In Grossbritannien war Ford traditionell sehr erfolgreich, bis heute gehört der Hersteller zu den meistverkauften Marken im Königreich. Ein eigenes Entwicklungszentrum in Dagenham entwickelte Autos für den britischen Markt und so standen 1950 die Modelle Consul (mit Vierzylindermotor) und Zephyr Six auf dem Ford-Stand an der Earls Court Motor Show. Und sie sorgten für viel Begeisterung.
Erste Generation ab 1950
Tatsächlich waren die neuen Ford-England-Modelle der Zeit voraus. Mit selbsttragender Karosserie und den von Ford-Ingenieur Earl McPherson in Amerika erfundenen und im Consul/Zephyr perfektionierten Vorderradaufhängungen sowie 12-Volt-Elektrik gaben die mit Vier- oder Sechzylindermotoren ausgerüsteten Personenwagen vor, was andere Hersteller später nachbauten.
Rallye Monte Carlo 1953 - Gatsonides/Worledge gewinnen auf dem Ford Zephyr Six - mit Brille Prinz Bernhard der Niederlande | |
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Der Zephyr-Sechszylinder mit hängenden Ventilen und seitlicher Nockenwelle produzierte aus 2262 cm3 69 PS bei 4000 Umdrehungen.
Bereits ein Jahr nach der Präsentation machte im April 1951 ein Cabriolet namens Zephyr Six Convertible de Ville, dessen Karosserie bei Carbodies of Coventry entstand, seine Aufwartung. Gebaut werden konnte es wegen anfänglicher struktureller Schwächen aber erst am 1953.
Im selben Jahr kam dann auch der Zephyr Zodiac dazu, die luxuriöse Variante des Zephyr Six mit Zweifarbenlackierungen, Lederpolstern, Weisswandreifen, Heizung und etwas höherer Verdichtung und nun 72 PS.
Bis 1956 entstanden rund 400’000 Varianten der Baureihe Consul/Zephyr/Zodiac, dann war Zeit für einen Nachfolger.
Zweitauflage im Jahr 1956
Auf den Genfer Automobilsalon im März 1956 hin stellte Ford im Februar den Consul und Zephyr Mk II vor, eine vollständige Neukonstruktion mit moderneren Karosserien und grösseren Motoren. Der Zeit entsprechend wiesen die Wagen ein bedeutend längeres, breiteres und niedrigeres Äusseres auf.
Ford Zodiac (1961) - der Zodiac war die Edelvariante des Zephyr, unterschied sich aber nur in der Ausstattung, nicht aber in der Technik vom Zephyr Six | |
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Mehr Hubraum (2553 cm3 beim Sechszylinder) führte auch zu mehr Leistung (81 PS bei 4200 Umdrehungen) und damit trotz immerhin 1160 kg Trockengewicht bessere Fahrleistungen (0 bis 100 km/h in rund 19 Sekunden).
“Oscar” als Einflussfaktor
Bei der Entwicklung des Consul/Zephyr Mk II hatte “Oscar” viel beigetragen. Oscar war eine Puppe, deren Dimensionen Ford auf Grund von 70’000 Vergleichsexperimenten der Versuchsabteilung der amerikanischen Armee hergeleitet hatte. 179 cm gross und 75 kg schwer war dieser Durchschnittsfahrer namens Oscar und daraufhin wurde die Ergonomie im Mk II hin entwickelt. “Die Nachgiebigkeit der Sitzpolster unter der Belastung durch das Gewicht einer Person wurde für die Dimensionierung mit 10 cm angenommen”, erklärte die Automobil Revue in ihrer Fahrzeugvorstellung im Jahr 1956.
Die Karosserieinnenbreite war mit 144 cm auf Hüfthöhe und 133 cm auf Schulterhöhe vergleichsweise generös, weshalb man den Wagen als Sechssitzer deklarierte. Der Wagen wurde im Prinzip vom Interieur aus konzpiert, erst als man die Kabine ausgelegt hatte, wurde der Radstand (265,4 cm beim Consul, 271,7 cm beim Zephyr) festgelegt und das Auto sozusagen drumherum gebaut.
