Die Silverstone Classic gehört zu den grössten Rennveranstaltungen in Europa und kann sich durchaus mit dem AVD Oldtimer Grand Prix oder sogar mit dem Goodwood Revival messen.
Zwar ist die Rennstrecke von Silverstone nicht gerade diejenige mit der traditionellsten Ausstrahlung, aber die grosszügige Gestaltung hat auch Vorteile für die Organisation von Grossveranstaltungen.
Gross angerichtet
Für den Anlass am 28. bis 30. Juli 2017 wurden 1000 Fahrzeuge (von 800 Fahrern) eingeschrieben, über 100’000 Zuschauer wollten sich das Spektakel vor Ort nicht entgehen lassen.
22 Rennen waren angesagt, Tourenwagen, Formel-1-Rennwagen, Gruppe-C-Prototypen und die legendären Sportwagen sowie viele andere teilten sich in die verschiedenen Startfelder.
Heisse Qualifikations-Sessions
Schon bei den Qualifikationsrennen gab es viele spannende Momente und die erfahrenen Rennfahrer liessen nichts anbrennen.
Steve Soper, bekannt aus dem Tourenwagen-Rennsport, stellte beispielsweise den Ford Lotus Cortina mit einer Zeit von 2:32.501 auf die Pole Position, die schnellste Runde aber drehte Formel-3-Profi Jonathan Kennard im Arrrows A3 F1-Rennwagen in 1:50.598, was einen Schnitt von immerhin über 190 km/h bedeutete. Gebummelt wurde da also nicht.
Mehr als 40 Jaguar XJ220
Es waren aber nicht nur die Trainings-Sessions und die Rennen, die das Publikum in Atem hielten, sondern auch einmalige Ereignisse, wie das Zusammenkommen von 42 Jaguar XJ220. Das mag nicht wie eine riesige Zahl klingen, tatsächlich aber wurden in den Neunzigerjahren gerade einmal 271 dieser Sportwagen gebaut.
Sie kosteten damals rund eine Million EUR/CHF und fanden auch einen Einsatz bei Autorennen. Im Jahr 1993 siegte ein XJ 220 in seiner Klasse, allerdings wurde ihm der Erfolg nachträglich durch Disqualifikation aberkannt. Alle vier Renn-XJ220 konnten in Silverstone gezeigt werden, ein Auto wurde zu diesem Zweck sogar aus Japan eingeflogen.
Berühmtheiten im Austin-Cup
In der “Celebrity Challenge Trophy” starteten viele mehr oder weniger bekannte Grössen aus der Sport- und Fernsehwelt zu einem Rennen in weitgehend identischen Austin A30/35.
Damit Leute wie Olympia-Medallien-Gewinner Jason Kenny, Mark Hunter, Greg Searle, Sonny Searle oder Amy Williams, aber auch Boxlegende Carl Froch oder die Motorrennfahrer Wanye Gardner und Freddie Spencer überhaupt am Rennen starten durften, mussten sie vorgängig in einigen Fällen sogar noch die notwendigen Trainings absolvieren und Rennlizenzen erwerben.
Auch Fernseh- und Popstars wie Brian Johnson, Howard Donald oder Peter James gesellten sich dazu. Dass Erfahrung durch nichts zu kompensieren ist, bewies dann schliesslich der Sieg des ex-BTCC-Siegers Mike Jordan
Tolle Autos abseits von der Rennstrecke
Es waren nicht nur die Autos auf der Rennstrecke, die für Aufsehen sorgten. Im Infield des Rundkurses tat sich ein mit rund 10’000 Klassikern gefüllter Parkplatz auf, auf dem seltene Aston Martin, Ferrari, aber auch populäre Oldtimer und Youngtimer zeigten, dass die britische Klassikerszene aktiv ist wie kaum eine andere.
Silverstone Auctions führte zwei Versteigerungen durch, an denen auch beeindruckende Preise realisiert wurden, so etwa £ 114’500 für einen Ford Sierra RS 500 und £ 137’250 für einen BMW 3.0 CSL.
Restaurierung in gut zwei Tagen
Eine besondere Attraktion bot sich mit dem “ebay restoration live” Projekt, bei dem es sich um eine Restaurierung eines Ford Capri 2.8i vor versammeltem Publikum handelte. Fünf Mechaniker konnten sich nur von Teilen von eBay bedienen, um das Coupé von Freitag bis Sonntag wieder auf Vordermann zu bringen.
Das Ergebnis war beeindruckend, die Show, bei der 14-Stunden-Tage völlig normal waren, begeisterte das Publikum.
Zu den Lieblingen der Besucher gehörten im Übrigen auch der John-Player-Special-BMW 635 CSI von Peter Sturgeon, den dieser aus Australien nach Silverstone gebracht hatte und der Williams FW14B, mit dem Nigel Mansell 1992 den britischen Grand Prix gewonnen hatte. Den Formel-1-Monoposto konnte man in zwei Höchstgeschwindigkeitsfahrten sehen.
Eher etwas langsamer unterwegs waren 115 McLaren Strassenfahrzeuge, die es aber in dieser Menge so vorher noch nie gegeben hat, womit die Chance für einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde in Greifweite rückte.
Spannende Rennen
Ob all der Unterhaltung neben der Rennstrecke gingen natürlich die 22 Rennen trotzdem nicht vergessen.
Michael O’Brien siegte im Merlyn Mk20A zweimal bei den Formel-Ford-Rennläufen, während Lukas Halusa das Sonntags-Rennen der RAC TT Trophy in seinem Ferrari 250 GT Breadvan auf der Strecke zwar gewann, wegen zu schnellem Fahren in der Boxengasse aber um vier Plätze zurückgestuft wurde. Damit wurde der Weg frei für Friedrichs-Hadfield im Aston Martin DP212.
Beeindruckend war der 11. Rang von Michael Gans im Lotus Elite, der mit deutlichem Hubraum-Manko noch vor diversen deutlich stärkeren Autos ins Ziel kam.
In der Gruppe C siegte am Samstag Steve Tandy im Spice E90 GTP, am Sonntag dann konnte ihn Kriton Lendoudis im Mercedes-Benz C11 um fast 20 Sekunden distanzieren.
Zum 40. Geburtstag des Williams-F1-Teams resultierte in beiden Läufen zur FIA Masters Historic Formula One ein Williams Sieg. Am Samstag war es Nick Padmore im FW07, der zuoberst aufs Treppchen steigen durfte, am Sonntag Michael Lyons im FW07B.
Sehr eng ging es beiden Vorkriegsfahrzeugen in der Kidston Trophy für Pre War Sports Cars zu. Am Schluss siegte Gareth Burnet auf dem Talbot 105 (GO 52) einen Wimpernschlag vor Wakeman-Blakeney-Edwards im Frazer Nash Supersports.
Steve Soper konnte seine Pole Position nicht in einen Sieg ummünzen, Mark Sumpter sah in der John Fitzpatrick Trohpy für Tourenwagen unter zwei Litern Hubraum im Ford Lotus Cortina die Zielflagge zuerst.
Eng ging es in der JET Super Touring Car Trophy zu. Das erste Rennen gewann Jason Minshaw im Volvo S40 zwar noch mit komfortablem Vorsprung, das zweite aber konnte James Dodd, der im ersten Lauf nur eine Runde zurücklegen konnte, im Honda Accord mit 1,187 Sekunden Vorsprung auf Jason Minshaw für sich entscheiden.
Die kompletten Ergebnisse können online auf der Veranstaltungsseite nachgelesen werden.