Ein leichtes Auto mit einem starken Motor, das war schon immer ein Garant für viel Fahrspass. Wenn der Motor dann auch noch zuverlässig und das Auto günstig war, dann fand der Wagen viele Anhänger. Ford jedenfalls hatte beim Escort RS 2000 fast alles richtig gemacht.
Gerne sportlich
Im Januar 1968 wurde der neue Ford Escort am Autosalon von Brüssel dem grossen Publikum präsentiert, nachdem die Produktion bereits im November 1967 gestartet war und die Presse vorab eine Einführung erhalten hatte. Die neue zweitürige Limousine mit Standardbauweise (Motor vorne, Antrieb hinten) und hinterer Starrachse sollte in Grossbritannien den Anglia ablösen, in Europa dem VW Käfer Kunden streitig machen.
Praktisch vom Start weg gab es nicht nur Brot- und Butter-Ausführungen mit 1,1 Liter Hubraum und 54 PS, sondern auch eine 1,3-Liter-Variante mit 63 oder als GT mit 76 PS. Beide Motoren verfügten über einen Querstromkopf und eine obenliegende Nockenwelle. Und für den Motorsport wurde eine Zweinockenwellen-Variante mit dem 1,6-Liter-Motor von Lotus präsentiert, die auf 117 PS und eine Spitze von 185 km/h kam.
Für den Volkssport
Während die Preise für die schwächeren Escort-Modelle auf Käfer-Niveau begannen, kostete die Sport-Version locker das Doppelte. Damit liessen sich natürlich keine grossen Stückzahlen machen, was sich auch nicht änderte, als man den Lotus-Vierzylinder durch eine Cosworth-Version namens BDA ersetzte.
Die Ford-Macher suchten nach einer Alternative und bauten den Zweiliter-Consul/Pinto-Vierzylinder in den Escort GT ein. Ergänzt mit ein paar Rallye-Streifen und einem sportlicher ausgerüsteten Cockpit mit Scheel-Sitzen und (Kunst-) Lederlenkrad lockte ein 100 PS starkes Auto namens RS 2000 mit einem Leergewicht von 900 kg, das DM 10’400 (oder CHF 13’950) kostete und genau die richtige Basis für den Breitensport darstellte.
Der Vertrieb erfolgte über ausgewählte RS-Händler, die auch gleich noch passendes Zubehör anbieten konnte, sollte die Serienausführung noch nicht ganz so schnell wie nötig sein.
Weitgehend wohlwollende Kritiken
Werner Schruf setzte sich bereits Mitte 1973 in den neuen RS 2000, um für “auto motor und sport” herauszufinden, ob der Escort die sportlichen Erfahrungen erfüllen könne. Mit 9,8 Sekunden für den Spurt von 0 bis 100 km/h und 176,5 km/h Spitzengeschwindigkeit standen die Chancen nicht schlecht, schliesslich konnten beschleunigten weder ein BMW 2002 noch eine Alfa Romeo Giulia Super, die beide mehr kosteten, besser.
An Alltagstauglichkeit mangelte es dank guten Motormanieren und einer Startautomatik auch nicht, nur die engen Platzverhältnisse im Fond hatte der sportliche Escort natürlich mit seinen schwächeren Brüdern gemeinsam.
