35 automobile Klassiker im Wert von rund EUR 17 Millionen bot Bonhams anlässlich des Grand Prix Historique von Monaco am 13. Mai 2022 im Fairmont Hotel in Monte Carlo an. Im Schnitt waren die Autos fast 49 Jahre alt und gegen eine halbe Million Euro wert. 40 % der Fahrzeuge wurden ohne Mindestgebot versteigert.
Mit sechs Autos stellte Mercedes-Benz das grösste Markenkontingent gefolgt von Ferrari und Porsche mit je fünf Wagen sowie Aston Martin mit vier Fahrzeugen. Die übrigen 11 Marken waren mit einem oder maximal zwei Wagen vertreten.
Zwei Bugatti-Rennwagen aus wirklich langjährigem Besitz
Nicht jeden Tag kommen Bugatti-Rennsportwagen aus derartig langjährigem Besitz unter den Hammer wie bei Bonhams in Monte Carlo. Der Achtzylinder-Kompressor-Bugatti Typ 35B von 1927 mit Chassisnummer 4888 war seit 1975 beim selben Eigner und verfügt über eine fast komplett bekannte Geschichte. Entsprechend hoch war auch der Schätzwert von EUR 2 bis 3 Millionen.
Ganz folgen wollten die Bieter der Empfehlung allerdings nicht, bei EUR 1,8 Millionen war Schluss und der Wagen nicht verkauft. Bei Nachverhandlungen einigte man sich dann aber wohl auf einen Verkaufspreis von EUR 2.0 Millionen (inkl. Kommission) und Bonhams rapportierte den Typ 35 als verkauft.
Etwas günstiger, aber aus noch langjährigerem Besitz stammte ein Bugatti Typ 37 mit Vierzylindermotor aus dem Jahr 1929, der 63 Jahre lang Teil derselben Familie war. Chassis 37385 wurde neu in Frankreich ausgeliefert, verfügt über eine umfangreiche Renngeschichte und wurde vor über 20 Jahren restauriert.
An der Auktion wurden EUR 800’000 bis 1,1 Millionen erwartet, aber mehr als EUR 750’000 wurden nicht geboten. Trotzdem ging der Bugatti an einen neuen Besitzer, der inkl. Aufpreis/Kommission EUR 862’500 dafür bezahlte.
Berühmte Vorbesitzer halfen nur beschränkt
Hugh Hefner war bekanntlich der Herausgeber der Zeitschrift “Playboy”. Er war aber auch ein Freund von “Wacky Arnolt”, einem spleenigen und vermögendem Mann, der seine eigenen Sportwagen bauen liess, u.a. den Arnolt-Bristol Bolide. Einen davon schenkte Arnolt Hefner, der diesen allerdings schon bald an ein “Bunny” weiterverschenkte, die ihn ihrerseits schon bald wieder verkaufte. Allzu viele Spuren hinterliessen also weder Hefner noch das Bunny, dafür hat der Wagen überlebt und sollte nun EUR 300’000 bis 400’000 kosten.
Mehr als EUR 250’000 wollte aber kein Bieter aufrufen und so gelangte das Cabriolet für EUR 287’500 in neue Hände.
Charles Gaston Renaud von Coraillod war ein Schweizer Rennfahrer und Autosammler und er besass einen Ferrari 212 Inter als Cabriolet Vignale aus dem Jahr 1951 mit Chassisnummer 0159E. Er war allerdings nicht Erstbesitzer, denn diese Ehre kam Peter Staehelin aus Basel zu, der den Wagen später an August Zumsteg weiterverkaufte. Der Ferrari wurde vom international bekannten Heinrich Kämpfer restauriert und belegte 2014 in Pebble Beach den zweiten Rang in seiner Klasse.
Jetzt waren EUR 1,9 bis 2,3 Millionen gefragt für diesen Ferrari mit Schweizer Geschichte. Geboten wurden allerdings nur EUR 1,7 Millionen, was für einen Zuschlag nicht ausreichte.
Jean-Pierre Beltoise war ein Grand-Prix-Rennfahrer und er gewann 1972 den GP von Monaco auf einem BRM. Er war aber auch Autohändler und gelangte so in den Besitz des Ferrari 275 GTS von 1965 mit Chassisnummer 06999. So verlieh er dem Wagen einen ganz besonderen Glanz, der mit EUR 1,2 bis 1,6 Millionen vergütet werden sollte in Monte Carlo.
Komplett gelang das nicht, aber mit EUR 1,495 Millionen erzielte der Wagen einen guten Preis.
Gerhard Berger war der erste Besitzer eines Ferrari Testarossa von 1989, der aber trotz dieses berühmten F1-Erstbesitzers nicht über EUR 143'750 kam, was knapp im Einklang mit den Erwartungen war.
