Die Achtzigerjahre schienen es nicht gut mit dem Automobil zu meinen. Nationenübergreifend würden politische Parteien gegründet, die als “Grüne” der Individualmobilität an den Kragen wollten. Dabei hatte man noch nie bessere und sauberere Automobile produziert. Der Katalysator begann sich Mitte der Achtzigerjahre durchzusetzen, die Fahrzeughersteller trieben ihre Ingenieure zu Höchstleistungen an, um Autos zu entwickeln, die weniger verbrauchten und unschädlichere Abgase produzierten.
Dabei gab es durchaus auch andere Probleme, etwa die ansteckende Krankheit Aids oder grosse Hungerkatastrophen. Die Unterhaltungsindustrie kümmerte dies freilich kaum. Im Fernsehen liessen Magnum oder die Drogendetektive von Miami Vice die Reifen durchdrehen, auch in Dallas oder “Hart aber herzlich” spielten Autos eine wichtige Rolle. Im Film Flashdance fuhr der Verführer natürlich einen Porsche, im Streifen Blues Brothers wurden zig Polizeiautos bei einer Verfolgungsjagd geopfert.
Im Kassettenradio, das langsam dem mobilen CD-Player auch im Auto weichen musste, lief Depeche Mode, Falco, George Michael, Michael Jackson oder Madonna.
Am Abend konnte man die Vielfalt des sich entwickelnden Privatfernsehens, von Pro-7 bis MTV geniessen oder sich mit Computerspielen auf Gamekonsolen von Nintendo oder Atari unterhalten.
Den Schlusspunkt der Achtzigerjahre aber setzte der Mauerfall in Berlin am 9. November 1989, aber da war die bis anhin erfolgreichste IAA bereits Geschichte.
1981 - schwierige Zeiten und sonnige Cabriolets
Hohe Benzinpreise und eine schnell wachsende Umwelt-Sensibilisierung trieben die Autohersteller zum Schritt nach vorne. Orchestriert durch eine Initiative des Ministeriums für Forschung und Technologie in Bonn wurde das Projekt “Auto 2000” ins Leben gerufen, das Millionen-Subventionen versprach und einige interessante Zukunftsautos mit Gegenwartsbezug schuf. VW entwickelte einen wenig attraktiven Schrägheck-Kompaktwagen in Golf-Grässe, Audi einen Über-100 mit cw-Wert 0,288, Mercedes-Benz eine Schrägheck-S-Klasse und Opel den Tech 1. BMW und Porsche zogen sich zurück, das Unicar holperte. Interessant waren die Forschungsautos allemal, da sie nicht auf Show sondern auf Umsetzbarkeit ausgerichtet waren.
Die deutsche Automobilindustrie zeigte sich in Frankfurt an der 49. IAA gedämpft optimistisch, die wirtschaftliche Talsohle schien man, nachdem die Produktion von 1979 auf 1980 um 10% zurückgegangen war, hinter sich gelassen zu haben. Die hohen Treibstoffpreise und die knappe Kapitaldecke der meisten Anbieter liessen allerdings keine grossen Sprünge zu, es wurde vor allem modellgepflegt.
So zogen dann vor allem die wenigen Neuheiten die Zuschauer fast magisch an, etwas die Mercedes-Benz 380 SEC und 500 SEC, die neuen S-Klasse-Coupés im eleganten Kleid Bruno Saccos.
Sparsamere Naturen schauten sich den erstmals gezeigten Steilheck-Polo von Volkswagen genauer an, Sportwagenfreunde den Porsche 944, der nun endlich mit einem “richigen” Porsche-Motor daherkam.
BMW präsentierte die 5-er-Reihe, Ford den Fiesta XR 2.
Auch die Ausländer hatten nur wenig Neues anzupreisen. Immerhin konnte der Renault 9 seine Premiere feiern, Talbot zeigte mit dem Tagora SX die stärkste französische Serienlimousine. Den Range Rover gab es nun auch ab Werk als Viertürer, die Japaner zeigten neue Modelle und verbesserte Varianten.