Auch die Fahrsicherheit überzeugte, wurde aber durch eine harte Abstimmung erkauft:
“Alle Escort-Modelle gehören von Haus aus zu den relativ unkomfortablen Limousinen, und das trifft natürlich in ganz besonderem Maß für den sportlichsten Vertreter dieser Baureihe zu. Verständlicherweise haben sich die Ford-Techniker auch nicht sonderlich um Fahrkomfort bemüht, sondern ihr Hauptaugenmerk auf eine gute Straßenlage gerichtet. Das Ergebnis ist entsprechend ausgefallen: Der RS 2000 ist bretthart gefedert und gedämpft und kann seine Passagiere nur äußerst not dürftig vor Stößen auf schlechter Fahrbahn bewahren, sie dafür aber sehr schnell und sicher um Biegungen aller Art transportieren. Absolut unproblematisch ist das Fahrverhalten des Escort auf ebener Piste: Hier erreicht er sehr hohe Kurventempi, verhält sich dabei weitgehend neutral und zeigt sich selbst dann noch von einer gutmütigen Seite, wenn man in engeren Kehren durch vollen Einsatz der Motorleistung das Übersteuern geradezu herausfordert …”
Dem stimmten auch die Testfahrer der Zeitschrift “Powerslide” zu, sie erwähnten allerdings auch eine gewisse Empfindlichkeit auf Lastwechsel und spürbare Grenzen der einfachen Aufhängungskonstruktion auf schlechten Strassen.
Gut gefiel den Journalisten damals die grosszügige Ausstattung und das komplett instrumentierte Cockpit, allerdings liessen sich nicht alle Anzeigen gut einsehen, weil sie vom Lenkrad verdeckt wurden.
Viel Auto für’s Geld bot der Escort RS 2000, da waren sich alle einig.
Gute Basis für den Rennsport
Wer allerdings noch ein paar Hunderter oder Tausender auf dem Konto hatte, der konnte den Escort RS 2000 noch deutlich sportlicher trimmen.
Ausgestellte Kotflügeln mit Platz für richtig breite Reifen gab’s für CHF 1650 (oder rund 1000 Mark), ein Rallye-Pack kostete CHF 2670, das Race-Pack CHF 1990. Viele Dinge konnte man auch einzeln bestellen, so etwa ein Tieferlegungssatz mit speziellen Federn und Dämpfern für DM 751, belüftete Scheibenbremsen an der Vorderachse für DM 348, ein Differential mit 70 Prozent Sperrwirkung für DM 565 oder einen Sportauspuff für DM 386. So konnte ein optimal präparierter Escort RS 2000 durchaus auf DM 17’000 kommen, da lagen dann aber auch noch ein paar Eingriffe zur Steigerung der Motorleistung drin.
Mit dem Ergebnis konnte man sich im Tourenwagen-Sport auf der Rundstrecke beweisen oder sich zur nächsten Rallye Monte Carlo anmelden.
An Bord eines Rallye-Autos
Zeit für einen Selbstversuch. Das Einsteigen in den fotografierten weiss-blauen Rallye-RS 2000 ist wegen des Überrollkäfigs und der nicht ganz periodengerechten Rennsitze nichts für unsportliche Piloten. Und bis man angeschnallt ist, vergehen weitere Minuten. Aber dann ist man startklar.
Man sitzt tief, was der Übersicht im Verkehr nicht förderlich ist. Aber dieses Auto ist auch eher für Rallye-Pfade gedacht als für die Fahrt durch die Grossstadt. Dies spürt man spätestens dann, wenn man den Motor mit den Zündschlüssel startet. Es ertönt ein wohltönendes, aber keineswegs leises Knurren aus dem Motorraum. Die Gänge rasten hart ein, die Kupplung greift bissig.
Und los geht’s. Sofort fühlt man sich wie Mikkola oder Vatanen auf der Sonderprüfung. Man freut sich über die stupende Handlichkeit, schätzt das geringe Gewicht und die direkte Lenkung. Mangels Geräuschdämpfung ist man sich des Untergrunds und der Arbeit der Mechanik immer voll bewusst.
Jetzt fehlt nur noch eine Schotterpiste mit genügend Auslauf, falls man sich vertut. Praktisch wäre auch noch ein Beifahrer, der einem die nächste Kurve meldet, so im Stil “leichte Links, vierter Gang voll”. Rallye-Sport war noch herrlich analog vor knapp 50 Jahren, der gefahrene RS 2000 lässt einen spüren, wie es damals zuging.
