Mit dem PV444 wurde Volvo zum global erfolgreichen Automobil-Hersteller. Die im Stromliniendesign gezeichnete und mit bahnbrechender Sicherheitstechnik ausgestattete Limousine war als erschwingliches Massenmodell entwickelt worden und übertraf von Beginn an alle Verkaufserwartungen. Hatte Volvo bis anhin maximal 2.000 Einheiten einer Modellreihe gebaut, wurden vom fortschrittlichen Volvo PV444 bis zum Jahr 1958 insgesamt 195.959 Fahrzeuge verkauft. Zusammen mit der Weiterentwicklung Volvo PV544 und den auch bei Familien und Freizeitsportlern populären Kombi-Versionen Volvo Duett PV445 und P210 beläuft sich der Absatz bis 1969 über 540.000 Einheiten.
Vom „Friedensfahrzeug“ zum Markenbotschafter und Kult-Auto
Als sogenanntes Friedensfahrzeug feierte der von den Volvo-Unternehmensgründern Assar Gabrielsson und Gustaf Larson initiierte Volvo PV444 schon im September 1944 in Stockholm seine Premiere. Der Preis für dieses trotz stattlicher Abmessungen als erster Volvo „Kleinwagen“ positionierte Modell betrug günstige 4.800 Schwedische Kronen, genauso viel wie 1927 für den Volvo ÖV4 „Jakob“ berechnet wurde, mit dem die Geschichte das Unternehmens begonnen hatte.
Da auch nach Kriegsende die Rohstoff- und Materialknappheit anhielt und die Kosten stiegen, kam die Serienfertigung des nun mit 6.050 Kronen eingepreisten Volvo PV444 erst Anfang 1947 ins Rollen. Alle Vorbesteller dieses ersten Automobils mit selbsttragender Sicherheitskarosserie, innovativer Verbundglas-Frontscheibe sowie vorderer Einzelradaufhängung erhielten ihr Fahrzeug allerdings dennoch zum ursprünglichen Preis.
Platz eins in der schwedischen Neuzulassungsstatistik
Der Verkaufserfolg des von einem effizienten und robusten Vierzylindermotor mit 29 kW (40 PS) angetriebenen Volvo PV444 führte zu einer Erhöhung der Produktion von ursprünglich geplanten 8.000 auf 12.000 Einheiten. Mit seinem Aero-Design gewann der anfangs ausschließlich in edlem Schwarz lackierte Volvo PV444 sogar internationale Concours d’Elégance, was dem Export wiederum Auftrieb verlieh. Ab 1949 erhöhte die sogenannte Roto-Dip-Phosphatbeschichtung den Rostschutz der Karosserie, wichtig für dauerhafte Stabilität der Sicherheitsstruktur.
Als 1950 endlich alle Materialengpässe überwunden waren, katapultierte die Fastback-Limousine Volvo erstmals auf Platz eins der schwedischen Neuzulassungsstatistik und wenig später galt der Volvo PV444 in den USA als bis dato „wichtigstes Importfahrzeug aller Zeiten“. Dazu trug bei, dass der in vielen Rallyes siegreiche und als „Family Sports Car“ beworbene Mittelklassewagen ab 1955 auch mit 63 kW (85 PS) starkem Sportmotor lieferbar war. Trotzdem blieb der Verbrauch mit 6,7 Liter Benzin/100 km überaus niedrig.
Auch mit Kombi-Karosserie gewann der Wagen als 1953 eingeführter PV445 Duett Kultstatus. 1958 bzw. 1960 wurde das Duo aus Limousine und Kombi überarbeitet und hieß fortan Volvo PV544 respektive Volvo Duett P210. Als die Karriere der Buckel-Modelle 21 Jahre nach dem Debüt zu einem Ende kam – der Duett wurde sogar bis 1969 gebaut – verabschiedete Volvo die Baureihe in Anzeigen mit den Worten „Farewell, old Friend“.
Wegweisende Sicherheitstechnik
Seine Absatzerfolge verdankte der Volvo PV444 nicht nur den Eigenschaften eines vielseitigen Familienwagens, sondern auch seiner Vorreiterrolle auf dem Feld der Fahrzeugsicherheit. Vor allem die Entwicklung des Dreipunkt-Sicherheitsgurts nahm im Volvo PV444 ihren Anfang. Bereits 1956 präsentierte ein Handbuch zum Volvo PV444 nachrüstbare Hosenträger-Sicherheitsgurte, die an den Vordersitzen befestigt wurden und als Zubehör erworben werden konnten.
Die wirklich wichtigen Schritte waren jedoch erst die fest verankerten Zweipunkt-Sicherheitsgurte im Volvo PV444 und schließlich die im weiterentwickelten Volvo PV544 ab Modelljahr 1959 installierten zukunftsweisenden Dreipunkt-Sicherheitsgurte. Mit diesen Innovationen festigte Volvo seine Kompetenz auf dem Gebiet der Sicherheitsforschung.