Erstmals organisierte RM/Sotheby’s eine Versteigerung in der Motor World München. Am 26. November 2022 kamen 73 Fahrzeuge im Wert von EUR 24,7 Millionen unter den Hammer. Im Schnitt wurden für die 67 Autos und sieben Motorräder also EUR 336’216 erwartet. 58 Prozent der Lots kamen ohne Mindestpreis unter den Hammer!
88 Prozent der Lots – darunter alle Motorräder – konnten erfolgreich verkauft werden. Der Gesamtumsatz belief sich auf rund EUR 23 Millionen, nur wenig unter den aufsummierten Estimates. Für einige Fahrzeuge wurde signifikant mehr bezahlt als erwartet.
Vor allem BMW und Ferrari
Mit 29 BMW, die im Schnitt 51 Jahre alt waren, und 15 Ferrari, die durchschnittlich vier Jahrzehnte auf dem Buckel hatten, waren in München zwei Marken dominant.
Von den übrigen Herstellern reichte es nur gerade Mercedes-Benz (6) und Porsche (4) für eine Handvoll Autos. Die übrigen Marken waren grösstenteils mit einem oder zwei Fahrzeugen vertreten. Im Angebot waren ausschliesslich weithin bekannte Hersteller zu finden.
Nur wenige Superklassiker abseits von BMW
Weil das Angebot vergleichsweise jugendlich ist – wenn man einmal von BMW absieht – traten die Superklassiker weniger stark auf als an anderen Auktionen. Immerhin waren aber ein Jaguar XK 120 von 1950, ein Lamborghini Diablo GTR von 1999, ein Lancia Arelia B24 Convertible von 1958, ein Mercedes-Benz 540 K Spezial-Roadster von 1938 sowie ein Porsche 356 Speedster von 1955 im Katalog zu finden.
Während der Lamborghini Diablo (Höchstgebot EUR 750’000), der Lancia Aurelia (EUR 260’000) und der Jaguar XK 120 (EUR 180’000) nicht verkauft werden konnten, fanden der 540 K für EUR 2,01 Millionen und der Porsche Speedster für EUR 432’500 neue Besitzer.
Und natürlich fehlten auch einige attraktive Ferrari-Sportwagen der Fünfziger- bis Neunzigerjahre nicht. Am teuersten verkauft werden konnte der Ferrari F40 von 1991, der für EUR 2,311 Millionen (CHF 2,265 Millionen) in eine neue Garage fand.
Für den Dino 206 GT von 1969 als Restaurierungsprojekt wurden EUR 303’125 (CHF 297’063) bezahlt, mehr als das 1,5-fache des erwarteten Betrags.
Nicht verkauft wurden der 365 GTB/4 von 1973 (Höchstgebot EUR 450’000) und der 330 America von 1963 (EUR 370’000). Die übrigen Ferrari-Sportwagen kamen in neue Hände. Überraschend gut schlug sich dabei der Ferrari 328 GTS von 1989, der für EUR 184’000 den Besitzer wechselte, notabene gleichteuer wie ein 512 BBI von 1983.
Im Schnitt wurden bei den Ferrari-Wagen 95 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten.
BMW-Sammlung deutlich über den Erwartungen
Aus einer einzigen Sammlung – genannt "The Bavarian Legends Collection" – stammten die Lots 144 bis 175, also insgesamt 32 Fahrzeuge, wovon es sich bei dreien um Motorräder handelte. Zudem waren vier Nicht-BMW-Fahrzeuge vertreten: nämlich ein Austin Mini Cooper S von 1966, ein Rover Mini Cooper 1.3i von 1998, ein Rolls-Royce Phantom II von 1934 und ein Dixi DA1 von 1928, den es später ja auch als BMW 3/15 PS gab.
Die gesamte Sammlung wurde "without reserve" angeboten. Vielleicht motivierte dies die Bieter, in Summe deutlich mehr Geld einzusetzen, als im Vorfeld erwartet worden war. Geschätzt waren die 32 Fahrzeuge auf rund EUR 5,03 Millionen. Verkauft wurden sie für EUR 7,8 Millionen! Im Schnitt wurde mehr als das Doppelte des Schätzwerts geboten. Pro Lot wurden nicht "nur" EUR 157’031, sondern EUR 244’590 bezahlt.
