Manche Autos gelten als Kunstwerke – und auch das Rennfahren ist eine Kunst. Vor einem halben Jahrhundert brachte BMW auf Initiative des französischen Rennfahrers und Auktionators Hervé Poulain beides zusammen; das erste "BMW Art Car" entstand. Seitdem wurden insgesamt 20 offizielle Art Cars kreiert, manche auf Basis von Rennwagen, andere basierend auf Serienfahrzeugen.
Die BMW Art Cars sprechen sowohl Auto- als auch Kunstliebhaber an. Seit dem 4. Juli 2025 sind im Louwman Museum in Den Haag in den Niederlanden im Rahmen der Sommerausstellung „Fine Art on Wheels” bis zum 31. August 2025 nicht weniger als acht Art Cars zu bewundern. Zwischengas war vor Ort und hat sich umgesehen.
Zum 50. Geburtstag der Art Cars
Bei einer Tasse Kaffee im Museumsrestaurant erzählt Direktor Ronald Kooijman, wie es zu der Ausstellung gekommen ist: „Als wir über interessante Themen für Ausstellungen philosophierten, kam die Idee der BMW Art Cars auf (dass die Art Cars dieses Jahr ihr 50. Jubiläum haben, wussten wir noch gar nicht, das haben wir erst später erfahren). Also riefen wir bei BMW an und fragten, ob wir ein paar Art Cars ausleihen könnten. Das ging, sie fragten, welche wir haben wollten. Wir hatten bereits eine Liste mit Autos erstellt und alle bekommen. So kam diese Ausstellung zustande. Erst später wurde klar, dass dies die größte Anzahl von Art Cars ist, die im Jubiläumsjahr an einem Ort zu sehen sind!”
Die Ausstellung im Louwman Museum ist außerdem die einzige Gelegenheit – mit Ausnahme der drei Autos im eigenen Museum von BMW in München –, bei der die Art Cars im Jubiläumsjahr länger als nur ein paar Tage zu sehen sind. In der Schweiz gastierten im Mai immerhin sechs Art Cars anlässlich des 50. Jubiläums von BMW Schweiz, aber in Den Haag stehen die Autos für jeden zugänglich im Museum. Und man muss sagen: Eine Umgebung, in der die Autos besser zur Geltung kommen, ist kaum vorstellbar. Die Ausstellung nimmt etwa die Hälfte der Halle in Anspruch, der Rest ist leer – und das ist auch gut so, denn es entsteht ein angenehm großzügiger Eindruck, ohne dass andere Autos oder Objekte ablenken.
Am Anfang der BMW Art Cars standen Rennwagen, und wir müssen ehrlich zugeben, dass wir von Künstlern bearbeitete Rennwagen für die schönsten Art Cars halten. Zweifellos wird es Menschen geben, die den Motorsport als etwas für Kulturbanausen betrachten und Art Cars auf Basis von Limousinen bevorzugen. Geschmäcker sind verschieden, und das ist auch gut so!
Mit dem 3.0 CSL, gestaltet von Alexander Calder (1975), dem 3.0 CSL von Frank Stella (1976), dem 320i von Roy Lichtenstein (1977) und dem M1 von Andy Warhol (1979) sind die ersten vier Art Cars der Geschichte im Louwman Museum zu sehen. Alle diese Autos haben eine Rennsportgeschichte, sie wurden allesamt bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzt und im Falle des Autos von Stella darüber hinaus beim Rennen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1976 im französischen Dijon.
Alexander Calder: BMW 3.0 CSL (1975)
Das Auto von Calder fällt durch seine frische Farbgebung mit Gelb, Rot, Blau und Weiß auf und war bei seiner Teilnahme am Rennen in Le Mans (Hervé Poulain war einer der Fahrer) bei der Presse und den Zuschauern besonders beliebt.