Ford Zephyr (1958) - mit Sechszylindermotor und neuem Gesicht - Genfer Autosalon 1958 | |
© Archiv Automobil Revue |
Auch technisch wurde die Baureihe auf Vordermann gebracht. Die McPherson-Vorderradaufhängungen wurden umfangreich verbessert. Die Blattfedern der starren Hinterachse wurden um 25 cm verlängert und progressiv ausgelegt.
Eine Besonderheit der Sechszylinder-Varianten war die “Reduktionsvorrichtung für den erforderlichen Kupplungsdruck”, der mit zunehmendem Durchtreten eine progressiv wachsende Hilfskraft erzeugte und wegen dieser Bedienungserleichterung vor allem von den Damen geschätzt wurde. Dem Zeittrend folgend wurden die Gänge am Lenkrad gewechselt.
Stetige Weiterentwicklung
Ford Dagenham verbesserte die CZZ-Modelle fortwährend. Bereits im Oktober 1957 berichtete die Automobil Revue von der Londoner Motorshow darüber:
“Die grösseren Modelle Consul, Zephyr und Zodiac erhalten besser gestaltete Sitze, die beiden Sechszylinder überdies eine abklappbare Mittellehne bei der rückwärtigen Sitzbank, und bei allen drei Typen wird nun eine präzisere Lenkradschaltung eingebaut. Das bisherige Lenk-getriebe mit Schnecke und Lenkfinger wird durch die leichtgängigere Kugelkreislauflenkung ersetzt. Äusserlich unterscheidet sich nur der Zephyr durch feiner gegliedertes Kühlergesicht von den Vorgängern.”
Die Verbesserungen fruchteten, wie die AR ein paar Monate später nach einer Probefahrt notierte:
“Am Lenkrad fällt vor allem die etwas erhöhte Sitzposition und die damit verbesserte Sicht auf. Mit dem rechten Bein kommt man dem Schalthebel gelegentlich ins Gehege. In Bezug auf Temperament und Fahreigenschaften erscheint der Zephyr nun voll ausgereift. Wer häufig und lange schnell fährt, wird gut tun, den Wagen mit Schnellgang anzuschaffen ..”
Ab 1957 stand zudem eine Borg-Warner-Automatik als Alternative zum Schaltgetriebe zur Verfügung und im Jahr 1960 konnte man Scheibenbremsen dazu bestellen, welche dann 1961 zur Standardausrüstung wurden.
Erfolgreich im Motorsport
Obwohl nicht dafür gedacht, bewährten sich die Ford-England-Limousinen auch im Rennsport. Bereits 1953 hatte ein Ford Zephyr Six mit Maurice Gatsonides die Monte Carlo Rallye gewonnen, zwei Jahre später fuhr Vic Preston den Zephyr bei der East African Safari zum Gesamterfolg. Dazu gab es Klassensiege bei der Tulpen-Rally und der Alpen-Rally in den Jahren 1954 bis 1959.
Ford Zephyr (1960) - Werbung - erfolgreich im Motorsport | |
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Für moderne Fahrer gebaut
Während die britischen Ford-Modelle in der Schweiz von Anfang auf viel Interesse stiessen, taten sie sich in Deutschland auch wegen der lokalen Konkurrenz durch Taunus + Co deutlich schwerer. Und dies trotz aufwändiger Werbemassnahmen von Ford Köln unter dem TItel “Zodiac – der Wagen, den nicht jeder fährt”:
“Konzeption und Verarbeitung des Zodiac verraten beste englische Automobilbau-Tradition – seine Fahrleistungen erfüllen internationale Ansprüche: Höchster Komfort und sportliches Temperament sind in diesem Wagen vereint. 2,6 I Hubraum, 6 Zylinder, 85 PS, 18,4 mkg Drehmoment, auf Wunsch mit Overdrive oder sogar mit automatischem Getriebe – die Daten seines Motors versprechen Ihnen Elastizität für gemächliches Bummeln im großen Gang und ebenso Kraft für blitzschnelle Beschleunigung: in 20 Sek. von 0 auf 100 km/h! Hervorragende Straßenlage, ausgezeichnete Federung und kräftige Bremsen machen den Zodiac ebenso sicher wie komfortabel. Geschmack volle Polsterbezüge aus Nylon oder aus echtem Leder, weiche Astrachan-Teppiche, verstellbare-Armlehnen und viele andere Details verheißen genußreiches Fahren. Ob als viertürige Limousine oder als sportliches Cabriolet – der Zodiac ist ein Wagen ganz nach Ihrem Geschmack.”
