen Sportwagen begeistert, vor allem am Anfang scharten sich Passanten sofort um den eigenständig wirkenden Roadster, schliesslich erinnerte an der Oberfläche von aussen kaum etwas an einen anderen BMW-Typ, wenn man einmal die Reminiszenzen an die Vergangenheit weglässt.
Mit seiner langen Haube, den Doppelscheinwerfern, der tiefen Gürtellinie und dem knackigen Heck schlug der Z3 die Brücke zwischen Tradition und Gegenwart perfekt.
Die Gegner hiessen damals Mazda MX-5, Fiat Barchetta, MGF oder Alfa Romeo Spider 2.0 und gegen diese musste sich der Neue aus München/Spartanburg im Markt aber auch bei den Motorjournalisten, die dem Z3 viel Aufmerksamkeit widmeten, durchsetzen.
Und dies gelang ihm gar nicht so schlecht, jedenfalls konnte die 1,8-Liter-Version die Ausmarchung im AMS-Vergleich gegen Fiat, Mazda und MGF knapp für sich entscheiden, wobei ihm vor allem der günstige Benzinverbrauch und die sicheren Fahreigenschaften halfen, während Fertigungsqualität und Preisgestaltung nicht ganz überzeugten.
Mit 10 Sekunden für den Spurt von 0 bis 100 km/h und einer Spitze von 200 km/h war der Z3 1,8 zwar nicht der Schnellste hielt aber ganz gut mit. Die 1,9-Liter-Version ging etwas flotter (9 Sekunden, 205 km/h), kostete aber auch zehn Prozent mehr.
Was vielen Roadster-Fans aber am meisten fehlte, war ein sportlich klingender Motor mit deutlich mehr Leistung. Und BMW enttäuschte nicht, denn natürlich verpflanzte man auch den berühmten Reihen-Sechszylinder in den Bug des Z3!
Übrigens wurde sogar einmal ein V12-Z3 gebaut, er blieb aber ein unausgereiftes Einzelstück, das sich heute im BMW-Museumsbestand befindet.
Sechszylinder-Präsentation auf Madeira
Es war im Spätherbst 1996, als BMW den Z3 mit Sechszylindermotor vorstellte.
Journalisten erhielten im November 1996 die Chance, den Roadster mit 2,8-Liter-Motor und 192 PS auf Madeira zu fahren. Bis dahin waren bereits 35’000 Exemplare des Vierzylinders verkauft worden und das Werk Spartanburg in South Carolina produzierte nun nach einigen Anfangsschwierigkeiten 250 Z3 pro Tag.
Mit dem Z3 2,8 hatte BMW nun endlich eine Antwort auf den Mercedes-Benz SLK 230 und den Porsche Boxster. Mit nun 1260 Kilogramm fahrfertigem Gewicht und 276 Nm Drehmoment war die Basis für artgerechte Dynamik gelegt, zumal der längs eingebaute Sechszylindermotor mit 156 kg nur unwesentlich schwerer als die Vierzylindermaschine war. Zwecks Optimierung der Gewichtsverteilung war die Batterie in den Kofferraum gewandert, die 50:50-Verteilung war wieder hergestellt.
Das Fahrwerk wurde zugunsten der zusätzlichen Leistung etwas verstärkt, die Spur minimal verbreitert. Mit einer muskulöseren Karosserie mit grösseren Ausbuchtungen um die Räder wurde Platz für 17 Zoll breite Räder (Sonderzubehör) geschaffen.
Im Innern hatten Holz auf dem Armaturenbrett und Ledersitze für die Besatzung die geforderten DM 64’100 oder CHF 49’800 zu rechtfertigen. Die Klimaanlage kostete genauso Aufpreis wie das elektronische Stabilitätsprogramm.
