Am 28. Dezember 1947 rollte mit dem Opel Olympia der erste Serien-PKW nach dem Wiederaufbau des Werks in Rüsselsheim vom Band – ein Modell, das schon vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich gewesen war und nun den Wiederanlauf der Automobilproduktion vorantreiben sollte. Mit Erfolg: Bis heute verliessen unzählige Modelle die Werkshallen am Opel-Stammsitz.
Der zweite Neubeginn
Schon einmal musste Opel von Grund auf neu anfangen: Das war nach der grossen Brandkatastrophe 1911, als ein Feuer weite Teile des Rüsselsheimer Werks in Schutt und Asche gelegt hatte. Damals bewiesen die Opel-Familie und die Mitarbeiter Mut zu Neuem und wendeten sich nach der Nähmaschinenfertigung fortan komplett der Fahrrad- und Automobilproduktion zu. Ähnlich stellt sich die Situation nach Ende des Zweiten Weltkriegs dar. Auch 1945 steht auf dem Firmengelände am Main so gut wie kein Stein mehr auf dem anderen. Doch der Wiederaufbau wird schnell vorangetrieben, sodass zunächst die Teilefabrikation unter den bestehenden Möglichkeiten wieder aufgenommen werden kann.
Bereits im Sommer 1946 verlässt dann der erste Lastwagen – ein Opel Blitz 1½ t – das noch im Aufbau befindliche Werk. Richtig Fahrt nimmt die Fahrzeugproduktion schliesslich ab Ende 1947 auf. Mit dem Opel Olympia beginnt endlich wieder die Serienproduktion von Personenwagen. Damit wählen die Rüsselsheimer ein Modell, das bereits bei seiner Premiere zwölf Jahre zuvor Geschichte schrieb: Denn der Olympia war 1935 das erste deutsche Grosserienfahrzeug, das über eine selbsttragende Ganzstahlkarosserie verfügte und dank geringem Gewicht für verbesserte Fahrleistungen und einen geringen Kraftstoffverbrauch sorgte. Zugleich ebnete die Konstruktion der Sicherheitskarosserie moderner Prägung den Weg in die Grosserie.
Unterschiede im Detail
Der '47er Olympia unterscheidet sich von seinem Vorkriegs-Vorgänger insbesondere durch eine verbesserte Vorderachse mit Doppelquerlenkern und einen etwas kleineren Radstand. Achse und Lenkung des Zweitürers stammen nun vom Opel Kapitän. Schon ein knappes Jahr später geht der grössere, viertürige Opel Kapitän wieder in Serie. Und bereits am 8. Juni 1949 melden die Opel-Verantwortlichen die Fertigstellung des 100'000sten 1,5-Liter-Olympia. Parallel dazu wird in Rüsselsheim die Produktion eines "coolen" Produkts fortgeführt, das heute nur noch Wenige mit der Marke in Verbindung bringen: die des seinerzeit heiss begehrten "Frigidaire"-Kühlschranks, der in den 1950er-Jahren zum Bestseller wird.
Doch den Grundstein für die boomende Produktion in Rüsselsheim – und für die Mobilität von Millionen in den folgenden "Wirtschaftswunderjahren" – legen bereits Ende der 1940er die Modelle Olympia und Kapitän, die eine breite Bevölkerungsschicht wieder mobil machen. Heute wird die jüngste Generation des Opel Astra am Stammsitz gefertigt wird.