Trotz der düsteren Stimmung gab es dann aber in Frankfurt auch noch eine sonnige Seite zu sehen, nämlich die der sich anbahnenden Cabriolet-Welle. So zeigten etwa Opel und Ford Cabriolets im Vorserienstadium für die Modelle Ascona und Escort, De Tomaso präsentierte einen offenen Longchamps, Bitter einen SC mit Cabrioletverdeck.
Der Knüller aber stand auf dem Porsche-Stand, denn dort gab es einen vierradangetriebenen 911 Turbo als Cabriolet zu bewundern und ob der vielen Interessenten war es wohl schnell klar, dass ein Serien-Cabriolet auf 911-er-Basis nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde.
Ob sich ob der begrenzten Neuheiten da die von einer Autozeitschrift errechneten 40 km lohnten, die ein Messebesucher, der alle Stände sehen wollte, abzulaufen hatte, war wohl dann doch fraglich.
1983 - Leistungswettkampf
So richtig optimistisch war die Stimmung auch im Jahr 1983 nicht, als die Tore der IAA in Frankfurt öffneten. Der Leistungswettkampf aber war voll im Gange.
Porsche zeigte die Studie “Gruppe B 911”, aus dem schliesslich der 959 werden sollte. Mercedes-Benz präsentierte den schnellsten Baby-Benz namens 190E 2.3-16, der bereits im Vorfeld für Rekorde gesorgt hatte. Und Auto stellte den Sport Quattro auf den Stand, ein 200’000 DM teures Vollblut-Coupé als Basis für zukünftige Rallye-Erfolge.
Bei BMW schliesslich fand man den legendären M1-Motor neuerdings im M635 CSI Coupé, 286 PS stark und 255 km/h schnell, für vergleichsweise bescheidene 90’000 DM.
Die meisten Zuschauer interessierten sich aber natürlich auch für den neuen Golf II, der die Nachfolge des Wolfsburger Bestellers übernehmen sollte. Allerdings gab es auf dem Stand von VW noch eine besondere Spezialität namens Passat Variant Tetra, einen vierradangetriebenen Kombi, der für 1984 erwartet wurde.
Die Importmarken zeigten in Frankfurt einige Neuheiten, aber vor allem Autos, die bereits anderswo ihre Premiere gefeiert hatten, etwa den Alfa Romeo 33, den Lancia Delta HF, den Fiat Regata oder den überarbeiteten Aston Martin Lagonda.
Ferrari brachte weder den erwarteten 288 GTO noch das Mondial Cabriolet nach Deutschland, während Lamborghini zum wiederholten Male den Countach zeigte. Renault hatte immerhin den Fuegto mit Turbomotor vorzuweisen, die Neuheitenausbeute bei den Franzosen war ansonsten vergleichsweise dünn.
Für mehr Spannung sorgten da die Japaner, die unter anderem den Nissan Silvia und den komplett überarbeitten Toyota Celica Supra ausstellten.
Viel Beachtung fanden in Frankfurt neben der zunehmenden Azahl allradgetriebener und offener Fahrzeuge (u.a. wurden der serienmässige Ford Escort als Cabriolet gezeigt und das Saab 900 Cabriolet vorgestellt) die Karosserieveredler, die längst nicht mehr nur Spoiler und Felgen präsentieren konnten, sondern komplett neu gebaute Autos, wie den Zender Vision I oder den Mittelmotorsportwagen von Speed + Sound mit Chevrolet-V8-Motor. Begeisterung löste der kleine Opel Corsa als Cabriolet von Irmscher oder der Auto Quattro mit versenkbarem Dach von Treser. Wenn die Grossserienhersteller auch immer mehr zu uniformen Automobilen neigten, die Tuner würden’s schon richten.
Dass sich die Technik stetig weiterentwickelte und getreu dem IAA-Motto des Jahres “Computer und Elektronik“ zeigte der Peugeot 505, dessen Bordcomputer bereits zehn verschiedene Warnmitteilungen aussprechen konnte.
