BMW 328 Stromlinien Coupé? Davon haben wohl die wenigsten schon einmal gehört, es handelt sich nämlich um ein Einzelstück. Es handelt sich um ein Sportcoupé mit einer Karosserieform, die sich stark an den typischen Stromlinien-Automobilen der frühen dreißiger Jahre orientiert. Dieses spektakuläre Restaurierungsprojekt wird erstmals auf der Klassikwelt Bodensee vom 19. bis 21. Mai 2017 auf dem Messestand von Restaurierungsfachbetrieb Joachim Ohlinger zu sehen sein.
Die Geschichte des neuen Restaurierungsobjektes begann im Jahre 1936, als der Däne A.E. Lansner stolzer Besitzer eines neuen BMW 328 Roadster wurde. Einige Jahre war der Eigentümer glücklich mit dem sportlichen Cabrio Roadster. Bilder zeigen ihn mit Frau und Kind im enggeschnittenen Zweisitzer auf einer Reise nach Italien. Besonders begeistert war der automobilbegeisterte Däne von der Faszination des geringen Widerstands, der „Stromlinie“ und vom legendären Bugatti Type 57 SC.
Der unerreichbare Traum von einem Bugatti mündete schließlich in eine Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Kopenhagen, wo der offene Roadster nach Vorbild der französischen Ikone in ein schmuckes und windschlüpfriges Coupé umgebaut wurde. Ein möglichst geringer Spritverbrauch stand nach Aussage von Helmut Leicht, der das Unikat 1981 in Dänemark entdeckt hatte, nicht im Vordergrund. Vielmehr war es der damalige Zeitgeist und der etwas vergrößerte Innenraum, in dem zur Not auch eine dritte Person im Fond sitzen konnte.
Es war reiner Zufall, so Leicht, dass in einem Gespräch über die Restaurierung des Kling K1 nebenbei erwähnt wurde, im dänischen Roskilde stehe noch ein BMW 328 in Stromlinienform. Autokenner Leicht zuckte kurz zusammen. Ein solches Fahrzeug, das weiß ein Experte, musste etwas ganz Besonderes sein. Eine Stromlinienform wurde von BMW werkseitig nicht angeboten. Tatsächlich entpuppte sich dieser Hinweis als Volltreffer. Unter einem vorsorglich gebastelten Verschlag stand ein verstaubtes, aber als BMW erkennbares Vorkriegsauto. Im Taschenlampenlicht war für den Kenner auch schnell klar, dass es sich hier um ein besonderes Coupé handeln musste. Bereits die Seitenlinie deutete auf ein ungewöhnliches Fahrzeugheck hin.
Wie ungewöhnlich das Heck wirklich war, zeigte sich, als der Holzverschlag Stück für Stück entfernt wurde und das Auto in seiner ganzen Pracht zu sehen war. Auf die erste Begeisterung folgte zugleich auch die Ernüchterung: die Innenausstattung des Autos fehlte komplett. Das Auto war vollgestopft mit jeder Menge zum Auto gehörenden Teilen, von den Sitzmöbeln war aber weit und breit nichts mehr zu sehen. Auch das Armaturenbrett war teilweise ausgeräumt, aber wenigstens nahezu unbeschädigt. Die kleinen eleganten Türen und die intakten Scheiben waren ebenso wie die zweigeteilte Heckklappe noch in gutem Zustand. Das ehemals elegante Farbkleid in Maronenbraun war noch ansehnlich. Unter der Lackschicht der langen Motorhaube war erkennbar, dass der Roadster ursprünglich in weißer Wagenfarbe ausgeliefert wurde. Lediglich der Unterboden war komplett vom Rost zernagt.
Die Rekonstruktion der Sitze und des Innenraumes stellte das Restaurierungsteam um Joachim Ohlinger vor keine größeren Probleme. Ein kleines Stück Stoff von der Innentürverkleidung wird hier als Anhaltspunkt für die Gestaltung des Interieurs dienen. Fahrwerk, Motor und Getriebe sind sozusagen von der Stange, wie es Joachim Ohlinger ausdrückt. Fest steht, dass die Karosse ihr patiniertes Lackkleid behält. Interessant ist, dass das schnörkellose Heck keine Öffnungsmöglichkeit von außen hat. Ebenso wie die noch fehlenden Verkleidungen der hinteren Radkästen deutet Helmut Leicht als Zeichen, dass die Technische Hochschule Kopenhagen die Stromlinienthematik akribisch ausgelegt hat.
Besucher der Klassikwelt Bodensee können dieses Schmuckstück am Stand von Ohlinger Automobile sehen. Ob neben dem BMW noch ein weiteres heißes Eisen steht, lässt Joachim Ohlinger mit seinem für ihn typischen Schmunzeln noch offen. Dass er in diesem Jahr noch auf ein hochinteressantes französisches Vorkriegsrennauto gestoßen ist, ist allerdings ein offenes Geheimnis.
Weitere Imformationen finden Sie auf der offiziellen Wesbseite der Klassikwelt Bodensee