Den sportlichsten nicht ganz gewachsen
6,8 Sekunden nahm sich der Z3 2,8 für den Spurt von 0 bis 100 km/h, 225 km/h lief er auf der Autobahn nach gar nicht so langem Anlauf. Die Konkurrenz konnte das noch etwas besser. Der Audi TT 1,8 T Quattro lief 237 km/h, der Mercedes-Benz SLK 320 245, der Porsche Boxster sogar 250 km/h. Dafür gehörte der BMW zu den Sparsameren an der Tankstelle, beim Bremsen war er auf Augenhöhe mit seinen Gegnern.
Trotzdem musste er im Vergleichtest den Mercedes ziehen lassen und wäre er nicht so ökonomisch gewesen, hätte er gar das Schlusslicht gebildet. Vor allem unbefriedigende Sitze und eine umständliche Persenning sowie weitere funktionelle Mängel sorgten für Punktabzüge.
Attraktiv, aber ….
Alles gut mit dem BWM Z3? Nicht ganz, denn die Sache mit der Fertigungsqualität verfolgte den Zweisitzer auch, als er bereits den Sechszylinder an Bord hatte. Die Zeitschrift Auto Motor und Sport setzte einen Z3 2.8 zwischen 1998 und 1999 als Dauertestwagen ein. 100’000 km wurden zurückgelegt und es war wiederum der Motor, der den Wagen “rausriss”.
So schrieb denn auch Yörn Pugmeister: “Der Motor und das Getriebe sind es, die vieles vergessen lassen, auch die traurige Innengestaltung des Cockpits: Das hat eher das Flair eines Compact-Dreiers als die Ausstrahlung eines Sportwagens. Obwohl zwischen der schlecht ablesbaren Uhr und den kaum tastbaren Schaltern für Zusatzlampen bisweilen ein bisschen Chrom aufblitzt.”
Zu kritisieren gabe die lauten Windgeräusche, die deutlichen Fahrwerksmängel, die schlechte Verdeckqualität (mehrfacher Austausch), die unhandliche Persenning, die teuren Inspektionen, der hohe Reifenverschleiss und die “nicht adäquate Verarbeitung”.
Erstaunlich viele Lampen fielen aus und bei den Fensterhebern musste mehrfach nachkorrigiert werden.
Zum Fahrwerk schrieb Pugmeister: “Auf nicht ganz ebenen Straßen lief der Wagen widerwillig geradeaus, er sprang und hoppelte straßenübergreifend - mehr als selbst Roadstern verziehen wird – , in schnell gefahrenen Autobahnkurven neigte das Stummelheck auf Bodenwellen zum Versetzen - kaum zur Freude der Piloten.” Da fiel dann der zu kleine Tank nicht mehr stark ins Gewicht, zumal man mit einem Durchschnittsverbrauch von 10,8 Litern pro 100 km immer noch über 400 km weit kam.
Viel Kritik also nach 100’000 Kilometern, entsprechend auch das Fazit am Ende des Dauertests: “Bisher haben fast 175’000 Käufer einen offenen BMW Z3 erworben. Es ist zu wünschen, dass es nicht ausgerechnet sie sind, die im Cockpit jammern, sondern nur der Wind.”
Stetige Verfeinerung
Bereits 1997 war die M-Version des Z3 mit 3,2 Liter-Sechszylinder und 321 PS erschienen. Im selben Jahr erhielt der Roadster auf der IAA einen geschlossenen Bruder, das Z3 Coupé , das mit einer total eigenständigen Form auf Kundenfang ging.
Im Oktober 1998 wurde der 2,8-Liter-Motor überarbeitet, 1999 gab es ein Facelift für das Äussere, das vor allem an den neu geformten Rückleuchten zu erkennen war. Gleichzeitig ergänzte ein Zweiliter die Motorenpalette, später folgte noch ein kleiner Sechszylinder (vor allem für die Amerikaner).
Am 28. Juni 2002 rollte der letzte Z3 Roadster nach 297’087 Exemplaren vom Montageband in Spartanburg. Der Nachfolger hiess Z4, zeigte die typsichen Züge der Chris-Bangle-Ära und trat zunächst nur als Roadster mit Faltdach an.