1985 - Sauberkeit und Vierradvormarsch
Mehr Freude und zukunftsgerichtete Innovationskraft hatte man in Frankfurt schon lange nicht mehr gesehen als bei der 51. IAA im September 1985. Wo man hinschaute, konnte man interessante technische Lösungen oder kreative Formgebungen sehen. Studien wie der Mazda MX-03, der Nissan Mid 4, der MG Mittelmotorsportwagen auf Basis des Metro 6R4 oder der Peugeot Vera Profil zeigten, dass die Autoindustrie nicht stehen geblieben war.
Aber auch seriennahe Studien wie der Lancia Thema Station Wagon oder der Porsche 959 bewiesen, dass man wieder an die Zukunft glaubte.
Audi zeigte den vollverzinkten Audi 100, BMW die 3-er-Varianten M3, 325 iX und 325i Cabriolet. Bei Ford begeisterten der Ford RS 200 und der Sierra RS Cosworth, bei Opel der Kadett Rallye 4x4.
Mercedes zeigte mit dem 300 TE 4-Matic, wie sich die Sindelfinger einen intelligenten Vierradantrieb vorstellten.
Allradantrieb gab es auch bei Volkswagen in Form des Golf Syncro, für leistungshungrige Kleinwagenkäufer stellten die Wolfsburger den Polo als Coupé G40 auf den Stand.
Porsche zeigte neben dem offenbar bereits vor Serienanlauf ausverkauften 959 auch die Studie eines 944 Cabriolets.
Während die Japaner neben den aufsehenerregenden Prototypen vor allem Variationen bestehender Autos vorstellten, zeigte Peugeot den 205 T16 und den Quasar als Studie auf die Standfläche. Citroën stellte den überarbeiteten CX vor, Renault streckte den R 5 und gab ihm zwei Türen zusätzlich, Alfa Romeo versuchte, den Deutschen den 75 schmackhaft zu machen.
Für grosses Interesse sorgten einmal mehr die Kleinserienhersteller und Autoveredler, die z.B. mit dem Apal Francorchamps einen komplett neuen Sportwagen mit Mercedes-Benz-190-Technik zu bieten hatten. Isdera stellte den Imperatur als Komplettfahrzeug aber auch als Gerüst auf den Stand. Die “Tuner” zeigten ihre Fähigkeiten, indem sie eine Vielzahl veränderter Autos zeigten, z.B. als Alfa Romeo Sport Sprint Targa (Zender), als optimierten Opel Senator (Irmscher) oder als noch schneller aussehenden Porsche Turbo (Gemballa, Bubble Car, Rinspeed, etc.). Allen die Show stahl allerdings die Firma Zender mit ihrer Vision 2, einer abenteuerlich geformten Studie.
1987 - Detailpflege und Zukunftsausblicke
Der vielleicht meist beachtete Wagen an der 52. IAA des Jahres 1987 kam nicht aus Deutschland, sondern aus Italien. Der von Pininfarina geformte Alfa Romeo 164 fuhr sich direkt in die Herzen der deutschen Fans. Für noch mehr Bewunderung allerdings sorgte der Ferrari F40, der zwar nicht brandneu, aber von den meisten wohl noch nie in der Wirklichkeit betrachtet werden konnte.
Da hatte mancher andere Hersteller wenig ähnlich Neuartiges anzubieten, also verhalf man sich mit Studien, Prototypen und Detailverbesserungen.
Mercedes-Benz etwa zeigte den Beifahrer-Airbag, Opel den Sechzehnventiler, BMW den Z1.
Für kleine Sensationen sorgten die Nischenanbieter wie Bitter mit dem neuen Typ III als Coupé oder Cabriolet und Treser mit einen rassigen Flitzer. Ford bot mit dem Sierra Cosworth RS 500 für einen Blickfang.
Als Weltpremiere präsentierte Honda den neuen Civic zeitgleich in Tokio und Frankfurt, während Subaru mit einem vierradangetriebenen Sportwagen names Estremo für Aufmerksamkeit sorgte. Allerdings wurde dem eleganten Subaru die Show fast ein wenig durch den Daihatsu TA-X 80 mit Einliter-V6-Motor gestohlen.
