Richard Romagny ist ein Macher, dies bewies er im Beruf, denn zwischen 1992 und 2006 entwickelte er die Firma “Forges et Mécaniques de la Loire” von 18 auf 400 Leute. In den Neunzigerjahren entdeckte er seine Liebe zu Langstrecken-4x4-Rallyes und nahm selber drei Mal bei der Rallye Paris-Dakar teil, notabene alleine, also ohne Beifahrer.
Nach dem Verkauf seiner Firma im Jahr 2006 begann Romagny jene Autos zu sammeln, die seine Kindheit und Jugend geprägt hatten, darunter die Fahrzeuge, die sein Vater fuhr, aber auch seinen eigenen ersten Wagen (ein Simca 1100 ti). Dazu stiessen dann viele interessante französische Wagen der Sechziger- bis Neunzigerjahre, aber auch ein paar andere Raritäten auf zwei und vier Rädern.
Gegen 150 Fahrzeuge gross wurde die Sammlung, jetzt trennte sich Romagny von gut drei Vierteln der Fahrzeuge. Die meisten der 90 Autos befanden sich gemäss Artcurial in gutem und gepflegtem Zustand, der Sammler soll die Autos regelmässig gefahren sein. Er schaute beim Kauf zudem, wann immer es ging, auf vollständige Historien, niedrige Kilometerstände und besondere Ausführungsvarianten.
Vor allem Citroën, Peugeot und Renault
Die 90 angebotenen Automobile setzten sich aus 37 Citroën, 24 Peugeot, 13 Renault und einer Reihe weiterer Marke zusammen. Die Citroën waren im Schnitt 40, die Peugeot 42 und die Renault 35 Jahre alt. Insgesamt betrug der Jahresdurchschnitt aller 90 Autos 42 Jahre.
Dazu kommen weitere französische Marken, aber auch einige ausgesuchte deutsche und amerikanische Fahrzeuge, sowie Autos aus anderen Ländern.
Ziel erreicht
Geschätzt waren alle Autos zusammen auf EUR 1,944 Millionen, erzielt wurden inkl. Aufpreis (aber vor Mehrwertsteuer) EUR 1,91 Millionen (CHF 2,01 Millionen) und dies ohne den Dakar-Toyota Land Cruiser von 1998, dessen Status mit “passé” angegeben wurde.
Alle anderen Autos wurden, unabhängig davon ob mit oder ohne Mindestpreis angeboten, verkauft. Pro Wagen wurden im Schnitt EUR 21’465 (CHF 22’537) erzielt.
Die Überraschungen
24 Autos erzielten Preise mindestens auf Höhe des mittleren Estimates oder darüber.
Am besten in Szene setzen konnte sich ein Renault 4 GTL von 1988 mit überschaubarem Kilometerstand, der für EUR 28’800 (CHF 30’240) verkauft wurde.
Ebenfalls deutlich besser als erwartet schnitt auch ein Citroën 2CV6 Special von 1988 ab, für den der Käufer bereit war, EUR 38’400 (CHF 40’320) auszulegen.
Teuer wurde auch ein Citroën BX 16S von 1992, für den EUR 45’600 (CHF 47’880) bezahlt wurden.
Und nicht alltäglich dürfte auch der Preis für einen Citroën Xantia V6 Activa von 1999, der sich auf EUR 31’200 (CHF 32’760) belief.
Von den “Ausländern” schnitt ein Cadillac Eldorado von 1976 am besten ab, für ihn wurden EUR 38’400 (CHF 40’320) bezahlt, obschon der Estimate bei EUR 12’000 bis 22’000 gelegen hatte.
Für ein BMW Z3 2.8i Coupé von 1998 legte ein Liebhaber EUR 38’400 (CHF 40’320) aus, für einen MGA Roadster von 1960 wurden EUR 50’400 (CHF 52’920) investiert.
Erwähnen sollte man auch noch den Simca 1100 TI von 1976, der für EUR 16’800 (CHF 17’640) verkauft wurde.
Die Enttäuschungen
Während auf der einen Seite nach 18 Versteigerungstagen einige Klassiker mit hohen Preisen brillierten, mussten sich andere deutlich unter den Erwartungen geschlagen geben.
So konnte ein Interessent einen Citroën CX 2400 Super von 1979 für EUR 9000 (CHF 9450) ersteigern, geschätzt waren EUR 15’000 bis 25’000.
Auch eine Citroën DS 21 Berline von 1972 gelangte mit EUR 16’800 (CHF 17’640) deutlich unter dem Estimate in neuen Hände.
Und auch der Mercedes-Benz 280 SE von 1969 enttäuschte mit EUR 19’200 (CHF 20’160).
Nicht ganz zu überzeugen wusste auch das älterste Auto, ein Voisin C3 von 1922, der statt der erhofften EUR 50’000 bis 70’000 nur EUR 45’600 (CHF 47’880) erzielte.
Insgesamt 31 Autos wurden nach Ablauf des vorgegebenen Zeitraums automatisch bei weniger als 70 % des mittleren Schätzwerts zugeschlagen.
Die Übrigen
Zwischen den Extremen fanden viele interessante Autos in neue Garagen.
Zu nennen wäre da etwa der Peugeot 205 GTI 1.6 von 1989, der für EUR 31’200 (CHF 32’760) verkauft wurde.
Für einen Renault Super 5 GT Turbo von 1985 war ein Enthusiast bereit, EUR 21’600 (CHF 22’680) auszulegen.
Der Citroën SM von 1972 mit Vergasermotor kostete EUR 43’200 (CHF 45’360), der Citroën Traction 15-Six H von 1955 EUR 40’800 (CHF 42’840).
Für einen Citroën Dyane 6 von 1981 wurden immerhin EUR 19’200 (CHF 20’160) investiert, für einen Peugeot 104 ZS von 1976 genauso viel.
Der Mercedes-Benz 190 SL von 1959 wurde mit EUR 120’000 (CHF 126’000) bewertet, die Pagode, ein 280 SL von 1968, mit EUR 66’000 (CHF 69’300).
Nur selten gelangt eine derartige Anzahl gepflegter Alltagsklassiker an einer Versteigerung auf den Markt, umso interessanter die erzielten Preise.
Natürlich muss man bei Schlussfolgerungen immer einen Blick in die detaillierten Beschreibungen und auf die Fotos des Auktionshauses werfen, aber es zeigte sich einmal mehr, dass interessante Brot-und-Butter-Autos der Vergangenheit durchaus auf Nachfrage stossen.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
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01 | Citroën Ami 6 Berline | 1962 | 15'000 | 20'000 | 12'000 | 14'400 | 15'120 | -17.71%
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V |
02 | Citroën Ami 8 Berline | 1974 | 12'000 | 18'000 | 12'000 | 14'400 | 15'120 | -4%
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V |
03 | Citroën 2CV6 Special | 1988 | 12'000 | 18'000 | 32'000 | 38'400 | 40'320 | +156%
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V |
04 | Citroën Dyane 6 | 1981 | 15'000 | 20'000 | 16'000 | 19'200 | 20'160 | +9.71%
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V |
05 | Citroën GS Pallas | 1979 | 12'000 | 18'000 | 16'000 | 19'200 | 20'160 | +28%
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V |
06 | Citroën GSA X3 | 1984 | 8000 | 12'000 | 10'000 | 12'000 | 12'600 | +20%
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V |
07 | Citroën LNA | 1980 | 10'000 | 15'000 | 10'000 | 12'000 | 12'600 | -4%
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V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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