Die Pebble-Beach-Woche Mitte August ist bekanntermassen der Höhepunkt des Auktionsjahres. Die grossen Versteigerungsfirmen präsentieren jeweils die rarsten und teuersten Automobile, kämpfen um die Gunst des Bieterpublikums. 2022 ist da keine Ausnahme, allerdings muss sicher gesagt werden, dass das Angebot, welches RM/Sotheby’s an drei Abenden anbieten wird, an Höhepunkten nur so strotzt.
Dies zeigt sich bereits bei der rudimentären Analyse der Zahlen. Es sind 188 Autos, die für rund USD 282 Millionen vermittelt werden sollen. Dies bedeutet einen Durchschnittspreis von etwa USD 1,5 Millionen. 59 Autos sind mit Schätzwerten im siebenstelligen Bereich gelistet, sieben weitere gar achtstellig.
Im Schnitt fast 65 Jahre alt
66 der Autos stammen aus der Vorkriegszeit, 14 wurden in der Zeit nach 2002 gebaut. Im Schnitt beträgt das Fahrzeugalter über 64 Jahre, im Vergleich zu anderen Auktionen sind die Wagen also deutlich älter im Durchschnitt.
Ferrari in Front
Über 30 Marken sind in Monterey vertreten, 31 davon (inkl. ein Dino) kommen von Ferrari. 27 Mercedes-Benz, 13 Porsche und 10 (!) Bugatti führen die Markenliste hinter den Wagen aus Maranello an.
Am anderen Ende des Spektrums finden sich meist nicht mehr tätige Hersteller wie AC, Aero, Allard, Arnolt-Bristol oder Triumph.
Zehn Mercedes-Benz 500/540K
Dies hat es wohl noch kaum je gegeben, insgesamt zehn Vorkriegsklassiker vom Typ 500/540K kommen in Monterey unter den Hammer. Darunter gibt es auch einige besonders gesuchte Varianten wie den 540 K Special Roadster von 1937, der für USD 9 bis 12 Millionen einen neuen Besitzer sucht.
Die Autos stammen praktisch allesamt aus einer grösseren Sammlung und wurden offenbar seit längerer Zeit nicht mehr bewegt. Neben den durchaus ansehnlichen Schätzwerten sollte man also auch noch das Budget für eine sorgfältige Wartung aufbringen können.
Neben den zehn erwähnten 500/540 K werden am ersten Abend aber noch viele weitere interessante und schöne Vorkriegsfahrzeuge angeboten, darunter zwei Bucciali (!), mehrere Bugatti, zwei Delahaye, ein Delage, ein Minerva und zwei Packard.
Der vielleicht spektakulärste Wagen des ersten Abends allerdings dürfte der Hispano-Suiza H6C "Tulipwood" Torpedo von 1924 sein. Der Wagen wurde einst vom Amateur-Rennfahrer André Dubonnet bestellt, der damit an der Targa Florio von 1924 und an der Coppa Florio teilnahm und dabei auf den vordersten Rängen landete.
Die Karosserie hatte der Flugzeugbauer Nieuport-Astra aus Holz geformt! Jetzt soll dieser Hispano, der sicherlich zu den berühmtesten Exemplaren der Marke zählt, für USD 8 bis 12 Millionen einen neuen Besitzer finden.
Der beste Ferrari?
Carroll Shelby gewann mehr Rennen mit dem Ferrari 410 Sport Spider von 1955 mit Chassisnummer 0598 CM als mit jedem anderen Rennwagen in seiner Karriere. Dies war kein Zufall, denn Shelby notierte auf dem Benzintank des von Scaglietti gezeichneten und gebauten Rennsportwagen: “Mr. Ferrari told me that this was the best Ferrari he ever built.”
Dieser nicht nur schnelle, sondern auch wirklich schöne Wagen siegte unter Juan Manuel Fangio 1956 bei den 1000 km von Buenos Aires, Shelby siegte damit acht Mal in 10 Rennen. Am Lenkrad drehten aber auch Phil Hill, Eugenio Castellotti, Masten Gregory, Richie Ginther, Joakim Bonnier, Bruce Kessler, Jim Rathmann und Chuck Daigh. Viel mehr Palmares geht fast nicht.
Ob dies reicht, um den Interessenten USD 25 bis 30 Millionen aus der Tasche zu ziehen, wird man am Samstag, den 20. August 2022, wissen, wenn der Wagen als Lot 355 unter den Hammer kommt.
Der Ferrari 410 ist einer von insgesamt 31 Fahrzeugen der Marke aus Maranello. Man könnte fast über jeden viele Worte verlieren, denn auch ein Ferrari 275 GTB/C von 1966 (USD 7,5 bis 9 Millionen), ein Ferrari 500 TRC Spider von 1957 (USD 8 bis 10 Millionen) oder ein Ferrari 250 GT LWB Berlinetta Tour de France von 1959 (USD 5 bis 6 Millionen) sind natürlich Gourmetstücke, genauso wie der Ferrari F300 von 1998, den einst Michael Schumacher fuhr.
Und wenn man über Ferrari schreibt, sollte man natürlich Maserati, den grössten Wiedersacher in den Fünfzigerjahren, nicht vergessen. Als ein Teil der “Oscar Davis Collection wird ein Maserati 450S von 1958 für USD 9 bis 11 Millionen angeboten. Der neunte von zehn gebauten Wagen wurde damals, was für ein Zufall, auch an Carroll Shelby ausgeliefert, fuhr an die Spitze von drei SCCA-Anlässen und trat auch schon an Schönheitskonkurrenzen auf.