Chrysler konnte den Saratoga mit 3-Liter-V6 vorstellen, ansonsten aber gab es von den Amerikaner fast nur Bewährtes zu sehen.
Für viel Farbe und Glamour sorgten einmal mehr die Karosserieveredler, die einmal mehr auf Länge, Breite und Skurilitäten setzten, aber auch für namhafte Leistungssteigerungen und Annäherungen an den Supersportwagen gut waren.
1989 - mehr von allem
Mehr Hubraum, mehr PS, mehr Ventile, mehr Cabriolets, mehr Coupés, mehr Allradantriebe, ja, die letzte IAA-Austragung der Achtzigerjahre konnte mit Rekorden brillieren. Dazu passte auch der Besucherrekord mit 1’233’100 Eintritten bei der letzten gemeinsamen Personenwagen- und Nutzfahrzeug-IAA.
BMW zeigte den neuen 850i, Opel den bereits vorher der Presse vorgestellten Calibra. Für viel Interesse sorgte die Audi-Studie eines 80 Cabriolets. Geländefreunde schauten sich derweil den neuen Land-Rover Discovery an, während Sportwagen-Fahrer sicherlich am Alfa Romeo SZ (ES-30) sicherlich mehr Interesse zeigten.
Toyota hatte den erneuerten Celica zu bieten und bot mit der Studie 4500 GT einen Ausblick in die Zukunft, während Honda den Accord als Premiere nach Frankfurt brachte.
Neu in Frankfurt war der Ferrari 348 als Nachfolger des 328.
Eine Überraschung war der Porsche Panamericana, eine Mischung aus Roadster und Speedster auf der Technikplattform des Carrera 4, der es aber nicht in die Serie schaffen sollte, genausowenig wie der von Ghia entwickelte Ford Fiesta Bebop.
Eine veritable Weltpremiere feierte der grosse Peugeot 605, der einmal mehr im eleganten Kleid von Pininfarina überzeugte.
Bei den Veredlern war die Lust am Verändern und Verbesserung ungebrochen, davon zeugten zum Beispiel der VW Corrado als Sportkombi oder der Porsche 959 als Cabriolet.
Alpina präsentierte den Überflieger B10 Biturbo, der es fahrleistungsmässig mit fast allen Supersportwagen der Zeit aufnehmen konnte. Erich Bitter zeigte den Diplomat, eine viersitzige Variante des Typ III Cabriolets.
Mehr von allem gab es in Frankfurt 1989 zu sehen, dazu passte dann auch der Koenig Competition Evolution auf Basis des Ferrari Testarossa mit sage und schreibe 1000 PS, 1000 Nm Drehmoment und rund 370 km/h Spitze. Dazu passten auch die zahlreichen Autos mit Flügeltüren, selbst den Manta konnte man damit bestellen.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 40 / 1981 vom 24.Sep.1981 - Seite 21: 49. IAA in Frankfurt
- AR-Zeitung Nr. 40 / 1983 vom 29.Sep.1983 - Seite 43: Karosserieveredeler an der IAA
- AR-Zeitung Nr. 39 / 1983 vom 22.Sep.1983 - Seite 19: 50. IAA in Frankfurt
- AR-Zeitung Nr. 39 / 1985 vom 19.Sep.1985 - Seite 19: 51. IAA in Frankfurt - Hochtechnisch und sauber
- AR-Zeitung Nr. 40 / 1985 vom 26.Sep.1985 - Seite 35: Die Autoveredler an der IAA
- AR-Zeitung Nr. 38 / 1987 vom 17.Sep.1987 - Seite 43: 52. IAA in Frankfurt - Modellpflege im Vordergrund
- AR-Zeitung Nr. 39 / 1987 vom 24.Sep.1987 - Seite 41: Karosserie- und Mechaniktuning an der IAA
- AR-Zeitung Nr. 39 / 1989 vom 21.Sep.1989 - Seite 25: 53. IAA in Frankfurt - Show der Superlative
- AR-Zeitung Nr. 40 / 1989 vom 28.Sep.1989 - Seite 53: Veredelungs-Grossangebot auf der IAA
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