Frank Stella: BMW 3.0 CSL (1976)
Der 3.0 CSL von Frank Stella hat ein eher technisches Thema, denn die gesamte Karosserie ist mit einem Rasterpapiermotiv bedeckt, auf dem mehrere Linien und Figuren als eine Art Blaupause abgebildet sind. Der bayerische Künstler und Lackierer Walter Maurer übertrug Stellas Entwurf auf das Auto. Bekannt ist Roy Lichtenstein für seine großformatigen Bilder im Comicstil. Elemente daraus, wie die Punkte und Linien und leuchtenden Farben, ließ er auch auf dem von ihm bearbeiteten 320i sehen, wobei die Linien laut dem Künstler den Weg darstellten, auf dem sich das Auto befindet.
Andy Warhol: BMW M1 (1979)
Andy Warhol bearbeitete den M1-Sportwagen in nur 28 Minuten mit einer dicken Farbschicht in vielen Farben. Der raue Stil mit dicker Farbschicht ist an mehreren Stellen des Autos gut zu sehen. Im Jahr 2022 wurde das Auto während einer Ausstellung in einem Museum in Mailand von Klimaaktivisten mit Mehl beworfen.
Cèsar Manrique: BMW 850 CSi (1990)
Das nächste Art Car in der Ausstellung ist Nummer 10, ein 730i von Cèsar Manrique aus dem Jahr 1990. Mit der farbenfrohen Bemalung schuf Manrique eine Hommage an die Insel Lanzarote, die seine Heimat war.
Esther Mahlangu: BMW 525i (1991)
Danach folgt Art Car Nummer 12, ein 525i von Esther Mahlangu aus dem Jahr 1991. Die Südafrikanerin gab die Farben und Muster wieder, die die Menschen des Ndebele-Stammes auf ihre Häuser malen.
David Hockney: BMW 850 CSi (1995)
Der US-Amerikaner David Hockney gestaltete 1995 einen 850 CSi, Art Car Nummer 14. Hockney wird ebenso wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein, die bereits zwei Jahrzehnte vor ihm ihre eigenen Art Cars schufen, zu den „Pop-Art“-Künstlern gezählt. Im Gegensatz zu den meisten Art Cars strahlt Hockneys Kreation keine Geschwindigkeit oder Kraft aus, sondern symbolisiert das eigene Leben des Künstlers und enthält Elemente, die darin eine Rolle spielen: seinen Hund und Landschaften aus seiner Umgebung.
Jeff Koons: BMW M3 GT2 (2010)
Das achte Art Car, das in Den Haag zu sehen ist, ist gleichzeitig das jüngste in der Auswahl, Nummer 17, ein M3 GT2 – wieder ein Rennwagen –, der 2010 von Jeff Koons mit einem bunten Design versehen wurde. „Es geht darum, der Erste zu sein“, sagte Koons damals bei der Erklärung seiner Idee, mit der das Auto bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start ging. Dabei dachte Koons jedoch nicht an ein Autorennen, sondern an etwas ganz anderes ...
Ergänztes Art-Cars-Buch
Anlässlich des 50. Jubiläums der BMW Art Cars ist auch eine aktualisierte Version des wunderschönen Buches zu diesem Thema beim deutschen Verlag Hatje Cantz erschienen. In Wort und Bild werden alle Feinheiten und Hintergründe der 20 Art Cars vorgestellt, ergänzt durch Interviews und Essays als Hintergrundinformationen. Im Vergleich zur vorherigen Ausgabe des Buches, die 2018 erschien, ist nun auch das Art Car von Julie Mehretu enthalten: der BMW M V8 Hybrid, der mit den beiden DTM-Champions Sheldon van der Linde und René Rast sowie Robin Frijns als Fahrern im vergangenen Jahr an den 24 Stunden von Le Mans teilgenommen hat. Das 236 Seiten starke Hardcover-Buch in Kassette liegt in einer deutschen und einer englischen Ausgabe vor und ist natürlich auch im Shop des Louwman Museums erhältlich.
Die Ausstellung „Fine Art on Wheels” ist bis zum 31. August im Louwman Museum am Leidsestraatweg 57 in Den Haag (NL) zu sehen. Das Museum ist während der Sommerferien sieben Tage die Woche von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Informationen und Eintrittskarten sind auf der Webseite des Museums zu finden
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