Vor allem jüngere BMW hoch bewertet
Die Sammlung zeigte einen interessanten Querschnitt durch die Autobauertätigkeit von BMW über rund 75 Jahre und beinhaltete auch gewöhnlichere Fahrzeuge wie einen BMW 700 oder einen BMW 528. Das Gros waren allerdings bekannte Klassiker aus dem Programm, worunter sich auch ein BMW 328, ein BMW 323i, gleich zwei BMW Z1 und eine Isetta 250 finden liessen. Auch die M3-Fraktion war mit einem E30, einem E36 und einem E46 (CSL) gut vertreten. Und auch Rennwagen fanden Eingang in die Sammlung, so etwa ein BMW 320 von 1993 und ein BMW 635 CSi von 1983.
Mehr als das Achtfache wurden für den gelben BMW M3 (E36) von 1997 investiert, während der M3 CSL von 2003 auf das gut Siebenfache kam. Die beiden M3 wechselten für EUR 286’250 und EUR 325’625 den Besitzer – stolze Preise für die beiden Youngtimer.
Auch ein BMW 745i erzielte mit EUR 201’250 deutlich mehr als erwartet, genauso wie der 320i Tourenrennwagen von 1993 (EUR 143’750).
Mehr als üblich wurden auch für den urgrünen BMW Z1 von 1989 bezahlt, nämlich EUR 155’250. Ein zweiter, roter Z1 aus demselben Jahr erreichte mit EUR 92’000 immer noch mehr als das Doppelte des Schätzwerts.
Dass nicht nur junge BMW deutlich mehr einbrachten als erwartet, zeigten ein 3.0 CSL von 1975 für EUR 578’750 und ein 2002 Cabriolet von 1972 für EUR 138’000. Beide erzielten mehr als das Doppelte der Erwartungen.
Bessere Schätzgenauigkeit bei den älteren BMW?
Ziemlich im Einklang mit den Schätzwerten wurden die ältesten BMW-Fahrzeuge vermittelt. Der BMW 507 von 1958 ging für EUR 1,918 Millionen an einen neuen Besitzer; der 328 Roadster von 1938 für EUR 511’250. Nur der Dixi von 1928 konnte mit EUR 52’900 deutlich teurer als erwartet verkauft werden.
Neerpaschs M1
Der einzige graue BMW M1 von 1980 – einst von Jochen Neerpasch gefahren und auch schon am Concorso d’Eleganza Villa d’Este gezeigt – wurde für EUR 792’500 (CHF 776’650) verkauft.
Damit wurde der Schätzwert knapp übertroffen.
Keine Schnäppchen
Kaum jemand hätte ein derartig gutes Ergebnis vorausgesagt. Selbst bei den neun nicht verkauften Autos– darunter neben den bereits erwähnten Wagen auch ein Lamborghini Aventador und ein McLaren MP4-16 sowie ein Mercedes-Benz 300 SE Cabriolet und ein Porsche 911 GTS RS von 2018 – lagen die Höchstgebote nicht allzuweit von den unteren Schätzwerten.
Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass für den Porsche Carrera GT von 2005 EUR 1,062 Millionen, für den Ford GT EUR 815’000 und für den Ferrari 599 GTO von 2010 EUR 860’000 bezahlt wurden.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
102 | MV Agusta F4 750 Senna | 2003 | 30'000 | 40'000 | 28'000 | 33'600 | 32'928 | -4%
|
V |
103 | MV Agusta F4 1000 Tamburini | 2005 | 25'000 | 35'000 | 36'000 | 43'200 | 42'336 | +44%
|
V |
104 | Ducati 996 SPS/F | 1999 | 20'000 | 30'000 | 36'000 | 43'200 | 42'336 | +72.8%
|
V |
105 | Ducati 999R | 2006 | 25'000 | 35'000 | 38'000 | 45'600 | 44'688 | +52%
|
V |
106 | Mercedes-Benz 560 SEC AMG 6.0 | 1990 | 60'000 | 90'000 | 102'000 | 117'300 | 114'954 | +56.4%
|
V |
107 | Mercedes-Benz 220 SE Saloon | 1961 | 80'000 | 130'000 | 72'000 | 82'800 | 81'144 | -21.14%
|
V |
108 | Porsche 928 S4 | 1991 | 40'000 | 60'000 | 32'000 | 36'800 | 36'064 | -26.4%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
Information
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Bei dem Satz
"Überraschend gut schlug sich dabei der Ferrari 328 GTS von 1989, der für EUR 184’000 den Besitzer wechselte, notabene gleichteuer wie ein 512 BBI von 1938."
kann die letzte Jahreszahl nicht ganz stimmen, oder ?
Ansonsten wie immer eine seeehr interessanter Artikel über diese Auktion => diese Berichte sind für mich die spannendste Lektüre im Zwischengas :-)