Heisse Motoren diverser zwei-, drei- und vierrädriger Renngeräte brachten den Jura vom 3. bis 5. Juli 2015 zum Kochen. Trotz der brennenden Hitze von rund 38 Grad liessen sich die Teilnehmer der diesjährigen Lignières Historique ihren Spass, sich auf der einzigen Rundstrecke der Schweiz kräftig auszutoben, nicht nehmen.
Rennen trotz Verbot
Trotz des Rundstrecken-Verbotes in der Schweiz nach dem Horror-Unfall in Le Mans von 1955 wurde im Jura 1961 vom Visionär Robert Souaille eine 1'006 km lange Rennstrecke gebaut. Die Bedeutung für Aus- und Weiterbildung wurde schon damals zu einem ernstzunehmenden Problem des sich weiter zunehmenden Strassenverkehrs. 1964 wurde die Strecke auf 1'350 km ausgebaut.
Mittlerweile hat der TCS (Touring Club Schweiz) die Strecke übernommen, sie zu einem Ausbildungszentrum für Autos und Motorräder aller Art ausgebaut, sowie die damals marode Infrastruktur massiv verbessert. Und heute findet jedes Jahr die Lignières Historique statt, welche stets über 3'000 Besucher anlockt.
Reine Demofahrten
Touren-, Renn- und Rallyewagen, sowie Solo-Motorräder und ein Seitenwagenfeld wechselten sich über zwei Tage auf der Rennstrecke ab. Leider waren alles nur reine Demonstrationsfahrten ohne Rennstatus, was aber die Teilnehmer nicht davon abhielt, einzelne Rennen unter sich auszutragen.
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Viel Programm inklusive neuem Energy GP
Den Zuschauern wurde in zwei Tagen und einer Nacht sehr viel geboten. Rund um die Uhr lief der Event. Stoppten die Benzinverbrenner, starteten die Elektrischen zum ersten Langstrecken Energy GP überhaupt.
Die Nacht wird zum Tag
Ein 12 Stunden-Rennen von 19:00 Uhr abends bis 07:00 Uhr morgens liess die Nacht zum Tag werden. Um die Stille der Nacht noch ein wenig lauter zu gestalten, wurde den Fans entlang der Rennstrecke, wo die emissions- und geräuschlosen Fahrzeugen des Energy GP zu sehen waren, der Kult-Film "Le Mans" von Steve McQueen gezeigt. Programm rund um die Uhr also, das sogar ein Hotelzimmer überflüssig machte.
Erfolgreiche dritte Rennveranstaltung
Absolut verständlich, dass die enorme Hitze viele Fans lieber an Seen und Flüsse reisen liess, als nach Lignières. Trotzdem muss man sagen, dass sie etwas verpasst haben, denn die Veranstalter haben sich einmal mehr grosse Mühe gegeben und zum dritten Mal hintereinander einen sehr gut organisierten Event auf die Beine gestellt.
Auf den Spuren des Goodwood Revivals könnte sich die Lignières Historique im Oldtimer-Kalender sehr wohl positionieren. Die Location würde bestimmt passen und mit ausgesuchten Rennfeldern, dazu einigen Demoläufen erstklassiger Rennwagen, könnte die Chance an den englischen Super-Event anzuknüpfen sicher möglich sein.
Der Fan kommt im Fahrerlager hautnah an die Rennwagen heran, die Strecke bietet viel Action und ist sehr übersichtlich. Verbesserungsfähig wäre einzig ein Streckensprecher mit fundiertem Wissen über historische Fahrzeuge, so dass nicht aus einem "Formel V" ein "Formule cinque" wird, um nur einen Lapsus zu nennen.
Hartgesottene Teilnehmer
Einige der Fahrer starteten wie frühere Rennfahrer in mehreren Feldern mit verschiedenen Fahrzeugen. Zwei ganz harten Jungs genügten die historischen Rennwagen nicht, sie fuhren mit den elektrischen Autos auch noch die ganze Nacht durch. Gery Leumann hatte mit seinem Bentley am Concour d'Elégance teilgenommen, war im Vorkriegsfeld gestartet und hatte den 12 Stunden Energy GP bezwungen.
Genauso Edy Schorno; dieser war mit seinem Riley ebenfalls am Concours dabei gewesen, war im Vorkriegsfeld gestartet, fuhr dazu noch ein Solo-Motorrad und hatte dazu noch die ganze Nacht in einem Elektrofahrzeug gesessen. Alles sicherlich noch zu bewältigen bei normalen Temperaturen, doch bei fast 40 Grad und nur geringer nächtlicher Abkühlung kann das ganz gewaltig an die körperliche Substanz gehen.
Fleissige Sanitäter
Getrunken wurde Literweise, vermutlich deutlich mehr wie alle Rennwagen miteinander verbrannten und trotzdem hatte die Sanität so einiges zu tun, da doch der oder die Eine oder Andere infolge Dehydrierung mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte.
Stars in Lignières
Auch Prominenz war anwesend, so Marcel Fässler der den Rallye Quattro von Michelle Mouton um die Rennstrecke führte sowie Rolf Biland und Kurt Waltisberg, welche ihr eigenes Gespann bewegten.
Levin Amweg startete zum Energy GP, Neel Jani war kurz auf ein paar Autogramme vorbei gekommen und Philippe Coulon hatte ein paar Worte zu den Motorrädern gesprochen. Nicht zu vergessen sind auch Jo Siffert's Kinder Philippe und Veronique Siffert.
Happy Birthday!
Selbst ein runder Geburtstag konnte am Wochenende noch gefeiert werden, so bekam Urban Fässler, der für seine exzellenten Restaurationen von Monopostos vorwiegend der Marke Lotus bekannt ist, eine runde Sieben, was ihn aber nicht davon abhielt, eines seiner restaurierten Autos selbst zu fahren. Namensvetter und Le Mans Sieger Marcel Fässler wunderte sich über die extrem liegende Position des Fahrers im Lotus und zeigte sich extrem begeistert vom Zustand des kleinen grünen Monopostos mit dem gelben Streifen.
Blick ins 2016...
Freuen wir uns doch ganz einfach schon jetzt auf die Austragung der vierten Lignières Historique in der Hoffnung auf angenehmere Temperaturen, trotzdem trockene Bedingungen, aber dadurch wesentlich mehr Zuschauer, so dass sich die Schweiz langsam aber sicher den Engländern nähern kann.
Mit dem Klausen-Rennen hatte man bereits einen absoluten Mega-Event, der sich mit Goodwood, Monaco und Le Mans messen konnte. Vielleicht schafft es auch die Lignières Historique, daran anzuknüpfen und eine regelmässige Veranstaltung der Extraklasse zu bieten.