Die Geschichte der Marke Buick reicht zurück bis ins Jahr 1899, doch so richtig los ging es erst im Jahr 1903, als aus der “Buick Auto-Vim and Power Company” die “Buick Motor Company” wurde. Damit war die älteste heute noch existierende amerikanische Automarke gegründet.
50 Jahre später stellte Buick, seit 1908 Teil von General Motors, dann den ersten eigenen V8-Motor vor.
Die neuen Buick nach dem Krieg
Nach der durch den zweiten Weltkrieg erzwungenen Produktionspause begann Buick schon 1946 wieder mit dem Bau von Automobilen, die freilich eine Weiterführung der Vorkriegsmodelle mit Reihenachtzylindermotoren waren.
1949 erhielt der Buick Special dann eine komplett neue Karosserie, nachdem zuvor Jahr für Jahr ein wenig geglättet und modernisiert worden war.
Ein neuer Motor
Zum 50. Geburtstag der Buick Motor Company wurde im Januar 1953 ein neuer Motor vorgestellt, der die acht Zylinder statt in einer Reihe nun in einem “V” und zwei Reihen angeordnet hatte. Zwar unterschied sich der Buick-V8 nicht grundsätzlich vom “Kettering-Motor”, der bei Cadillac und Oldsmobile bereits im Einsatz war, bei der Gestaltung der Brennräume und der Ventilführung aber ging Buick eigene Wege.
60 Millionen USD kostete die Entwicklung dieses Fireball-V8, welche rund fünf Jahre bis zur Produktionsaufnahme in Anspruch nahm. Im Jahr 1950 begannen die Produktionsvorbereitungen, dazu wurden 2000 Werkzeugmaschinen bestellt, hochkomplexe Maschinengruppe zur Automatisierung von Teilschritten beschafft. Eine der 48 Meter langen Produktionsstrassen kostete USD 600’000. Der Einsatz lohnte sich, denn aus zwei Jahren Handarbeit wurden eine Woche Maschinenzeit. Nun konnten 1000 Fireball-Motoren pro Tag zu günstigen Kosten gefertigt werden, 1954 gab man entsprechend den Reihen-Achtzylinder auf und konzentrierte sich bei Buick komplett auf die neuen V8-Motoren, die es in verschiedenen Hubraum- und Leistungsstufen gab, gekoppelt jeweils an Dreigang- oder Automatik-Getriebe.
Traditionelle Fahrwerktechnik
Unter den sich im Jahresrhythmus ändernden Karosserien herrsche konventionelle Fahrwerktechnik vor. Ein Kastenrahmen mit X-Traverse bildete die Basis, die vorderen Rädern wurden von Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreieckquerlenkern und Schraubenfedern geführt, während hinten eine Starrachse mit Schraubenfedern und schrägen Schubstreben vorgesehen war. Eine hydraulisch operierte Bremse war genauso an Bord wie eine Kugelkreislauflenkung mit (teilweise gegen Aufpreis) hydraulischer Unterstützung.
Drei “Venti-Ports”
Seit 1949 wiesen die Specials drei Venti-Ports auf, chromumrandete Lüftungsöffnungen auf der Flanke auf Höhe des Motors. Diese waren ein typisches Buick-Erkennungszeichen, während Kühlerformen und -designs stetig änderten.
Neben dem “Special” gab es 1954 auch noch den Century, den Super und den Roadmaster, die alle drei den grösseren V8 mit 5277 cm3 erhielten, während der Special ab 1954 mit der 4326 cm3 grossen Version ausgerüstet wurde, die 152 SAE-PS lieferte.
Design-Evolution in Schritten
1954 erhielt der Buick Special nicht nur ein neues und breiteres Fahrgestell mit fast 310 cm Radstand, sondern auch eine komplett neue Karosserie. Es gab nun nicht nur mehr Platz im Innern, sondern auch die zum Trend werdende Panorama-Windschutzscheibe, wie sie mit dem Le-Sabre-Prototyp im Jahr 1951 erstmals gezeigt worden war. Diese Neuerung überzeugte nicht alle Beobachter, die Rundumsicht aber profitierte sicherlich davon.
1957 wurde die Karosserie erneut überarbeitet, für das Baujahr 1959 wurde der Special in LeSabre umbenannt. Erst 1961 kehrte er auf neuer Basis und mit neuen Karosserien zurück.
Erfolgreiche Baureihe
Der Buick Special war eines der erfolgreichsten amerikanischen Automobile in den Fünfzigerjahren, alleine vom Baujahr 1955 konnten 381’249 Fahrzeuge (und damit über die Hälfte der Buick-Produktion von 738’894 Autos) verkauft werden. Der Buick war der Wagen für den anspruchsvollen Kunden, der aber nicht unbedingt ein Bankdirektor sein musste.
