Die Rundstrecke von Dijon gehört zu den attraktivsten Rennstrecken in Zentraleuropa. Sie ist sowohl aus der Schweiz wie auch aus Deutschland gut erreichbar und auch für die Engländer nicht allzu weit entfernt. Entsprechend beliebt ist der Grand Prix de l’Age d’Or, der von Peter Auto vom 3. bis 5. Juni 2016 veranstaltet wurde.
Trotz trüben Wetteraussichten zeigte sich Petrus gnädiger als erwartet, es trocknete zusehends ab und das letzte Rennen der CER2 fand sogar bei Sonnenschein statt.
Viel Arbeit für die Mehrfachstarter
Mancher Rennfahrer, der die Anreise nach Dijon antrat, hatte sich nicht nur zu einem, sondern gleich zu mehreren Rennen angemeldet und entsprechende Fahrzeuge mitgebracht.
Kaum ein zweiter aber kam wohl auf sechs Rennen in sechs Fahrzeugen wie Christian Traber, der im Vorkriegs-Rennwagen, in Tourenwagen und Prototypen mitmischte, und dies meist an vorderster Front.
Spannender Formel-Junior-Wettkampf
In der Formel Junior jedenfalls setzte Traber seinen Lola Mk2 von 1960 auf die Pole-Position und führte das Feld mit knappem Abstand an, bis ihn der sinkende Öldruck im Vierzylinder dazu zwang, in der neunten Runde aufzugeben.
Der Sieg ging dann im ersten Lauf an Robin Longdon, der ebenfalls einen Lola Mk2 fuhr und mit den Zweiten mit 16 Sekunden Abstand hinter sich hielt. Im zweiten Lauf, der ohne Christian Traber stattfinden musste, siegte Longdon erneut, allerdings dieses Mal nur 1,3 Sekunden vor Mike Walker auf einem Bond FJ von 1960. Das klassierte Wagenfeld war auf 16 Autos geschrumpft.
Tourenwagen im Fight wie damals
Wenn Leute wie Steve Soper oder Frank Stippler ins Lenkrad greifen, dann ist für Spannung auf der Rennstrecke gesorgt. Immerhin haben diese Leute das Rennfahren im Blut und Halbgas kennen die nicht. In Dijon sassen sie im Rahmen der U2TC in den Tourenwagen der späten Sechzigerjahren, also im Ford Lotus Cortina und im Alfa Romeo Giulia Sprint GTA, traten damit gegen Tourenwagen wie den BMW 1800 TiSA an.
Im ersten Rennen entschieden Soper/Cuff den Kampf mit 7,7 Sekunden Vorsprung auf Richard Shaw im BMW für sich, den zweiten Durchgang konnten dann die Dritten des ersten Rennens, Alexander Furiani und Frank Stippler auf dem GTA vor Richard Dutton für sich entscheiden, was ihnen schliesslich auch den Gesamtsieg brachte.
Damit nicht genug, Tourenwagen traten auch im Heritage Touring Cup an, allerdings etwas jüngere. Siegreich war hier Yves Scemama auf einem Ford Capri 2600 RS von 1971, gefolgt von einer Horde weiterer Ford (Escort, Mustang, Capri). Auch in diesem Rennen war Christian Traber am Start, diesmal zusammen mit seinem Sohn auf einem BMW 2002, ein verdienter zweiter Rang in der Klasse schaute heraus.
Vorkriegsromantik mit der Trophée Légende
Herrliche Vorkriegssportwagen traten im Rahmen der Trophée Légende an. Bugatti 35, BMW 328, Alfa Romeo 8C 2300 Zagato, Delahaye 135 und Marserati 8CM zeigten zusammen mit einem Riley Dobbs, dass in der Vorkriegszeit Eleganz und Geschwindigkeit sehr wohl zusammenpassten.
Gewonnen wurden die beiden Rennen aber nicht durch die Bugatti oder Alfa Romeo, sondern von Christian Traber, der im Talbot Lago Ex Monoplace décalée von 1939 zwei klare Sieger herausfuhr.