Ford Zodiac (1960) - Werbung - der Wagen, den nicht jeder fährt | |
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Cabriolet ab 1957
Auch beim Mark II wurde wiederum eine zweitürige Cabriolet-Variante angeboten. Es gab sie für alle drei Modellvarianten Consul, Zephyr und Zodiac. Das Faltdach wurde bei den Sechszylindervarianten elektrisch gehoben und versenkt.
Ford Zephyr Convertible (1961) - offene Version, gebaut ab 1957 | |
© Zwischengas Archiv |
Die offenen Versionen blieben allerdings selten, weniger als 7000 Sechszylinder-Cabriolets entstanden bis 1962, 1772 davon sollen Zodiac-Varianten gewesen sein. Viele wurden wohl exportiert, nur wenige überlebten, nicht zuletzt wegen strukturellen Schwächen, die Jahrzehnte.
Ablösung im Jahr 1962
Im April 1962 erschien der Mark III und damit ein umfangreich umgestalteter Zephyr/Zodiac. Zwar wurde die Technik wiederum vom Vorgänger übernommen, aber es gab nun vier Vorwärtsgänge und deutliche Unterschiede zwischen dem Zephyr und dem Zodiac. Zudem verzichtete man auf die Bezeichnung Consult und taufte das Vierzylindermodell nun Zephyr 4.
Ford Zodiac (1963) - in der dritten Generation setzte sich der Zodiac optisch stärker vom Zephyr ab als vorher | |
© Zwischengas Archiv |
Später, im Jahr 1966, folgte dann der Zephyr Mark IV, der aber mit seinen Vorgängern nur noch wenig zu tun hatte. 1972 wurde die Modellreihe dann zugunsten Consul/Granada fallengelassen.
Ford Zodiac Convertible Mark II (1962) - nur das Cabriolet war zweitürig | |
© Copyright / Fotograf: Bonhams |
Ein Amerikaner in Paris
Zeitweise waren die Ford-Modelle Zephyr/Zodiac auch in den Vereinigten Staaten beliebt, zumindest solange es dort keine kompakten Autos zu kaufen gab. So ist es zu erklären, dass von den Cabriolets einige nach den USA verschifft wurden.
Ford Zodiac Convertible Mark II (1962) - Blick ins Interieur | |
© Copyright / Fotograf: Bonhams |
Eines davon, Chassis 206E 51918, im Zodiac-Mark II-Trimm fuhr einst auf amerikanischen Strasssen, bis es via eine Bonhams-Versteigerung im Jahr 2010 nach Irland in eine Sammlung fand. Jetzt kommt der Wagen erneut auf den Markt, dieses Mal an der Bonhams-Versteigerung im Grand Palais in Paris am 7. Februar 2019. EUR 10’000 bis 15’000 (CHF 11’000 bis 17’000) wurden als Wert für das weitgehend unrestaurierte Cabriolet angesetzt, einen grossen Wertzuwachs hat der Zodiac, dessen Geburtsdatum nur geschätzt werden kann, seither vermutlich nicht erlebt. Aber vielleicht werden dies die Bieter in Paris ja anders sehen.
Ford Zodiac Convertible Mark II (1962) - der Reihensechszylinder leistete rund 85 PS | |
© Copyright / Fotograf: Bonhams |
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 8 / 1956 vom 22.Feb.1956 - Seite 17: Neu - Ford Consul und Zephyr
- AR-Zeitung Nr. 12 / 1957 vom 18.Mrz.1957 - Seite 15: Englands Automobilindustrie wieder im Aufstieg
- AR-Zeitung Nr. 44 / 1957 vom 16.Okt.1957 - Seite 29: Was gibt es Neues am Londoner Salon?
- AR-Zeitung Nr. 16 / 1958 vom 02.Apr.1958 - Seite 19: Salon-Kurztest Ford Zephyr Mk II
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