Und, wenn wir schon bei schönen Rennwagen sind, sei noch der Porsche 718 RSK von 1959 genannt, der sowohl in Sebring als auch bei den 1000 km auf dem Nürburgring einen Klassensieg erzielte. Jetzt sucht der Werks-Spyder für USD 4,8 bis 5,2 Millionen einen neuen Stall.
Viele wunderschöne Spezialkarosserien
Die RM-Versteigerung ist nicht nur ein Fest für Ferrari- oder Maserati-Fans, die sicherlich auch nicht zu kurz kommen, sondern auch ein Anlass, den Enthusiasten, die sich für Fahrzeuge mit besonderen und einmaligen Spezialkarosserien auskennen, nicht verpassen sollen. Gegen 70 dieser von Hand gebauten und oftmals individuell gezeichneten Karosserien auf den Chassis unterschiedlichster Hersteller gibt es zu kaufen im Monterey Conference Center im August 2022.
Eine davon ist der Talbot-Lago T150-C SS von 1938, der mit der berühmten tropfenförmigen Coupé-Karosserie von Figoni et Falaschi versehen wurde. USD 9 bis 11 Millionen sollte man mitbringen, wenn man sich dieses überaus elegante Auto in die eigenen Halle stellen möchte.
Am anderen Ende des Spektrums gibt es Raritäten, die kaum jemand auf dem Radar hat, etwa ein Lancia Aurelia B53 Giardinetta von 1952 mit Woody-Kombi-Karosserie von Viotti. Hier sollen bereits USD 200’000 bis 300’000 reichen, um zum Zug zu kommen, zudem der Wagen wie fast 50 Prozent der Autos ohne Mindestpreis angeboten wird.
Superklassiker in grosser Zahl
Angesichts des hohen Durchschnittspreises kann schnell erahnt werden, dass an Superklassikern kein Mangel herrscht. Ob Mercedes-Benz 300 SL, Porsche 911, Jaguar E-Type oder Lamborghini Miura, das Angebot ist breit und umfangreich.
Es gibt auch einige ganz besondere Trouvaillen darunter, so etwa ein BMW 328 von 1938 (USD 700’000 bis 850’000), ein Fiat 8V Supersonic von 1953 (USD 1,7 bis 2 Millionen), ein Lamborghini LP5000 S von 1984 (USD 700’000 bis 900’000), ein Lancia Stratos HF von 1976 (USD 400’000 bis 600’000), ein Maserati A6G/54 2000 Spyder Zagato von 1955 (USD 4,5 bis 5,5 Millionen) oder drei (!) Nissan Skyline GT-R (1989-1995).
Auch der Porsche 928 S, den einst George Harrison (Beatles) besass, wäre vielleicht eine Überlegung wert, auch wenn er mit USD 150’000 bis 250’000 doch ziemlich viel Star-Bonus geniessen soll.
Die Liste könnte beliebig weiter geführt werden, wir empfehlen eine genaue Durchsicht der Tabelle unten.
“Preisgünstigere” Raritäten?
Wer keine Millionen auf dem Konto hat, könnte in Monterey trotzdem zu einem Traumklassiker kommen, auch wenn keines der Autos wirklich günstig werden dürfte.
Für einen Jaguar XK 120 Roadster wurden USD 100’000 bis 125’000 geschätzt, eine Chevrolet Corvette von 1958 steht für USD 60’000 bis 80’000 in den Büchern.
Ein seltener MG NB Magnette von 1936 mit Kompressor soll USD 125’000 bis 175’000 kosten.
Und für einen Meyers Manx Buggy von 1966 dürften USD 50’000 bis 60’000 zum Kauf eignen.
Am günstigsten geschätzt wurde ein durchaus attraktiver Triumph Gloria Six Tourer von 1935, der mit USD 40’000 bis 70’000 im Angebot ist. Sämtliche Wagen, die Estimates unter 250’000 tragen, werden ohne Mindestpreis verkauft. Vielleicht ist man ja der einzige Bieter oder die anderen geben frühzeitig auf?
Mehr Informationen über die einzelnen Autos und viele Bilder gibt es auf der Website von RM/Sotheby’s.
Angebotene Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum bei der Veröffentlichung aktuellen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | NoR | USD Est von | USD Est bis | CHF Est von | CHF Est bis | EUR Est von | EUR Est bis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
102 | Chrysler Imperial Series 80L Touralette | 1928 | Ja | 140'000 | 180'000 | 133'000 | 171'000 | 137'200 | 176'400 |
103 | Delage D8-100 Coupé Chauffeur | 1937 | Ja | 200'000 | 250'000 | 190'000 | 237'500 | 196'000 | 245'000 |
104 | Packard 840 Deluxe Eight Phaeton | 1931 | Ja | 140'000 | 180'000 | 133'000 | 171'000 | 137'200 | 176'400 |
105 | Rolls-Royce Phantom II Drophead Coupe | 1935 | Ja | 250'000 | 325'000 | 237'500 | 308'750 | 245'000 | 318'500 |
106 | Bentley Mark VI Coupe | 1949 | Ja | 200'000 | 275'000 | 190'000 | 261'250 | 196'000 | 269'500 |
107 | Isotta Fraschini Tipo 8A Landaulet Imperiale | 1931 | Ja | 275'000 | 375'000 | 261'250 | 356'250 | 269'500 | 367'500 |
108 | Mercedes-Benz 540 K Special Roadster | 1937 | 9'000'000 | 12'000'000 | 8'550'000 | 11'400'000 | 8'820'000 | 11'760'000 |
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