Dass auch eine Verbindung zu Steve McQueen ein Auto nicht besonders wertvoll machen muss, zeigte sich an einem Jaguar E-Type Series 2 Cabriolet von 1970. Es gehörte nämlich einst der Firma Solar Productions und wurde von Steve McQueen persönlich gefahren, am Schluss der Dreharbeiten zum Film “Le Mans” aber dem Schweizer Koch geschenkt, der den Wagen bis heute behalten hatte.
Vom Schätzwert EUR 250’000 bis 350’000 blieb der Jaguar mit EUR 95’000 ziemlich weit entfernt. Trotzdem kam der Handel zustande, da das Auto ohne Mindestpreis angeboten worden war. Die bezahlten EUR 109’250 dürften sich für den Käufer aber als gute Investition erweisen, auch wenn vermutlich das eine oder andere am Wagen noch gerichtet werden muss.
Vorwiegend Superklassiker
Eigentlich bestand das Angebot von Bonhams in Monaco vorwiegend aus Superklassikern, wenn man einmal die Formel-1-Rennwagen Williams FW21 von 1999 und Brabham BT3 von 1962 sowie den Nachbau eines Batmobiles von 1966 und die jüngeren Autos der Versteigerung ausblendete.
Es war aber gerade dieser Williams-Supertec Renault F21 von 1999, der seinen Schätzwert beim Höchstgebot um das 2,5-Fache überflügelte und für EUR 362’250 verkauft wurde, während die Batmobile-Replica für günstige EUR 49’450 weit unter den Erwartungen veräussert wurde.
Vom AC Ace Bristol (mit Renngeschichte), über einen Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1959, bis zum Lamborghini 400 GT von 1967 oder Porsche 356 A 1600 Speedster von 1958 war in Monaco alles dabei, auch ein Aston Martin DB4 von 1961 oder ein Maserati Sebring 3,7 von 1966 fehlten nicht.
Während dabei der Aston Martin mit einem Verkaufspreis von EUR 356’500 durchaus überzeugen konnte, enttäuschte der Maserati Sebring, der bei EUR 155’000 stehen blieb, womit er das Schicksal des 300 SL und des 356 Speedsters teilte.
Auch das Alfa Romeo 1900 C Cabriolet von 1953, das für EUR 400’000 bis 480’000 im Katalog stand, fand keinen neuen Besitzer, denn mehr als EUR 360’000 wollte niemand bieten.
Selten war aber auch das Facel Vega Facel II Coupé von 1967, das man für EUR 160’000 bis 180’000 ersteigern konnte. EUR 132’250 reichten dann allerdings für die Übernahme.
Obwohl etwa jünger gehörte sicherlich auch der Porsche 959 von 1988 zu den Superklassiker, vor allem auch, wenn er sich fast neuwagenmässig präsentiert und deshalb auch mit EUR 1,4 bis 1,6 Millionen hoch eingeschätzt war.
Das honorierten die Bieter, wenn der Verkaufspreis von EUR 1’438 Millionen auch nur knapp über dem unteren Estimate zu liegen kam.
Einige Junge mit überraschenden Notierungen
Insgesamt zeigten sich die Bieter aber nicht knausrig, denn gemittelt wurden 95 % des mittleren Schätzwerts geboten. Dies lag nicht zuletzt an einigen jungen Klassikern, vor allem an drei Mercedes-Benz Modellen aus den Jahren 2005, 2009 und 2011, die alle deutlich über den Schätzwerten ersteigert wurden.
Dass Jugend nicht grundsätzlich zum Verkaufserfolg führen musste, bewiesen ein BMW Z8 (Höchstgebot EUR 190’000) oder ein Porsche 911 R 991 (EUR 285’000), die beide unverkauft blieben, wenn auch knapp unter den Erwartungen.