Sichtbare Geschichte
Der gefahrene Escort hat schon einiges erlebt. Er wurde mit Doppel-Webervergasern ausgerüstet, verfügte von Anfang an über eine Sperre an der Hinterachse und trat schon im Juni 1974 mit Harri Sahala und Teljo Siltanen zur ersten Rallye an. Deren Name war “Oulujärven Ralli” und sie fand in Finnland statt. Es folgten unzählige weitere Einsätze an Veranstaltungen mit ähnlich schwierig auszusprechenden Namen. Im Cockpit sassen u.a. Matti Katajavuori, Kari Mörsky, Lasse Lampi, Harri Neva, Tramo Kallio, Jussi Kuukkala, Pentti Kuukala, Aulis Paarala, Mika Rahkonen, Rolf Hedman und zuletzt Aapo Hämäläinen und Jarmo Törmälä. 1985 war die aktive Rallye-Karriere des Wagens zu Ende, doch ab 2003 setzte die zweite Jugend ein, der Escort RS 2000 durfte bei historischen Rallye-Veranstaltungen mittun.
Und das darf er auch heute noch dank eines FIA-HTPs (Historic Technical Passport) für die Klasse CT24 und die Periode H1 (1972 bis 1975).
Einen Concours-Zustand darf man da natürlich nicht erwarten, er wäre auch schnellen Rallye-Stage-Zeiten nicht förderlich und auch periodengerechter Originalzustand ist wegen stetiger Optimierungen und Ergänzungen nicht gegeben. Aber auch das zählt auf der Schotterpiste nicht, denn da geht es nur um Leistung, Gewicht, Abstimmung und Fahrspass.
Wieviele waren es?
Den RS 2000 mit den “Hundeknochengesicht” gab’s nur rund zwei Jahre lang, denn schon im Januar 1975 erschien ein deutlich kantigerer Escort, dem dann mit einigen Monaten Verzögerung auch ein RS-2000-Modell mit auffälliger Frontgestaltung zur Seite gestellt wurde.
Gebaut wurde der RS 2000 sowohl in England in der Aveley Fabrik als auch in Deutschland in Saarlouis. Bei den Zahlen sind sich die Experten nicht ganz einig, man spricht von insgesamt rund 5400 gebauten RS 2000, wovon zwischen 1100 und 1200 aus Saarlouis stammten. Es gab im Übrigen gewisse Unterschiede zwischen den britischen und deutschen RS-2000-Modellen, welche als etwas sorgfältiger gebaut gelten.
Unabhängig von der exakten Stückzahl darf ein RS 2000 heute als Rarität gelten, zumal viele zerschunden wurden oder dem Rost zum Opfer gefallen sind.
Wir danken der Oldtimer Galerie Toffen für die Gelegenheit zur Probefahrt im RS 2000 von 1974.
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Ich erinnere mich an den Escort 1100L meines Vaters aus etwa 1973: Diagonalreifen 11', hinten Blattfeder, nicht mehr als 50 PS... da musste man z.B. während der Ferien im Eifel schon alles geben um irgendwo oben zu kommen. :-)
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Es war blau mit weissen Streifen.Das Lenkrad war leicht schräg.Die Schaltung war die exakteste die ich kannte.Die Sitze gut.
Die Federung war so das ich sagte eine Abtreibung ist in dem Auto einfach.Ein paar mal in einer alten Stadt über die gepflasterte Strasse fahren und das wars.Meine Fahrt von Bad Wimpfen nach (damals) Jugoslawien Rovini in einem Rutsch war so das ich trotz Stops wir gerädert dort angekommen waren und mein Gehör beeinträchtig war! Tolle Fahrt!
Es gab von Ford Motor Motor Sport Modifikationen, Stufe 1:Vergaser.Stufe 2-Vergaser und Auspuff.Stufe 3 Vergaser und Auspuff und Nockenwelle.
Meiner hatte 140PS.
PS.Danach hatte ich noch den Capri RS mit Kugelfischer Einspritzung ,einen Ford OSI usw.
Der Escort war aber vom fahren der Beste.
Gruss, Poldes.
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