Es gab den Special im Jahr 1955 in unterschiedlichen Ausführungen, nämlich als zwei- oder viertürige Limousine (Sedan), als Riviera (coupé-artige Limousine ohne B-Säule) mit zwei oder vier Türen, als viertüriger Kombi (Estate Wagon) und als Cabriolet (Convertible).
Mit 10’009 produzierten offenen Versionen war der Convertible sicherlich ein Nischenprodukt, doch übertraf seine Produktion die des Kombis immer noch um den Faktor 3,5.
Komfortabel dank Automatik
Neu für das Baujahr 1955 war die verbesserte Dynaflow-Twin-Turbine-Kraftübertragung. Die Automobil Revue hatte im März 1955 die Gelegenheit, einen Buick 40 Special als Limousine probezufahren und fasste zusammen:
“Wer hohen Fahrkomfort und grosse Motorleistung schätzt, wird auch den Buick schätzen. Die Besonderheit des Jahres 1955, das Flüssigkeitsgetriebe mit den verstellbaren Leitschaufeln, ist als entscheidender Fortschritt zu werten und wird zweifellos zu einem neuen Standard im Bau von automatischen Getrieben werden.”
Aber nicht nur das neue Getriebe überzeugte:
“Die Fahreigenschaften sind in erster Linie durch die gegenüber früheren Modellen dieser Marke fühlbar härtere Federung gekennzeichnet. Zwar ist diesem für unsere Strassenverhältnisse in jeder Beziehung sehr reichlich dimensionierten Automobil ein grosses Gewicht und damit auch eine gewisse Trägheit eigen, aber wegen der mühelosen Art des Steuerns und der Schnelligkeit auf weiten Strecken dürfte der Buick ein idealer Wagen für grosse Reisen darstellen.”
Das edle Cabriolet
USD 2590 kostete in den USA der Buick Special Convertible als Model 46C. Die Farbauswahl war mit 20 Lackierungsoptionen, darunter Stafford Blue, Cherokee Red oder Condor Yellow, riesig und auch das Interieur konnte man in acht Trim-Konbinationen bestellen.
Auch an Zubehör-Optionen mangelte es nicht, so stand “Power Steering” genauso auf der Aufpreisliste wie ein “Deluxe Steering Wheel”, verschiedene Radios oder Weisswandreifen.
In der Schweiz kostete ein Buick Special Convertible 1955 immerhin CHF 25’300, da war dann allerdings das Radio bereits inbegriffen. Für dasselbe Geld hätte man aber auch drei Ford Taunus, zwei Lancia Appia oder einen Mercedes-Benz 190 SL und einen VW Käfer kaufen können.
Charakter-Cruiser
Doch kaum eine Alternative hätte wohl an das Fahrgefühl im riesigen (Länge 525 cm, Breite 195 cm, Höhe 154 cm) und fast zwei Tonnen schweren Cabriolet herangereicht. Selbst heute noch kann man nachvollziehen, wie privilegiert sich die Buick-Fahrer damals gefühlt haben müssen.
Nach dem Anlassen des Motors via den unter dem Gaspedal liegenden Starterknopf erklingt vor allem vom Auspuff her das Böllern des V8-Motors.
Das Dach hat man natürlich bereits vorher ohne Muskelkraft hin geöffnet und auch das Lösen der Parkbremse und das Einlegen der Fahrstufe des Automatikgetriebes gelingt ohne Anstrengung. Genauso verläuft die Fahrt. Automatisch bewegt man sich fliessend und ohne Hektik vorwärts, ein Sportwagen will der Buick schliesslich nicht sein.
Platz für sechs Personen gibt es im offenen Wagen und nur schon zwecks Schonung der Frisur der hinten sitzenden Passagiere ist ein gemächliches Tempo angesagt. Auffallen tut man auch so, im weiss-rot lackierten Cabriolet sowieso.
Von den damals versprochenen 160 km/h Höchstgeschwindigkeit bliebt man meist weit entfernt und spart damit auch gleich ein paar Liter Benzin, denn für flottes Vorwärtskommen waren damals 17 bis 21 Liter pro 100 km nötig. Nur wenige Autos verkörpern den “American Way of Driving” so perfekt wie ein Buick der Fünfzigerjahre.
Wir danken der Oldtimer Galerie Toffen, die den Buick Special von 1955 am 24. Mai 2019 anlässlich der Swiss Classic World in Luzern versteigern wird, für die Gelegenheit zur Fotosession.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 2 / 1953 vom 14.Jan.1953 - Seite 13: Buick mit V8-Motoren
- AR-Zeitung Nr. 2 / 1954 vom 13.Jan.1954 - Seite 15: Buick nur noch mit V8-Motoren
- auto motor und sport / Nr. 24 / 1954 - Seite 12: Detroit-Jahrgang 1955
- AR-Zeitung Nr. 13 / 1955 vom 16.Mrz.1955 - Seite 13: Kurztest Buick 40 Special
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