Mit EUR 11,52 Millionen Gesamtumsatz (für die Autos) und einem mittleren Verkaufspreis von EUR 443’176 kann sich Bonhams aber nicht beklagen. Und die Ergebnisse zeigen, dass die Käufer weiterhin bereit sind, für interessante Autos viel Geld auszugeben.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
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101 | Batmobile Recreation | 1966 | 100'000 | 150'000 | 43'000 | 49'450 | 51'428 | -60.44%
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V |
102 | Williams-Supertec Renault FW21 Formula 1 Racing Single-Seater | 1999 | 100'000 | 150'000 | 315'000 | 362'250 | 376'740 | +189.8%
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V |
103 | Ferrari 308 GTB Vetroresina | 1976 | 130'000 | 160'000 | 130'000 | 149'500 | 155'480 | +3.1%
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V |
104 | Aston Martin V8 Vantage Volante 'X-Pack' | 1989 | 150'000 | 200'000 | 270'000 | 310'500 | 322'920 | +77.43%
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V |
105 | Aston Martin DB2/4 3.0-Litre Sports Saloon | 1954 | 160'000 | 220'000 | 120'000 | 138'000 | 143'520 | -27.37%
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V |
106 | Ferrari 512 BBi Coupé | 1983 | 160'000 | 200'000 | 160'000 | 184'000 | 191'360 | +2.22%
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V |
107 | Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabriolet | 1971 | 300'000 | 380'000 | 265'000 | N | |||
108 | Ferrari Testarossa Coupé | 1989 | 140'000 | 150'000 | 125'000 | 143'750 | 149'500 | -0.86%
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V |
109 | Lamborghini 400 GT 2+2 Coupé | 1967 | 240'000 | 280'000 | 247'500 | 284'625 | 296'010 | +9.47%
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V |
110 | Brabham 1 1/2-litre Brabham-Climax BT3 Formula 1 Racing Single Seater | 1962 | 450'000 | 650'000 | 335'000 | 385'250 | 400'660 | -29.95%
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V |
111 | Mercedes-Benz SLS AMG Coupé | 2011 | 100'000 | 150'000 | 190'000 | 218'500 | 227'240 | +74.8%
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V |
112 | Ferrari 275 GTS Convertible | 1965 | 1'200'000 | 1'600'000 | 1'300'000 | 1'495'000 | 1'554'800 | +6.79%
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V |
114 | Mercedes-Benz 300SL Roadster | 1959 | 950'000 | 1'200'000 | 840'000 | N | |||
115 | Facel Vega Facel II Coupé | 1967 | 160'000 | 180'000 | 115'000 | 132'250 | 137'540 | -22.21%
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V |
116 | Alfa Romeo 1900 C CABRIOLET | 1953 | 400'000 | 480'000 | 360'000 | N | |||
117 | Porsche 356A 1600 Speedster | 1958 | 320'000 | 350'000 | 300'000 | N | |||
118 | Bugatti T35 B | 1927 | 2'000'000 | 3'000'000 | 1'800'000 | 2'000'000 | 2'080'000 | -20%
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V |
119 | Jaguar E-Type Series II Roadster to US Specification | 1970 | 250'000 | 350'000 | 95'000 | 109'250 | 113'620 | -63.58%
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V |
120 | Mercedes-Benz CLK DTM AMG Coupé | 2005 | 140'000 | 180'000 | 360'000 | 414'000 | 430'560 | +158.75%
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V |
121 | Porsche 911 GT2 Coupé | 1997 | 850'000 | 1'150'000 | 910'000 | 1'046'500 | 1'088'360 | +4.65%
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V |
122 | Porsche 959 Komfort | 1988 | 1'400'000 | 1'600'000 | 1'250'000 | 1'437'500 | 1'495'000 | -4.17%
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V |
123 | Bugatti Type 37 | 1929 | 800'000 | 1'100'000 | 750'000 | 862'500 | 897'000 | -9.21%
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V |
124 | Ferrari 212 Inter Cabriolet | 1951 | 1'900'000 | 2'300'000 | 1'700'000 | N | |||
125 | Porsche 911 R Type 991 Coupé | 2016 | 300'000 | 400'000 | 285'000 | N | |||
126 | AC Ace Bristol Roadster | 1956 | 350'000 | 450'000 | 400'000 | 460'000 | 478'400 | +15%
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V |
127 | Aston Martin Virage Shooting Brake | 1992 | 100'000 | 200'000 | 110'000 | 126'500 | 131'560 | -15.67%
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V |
128 | Mercedes-Benz 300S Cabriolet | 1955 | 470'000 | 530'000 | 460'000 | N | |||
129 | Mercedes-Benz SL65 AMG Black Series Coupé | 2009 | 120'000 | 160'000 | 262'500 | 301'875 | 313'950 | +115.62%
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V |
130 | Porsche 911SC | 1982 | 170'000 | 220'000 | 110'000 | 126'500 | 131'560 | -35.13%
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V |
131 | Maserati Sebring 3.7 Series II Coupe | 1966 | 180'000 | 220'000 | 155'000 | N | |||
132 | BMW Z8 Roadster | 2001 | 210'000 | 230'000 | 190'000 | N | |||
133 | Aston Martin DB4 Series III Saloon | 1961 | 250'000 | 300'000 | 310'000 | 356'500 | 370'760 | +29.64%
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V |
134 | Arnolt-Bristol Bolide Deluxe Roadster | 1954 | 300'000 | 400'000 | 250'000 | 287'500 | 299'000 | -17.86%
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V |
135 | Jaguar E-Type Series I 2+2 Coupé | 1967 | 70'000 | 90'000 | 62'500 | 71'875 | 74'750 | -10.16%
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V |
136 | Maserati Mexico 4.7-Litre Coupé | 1970 | 60'000 | 80'000 | 60'000 | 69'000 | 71'760 | -1.43%
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V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)