Bereits in den Dreissigerjahren kennzeichnete die Modellbezeichnung Superb die Spitzenbaureihe des damaligen Skoda Portfolios. Den krönenden Abschluss der Sechszylinderbaureihe markierten die seltenen Superb OHV der Nachkriegsserie, zwischen 1946 und 1949 entstanden lediglich 158 Exemplare in besonders beeindruckenden Ausführungen. Eines dieser Fahrzeuge, ein Exemplar aus dem Jahr 1948 mit einer Karosserie aus dem Werk Kvasiny, ist jetzt nach dreijähriger Renovierung im Skoda Museum zu sehen.
Andrea Frydlová, Leiterin des Skoda Museums in Mladá Boleslav, betont: „Dieser Skoda Superb OHV gehörte im Jahr 1968 zu den ersten historischen Fahrzeugen, die das Skoda Museum erworben hat. Allerdings kam das Fahrzeug unvollständig und mit nicht originaler Polsterung zu uns. In den vergangenen drei Jahren hat unsere Museumswerkstatt dieses Unikat mit grösster Sorgfalt umfangreich restauriert und praktisch in den Auslieferungszustand zurückversetzt. Jetzt rundet das Fahrzeug im Skoda Museum die Reihe der dort ausgestellten älteren Exemplare der prestigeträchtigen Modellreihe Superb ab.“
Grosse Skoda Limousine der Zwischenkriegsjahre
Die Modellbezeichnung Superb feiert in diesem Jahr ihr 85. Jubiläum – am 22. Oktober 1934 präsentierte Skoda mit dem 640 Superb das erste Modell, das diesen Namen trug. Das Oberklasse-Spitzenmodell verfügte über einen Zentralrohrrahmen, Einzelradaufhängung rundum, hydraulische Bremsen und einen leistungsstarkem Sechszylindermotor – zur damaligen Zeit eine sehr moderne Konstruktion. Das 2492 cm3 grosse Aggregat leistete 55 PS (40,5 kW). Die Serienproduktion des ersten Superb begann im Sommer 1935. In den verbleibenden vier Vorkriegsjahren avancierte die grosse Skoda Limousine zum Inbegriff eines eleganten, dynamischen, komfortablen und qualitativ hochwertigen Automobils.
Mit fast jedem Modelljahr führte Skoda einen stärkeren Motor ein, erweiterte die Ausstattung und verfeinerte das Design. Nach mehr als 600 Fahrzeugen mit seitlicher Ventilsteuerung (SV) erschien 1938 die vorerst letzte Entwicklungsstufe in Form des kopfgesteuerten Superb 3000 OHV. Sein Reihensechszylinder verfügte über 3137 cm3Hubraum und brachte es mit obenliegenden Ventilen auf eine Leistung von 85 PS (62,6 kW) Leistung. Bis 1939 entstanden allerdings nur noch 113 Fahrzeuge dieses Typs. Eines davon – eine schwarze Limousine mit einer imposanten Karosserielänge von 5,2 Metern und einem Radstand von 3,3 Metern – präsentiert das Skoda Museum seit mehreren Jahren auf Oldtimerveranstaltungen und Ausstellungen im In- und Ausland.
Zur Sammlung aus Mladá Boleslav zählt auch der einzige erhaltene Vertreter der limitierten Serie Superb 4000 mit dem grösseren V8-Motor aus dem Jahr 1940.
Weiterfertigung nach dem Krieg
In den Nachkriegsjahren nahm Skoda die Fertigung des repräsentativen Superb OHV wieder auf. Zwischen 1946 und 1949 entstanden in Mladá Boleslav 158 Fahrwerke – davon erhielten allerdings nur elf auch ihre Karosserien im Stammwerk des Automobilherstellers. 103 Chassis wurden vom Prager Karosseriewerk Uhlík und dem Karosseriewerk Sodomka in Vysoké Mýto ‚eingekleidet‘. Weitere 44 fahrbereite Superb-Fahrgestelle fuhren mit minimaler, provisorisch montierter Verkleidung auf eigener Achse ins mehr als 120 Kilometer entfernte Werk Kvasiny.
Die dort gefertigten Karosserien verfügten über in die Kotflügel versenkte Frontscheinwerfer und zahlreiche polierte Aluminiumdetails. Diese Designcharakteristika prägten auch die Optik des damaligen Einstiegsmodells Skoda 1101 ‚TUDOR‘.
Das ‚Rolling Chassis‘ mit der Motornummer 81587 machte sich am Donnerstag, den 15. April 1948, auf den Weg von Mladá Boleslav nach Kvasiny, wo es seine Aussenhaut erhielt. Bereits am 2. September desselben Jahres konnte es an den Käufer übergeben werden – als Dienstwagen der ‚Gemeinsamen Hotel- und Unterkunftsanstaltsverwaltung‘ in Karlsbad, der Tourismusbehörde des bekannten Kurorts. 20 Jahre verrichtete der Skoda Superb OHV dort seinen Dienst. Als er ausgemustert wurde, griff das damals im Aufbau befindliche Museum des Automobilwerks in Mladá Boleslav zu. Allerdings fehlten an dem Fahrzeug viele Teile, auch die Sitzpolsterungen waren nicht mehr original.
Restaurierung
2017 begann die Restaurierung des Unikats: Nach einer ausführlichen Analyse des Fahrzeugzustands und intensiver Recherche in erhaltenen Archivquellen beschaffte das Team des Skoda Museums die nötigen Komponenten für den Neuaufbau und das Restaurierungsteam in Mladá Boleslav versetzte den Superb OHV so weit wie möglich zurück in den Auslieferungszustand. Nach der Restaurierung zählt das imposante Fahrzeug jetzt zu den Schmuckstücken im Skoda Museum. Zum Auftakt wird er dort bis zum 1. September im Rahmen der neuen Ausstellung ‚Kvasiny – 70 Jahre mit dem geflügelten Pfeil‘ präsentiert.
Den prestigeträchtigen Namen Superb – er stammt vom lateinischen Wort ‚Superbus‘, was so viel wie ‚schön‘, ‚herausragend‘ oder ‚prächtig‘ bedeutet – griff Skoda 2001 auf und präsentierte auf der IAA mehr als 50 Jahre später wieder einen Superb. Mit diesem Modell, das ausschliesslich im Werk Kvasiny gebaut wird, kehrte die Marke in die Mittelklasse zurück. Zwischen 2001 und 2008 lieferte Skoda 136’000 Exemplare an Kunden aus. Die zweite Generation, die von 2008 bis 2015 vom Band lief, bot Skoda erstmals auch als Superb COMBI sowie mit Allradantrieb an.
Sie konnte mit mehr als 600’000 ausgelieferten Einheiten einen grossen Erfolg erzielen. Die seit 2015 gebaute dritte Modellgeneration hat Skoda soeben umfassend modernisiert, das Modell kommt in Kürze als erstes Modell in der Geschichte des tschechischen Automobilherstellers auch mit Plug-in-Hybridantrieb auf den Markt. Dabei ergänzt ein Elektromotor mit 85 kW den 115 kW (156 PS)* starken 1,4 TSI-Benzinmotor des Superb iV. So ausgestattet kann der Superb iV nach WLTP-Norm bis zu 55 Kilometer rein elektrisch zurücklegen.
Weitere Bilder zum Skoda Superb OHV von 1948 finden Sie auf www.skoda-media.de unter Themen/Tradition.