Zum Schluss ein Dreiliter
Im Juni 2000 war der Z3 Roadster mit dem auch in der Dreierreihe verbauten Dreiliter-Sechszylinder und nun satten 231 PS bei 5900 Umdrehungen erschienen.
Spätestens dann konnte sich niemand mehr über fehlende Leistung beklagen, beschleunigte der Dreiliter doch in nur gerade 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Als Spitze wurden 240 km/h gemessen, als Testverbrauch günstige 10,8 Liter Super pro 100 km. Sportlicher, schneller und sparsamer - der Dreiliter war die Krönung der Baureihe, wenn man die M-Version aussen vorlässt. Sauberer war er noch dazu.
Souverän motorisiert
Tatsächlich lässt der Dreiliter-Z3 kaum Wünsche offen, auch 20 Jahre später fährt er sich sehr gut. Die Sitze fühlen sich gut an, der Motor dominiert den Gesamteindruck.
Sein turbinenartiges Geräusch und seine feinen Reaktionen auf Gaspedalbewegungen machen das Fahren zum reinen Vergnügen, die exakte Fünfgangschaltung komplettiert das Paket zusammen mit der feinfühligen Servolenkung. So geht “Aus Freude am Fahren”!
Dank kompakter Abmessungen (4,05 x 1,74 x 1,293 Meter) und beispielhafter Übersichtlichkeit (bei offenem Verdeck) ist der Z3 mit seiner nostalgischen Formgebung als Zukunftsklassiker sicherlich bereits gesetzt.
Wir danken der Touring Garage für die Gelegenheit, den Ersthand-BMW Z3 3.0 Roadster aus dem Jahr 2002 für eine Fotosession entführen zu können.
Weitere Informationen
- auto motor und sport / Nr. 13 / 1994 - Seite 12: Modellneuheit BMW Roadster
- AR-Zeitung Nr. 45 / 1995 vom 2. November 1995 - Seite 19: Fahrbericht BMW Z3
- AR-Zeitung Nr. 46 / 1995 vom 9. November 1995 - Seite 21: Vorstellung BMW Z3 Details
- auto motor und sport / Nr. 23 / 1995 - Seite 24: Fahrbericht BMW Z3
- auto motor und sport / Nr. 7 / 1996 - Seite 28: Vergleich Cabrios von BMW, Fiat, Mazda und MG
- auto motor und sport / Nr. 10 / 1996 - Seite 42: Doppeltest BMW Z3 1.9 und Alfa Romeo Spider 2.0
- AR-Zeitung Nr. 25 / 1996 vom 13. Juni 1996 - Seite 21: Test BMW Z3 1.8 und 1.9
- auto motor und sport / Nr. 23 / 1996 - Seite 166: ZZTop - Vergleich BMW Z1 und Z3
- auto motor und sport / Nr. 24 / 1996 - Seite 34: Fahrbericht BMW Z3 2.8
- Sport Auto 12/1996 - Seite 18: Licht am Ende des Kardantunnels (Fahrbericht BMW Z3 2.8)
- auto motor und sport / Nr. 2 / 1997 - Seite 98: Vergleich BMW Z3 1.9 mit Mercedes SLK 200
- AR-Zeitung Nr. 18 / 1997 vom 24. April 1997 - Seite 17: Vergleichstest BMW Z3 2.8, Mercedes-Benz SLK 230, Porsche Boxster
- auto motor und sport / Nr. 20 / 1999 - Seite 74: Dauertest BMW Z3 2.8
- auto motor und sport / Nr. 7 / 2000 - Seite 100: Vergleichstest Cabriolets von Audi, BMW, Mercedes, Porsche
- auto motor und sport / Nr. 17 / 2000 - Seite 22: Ankündigung/Fahrbericht BMW Z3 3.0
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