Die schönen Granturismos der Sechzigerjahre
Ein richtig grosses Feld startete im Rennen der “Sixties Endurance”, das über zwei Stunden lief und natürlich auch einen Boxenstop beinhaltete.
Christophe Van Riet auf der Shelby Cobra 289 von 1965 war nicht zu schlagen, aber Georg Nolte und Frank Stippler im Bizzarrini A3/C Grifo Competizione von 1965 liessen sich nicht abschütteln und gelangten mit nur vier Sekunden Abstand ins Ziel, gefolgt von einer weiteren Shelby Cobra. Gewertet wurden 45 Autos, zehn konnten nicht klassifiziert werden. Sieger in der Performance Index Wertung wurde Claude Soubise auf einem Lotus Elite von 1959.
Fahrt in die Moderne mit der Gruppe C
Beliebt beim Publikum, aber mit anderen historischen Rennserien kaum vergleichbar ist die Gruppe C. Die Autos sind sehr schön und verströmen natürlich jede Menge Le-Mans-Pedigree. Vom Aufwand und auch von der Art der Technik sind sie aber fast eher mit modernen Rennwagen vergleichbar als mit den Autos der Sechzigerjahre, dies zeigt sich an Autos wie dem Peugeot 905 besonders deutlich.
14 Wagen standen am Start des ersten Rennens, das von Nathan Kinch auf einem Lola T92/10 aus dem Jahr 1992 deutlich vor Kubota auf dem Nissan R90 CK aus dem Jahr 1990 gewonnen wurde.
Kinch verzichtete dann auf den Start im zweiten Rennen, womit Katsu Kubota auf dem Nissan einen sicheren Sieg einfahren konnte. Das Feld war auf 11 Autos geschrumpft, nun noch acht Autos konnten gewertet werden. Die Porsche 962 kamen nicht über einen dritten Rang hinaus.
Italianità in Frankreich
Die “Trofeo Nastro Rosso” vereinigt ein vielfältiges Feld italienischer Sport- und Rennwagen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahre. Dass dabei keine engen Rennen entstehen ist naheliegend, aber die schönen Linien und die imposante Geräuschkulisse entschädigte für fehlendes Rennspektakel.
Siegreich war in beiden Rennen Vincent Gaye im Ferrari 275 GTB/C von 1966. Im ersten Rennen betrug sein Vorsprung noch 31 Sekunden auf den Maserati T60 Birdcage von Giullermo Fierro, im zweiten Rennen waren es dann aber nur noch sieben Sekunden und auch der Ferrari 250 GT Breadvan lag in Schlagdistanz.
Gemischt wie einst in Le Mans
Einmal mehr starteten die Prototypen und GT-Sportwagen der Classic Endurance Serie zusammen, dafür aber in zwei Rennen aufgeteilt. Sieger bei den CER1 wurde Philipp Brühwiler auf einem Chevron B19 vor fünf Lola-Sportwagen. Schnellster GT1 war Claudio Roddaro auf einem Porsche 911 RSR 3 Liter, doch droht ihm wegen eines möglicherweise zu grossen Motors die Disqualifikation, was die dahinter liegenden Fahrer, u.a. Christian Traber, der zusammen mit Peter Muelder auf einem ähnlichen Porsche antrat, noch das Treppchen hoch spühlen dürfte.
Bei den CER2 war Martin O’Connell der schnellste Mann auf einem Chevron B23 DFV, gefolgt von einem Lola T286 und einem Toj SC 304. Bei den GT2 konnte Christian Traber den dritten Sieg an einem einzigen Tag feiern, zusammen mit Peter Muelder profitierte er vom langsamer werdenden Ferrari 512 BB/LM, der Benzinpumpenprobleme und fuhr im M1 Procar als schnellster GT2 über die Ziellinie.
So kam dann bei besten Wetterbedingungen ein für manchen Teilnehmer durchaus anstrengendes, aber sicherlich befriedigendes Rennwochenende zum Abschluss.