Die Retro-Saisoneröffnung 2025 fand überraschend vor den Messehallen in Stuttgart statt. Erst am Freitag wurde mitgeteilt, dass sich die Oldtimerfans am Sonntag nicht, wie zunächst angekündigt, in Bietigheim-Bissingen auf dem Gelände von Möbel Hofmeister treffen werden. Allen Unkenrufen zum Trotz war die Veranstaltung trotzdem gut besucht. Auch der Wettergott hatte es gut gemeint.
Eröffnet wurde die Veranstaltung pünktlich um 11:00 Uhr an der Bushaltestelle auf P26. Leider fehlte die Tribüne, auf der bisher die Fahrzeuge vorgestellt wurden, was vermutlich der kurzfristigen Umstellung geschuldet war. Dadurch ging die Präsentation der vorgestellten Oldtimer in der umstehenden Menschenmenge leider etwas unter, was Potential fürs nächste Mal bietet.
Wie gewohnt präsentierte der Retro-Messen-Markenbotschafter Michael Gaedt ausgewählte Fahrzeuge der Besucher. Er wurde bestens unterstützt von Thomas Plehn, der ebenfalls über fundiertes Oldtimerwissen verfügt und jetzt schon zum dritten Mal mit dabei ist. Ein inzwischen wirklich gut eingespieltes Team.
Die vorgestellten Fahrzeuge
BMW 530i Touring
Gleich zu Beginn wurde ein Alltagsyoungtimer von einer jungen Frau vorgestellt, die sich mit den Daten des BMW Touring der Baureihe E34 erstaunlich gut auskannte. Der Dreiliiter-V8 mit angeflanschtem Fünfganggetriebe leistet 218 PS und soll für 227 km/h gut sein, was inzwischen aber nicht mehr ausgenutzt wird. Nach 330'000 km gut eingefahren wird der Wagen, der nachträglich noch mit den von Recaro gebauten Sportsitzen versehen wurde, vor allem auf Reisen und längeren Fahrten eingesetzt. Niveauregulierung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Airbag und ABS lassen komfortables zeitgerechtes Reisen zu, woran auch das H-Kennzeichen nichts ändert.
Amilcar P3 Sport
Der Wagen, mit dem Michael Gaedt selbst angereist ist, wird nach seinen Angaben auch im Alltag bewegt. Er gehört zu den französischen Cyclecars. Diese Fahrzeugklasse definiert sich mit einer Motorisierung mit maximal 1000 ccm, einem Leergewicht unter 500 kg und Motorradbereifung. Der Motor des gezeigten Wagens hat einen Hubraum von 900 ccm und mobilisiert damit 22 PS, was für ausgefallenen Fahrspaß ausreicht.
Porsche 911 Targa
Immer wieder kaufen Oldtimerfreaks ungesehen über Ebay Autos aus den USA. Bei dem vorgefahrenen weißen Carrera Targa mit Erfolg. 36'000 Meilen waren ein Kaufargument, viele Fotos in dem Angebot machten Mut. Der versprochene "New Service" beinhaltete leider nur einen Ölwechsel. Die Überführungsfahrt zur Küste mit zehn Jahre alten Sommereifen und verschlissenen Wischerblättern, fast 1'300 km quer durch die USA, bei Schnee und Regen, das schweisst zusammen. Inzwischen ist der Wagen auf die deutsche Ausführung umgerüstet. Lediglich die seitlichen Blinker in den Kotflügeln fehlen. Aber wer will schon das heilige Blech verletzen?
Austin A35
Das Auto, mit dem in Goodwood Rundstreckenrennen gefahren werden, kam nicht zum ersten Mal. Mit 90 PS an der Hinterachse macht das kleine Auto richtig Spaß und wird im Straßenverkehr von anderen Teilnehmern regelmäßig unterschätzt.
Mercedes-Benz Pickup-Eigenbau
Dieser Wagen entstand 1993 als Diplomarbeit im Rahmen eines Maschinenbaustudiums in Berlin. Einfallsreichtum war angesagt, so stammt beispielsweise die Heckscheibe aus einem 1973er Golf. Der als 240 D ausgelieferte Wagen wurde als 200 D erworben und ist inzwischen mit einem Fünfganggetriebe und einem Dreiliter-Fünfzylinder-Turbodiesel ausgestattet. 800 kg Zuladung wollen schließlich bewegt sein.
Ford 100
Bei dem vorgestellten Ford 100 Custom Cab dominiert auch im Innenraum die Farbe himmelblau, insgesamt eine stimmige zweifarbige Gesamtfarbgebung. Wenngleich hinter dem Lenkrad nicht allzu viel Platz ist, werden damit regelmäßig Ausfahrten bestritten, was mit den eingebauten Schraubenfedern statt der anfangs verwendeten Blattfedern inzwischen auch mehr Spaß macht. Bereits 2010 in Florida "auf amerikanische Art und Weise restauriert" musste er nach dem Erwerb 2012 aber erneut zerlegt werden. Dabei erfolgte auch der Ersatz der alten Trommelbremsen durch leistungsfähigere Scheibenbremsen. Das Gesamtgewicht will schließlich dem heutigen Verkehr angepasst abgebremst werden.
Lada 127
Der vorgestellte rote Lada 127 mit 50'000 km auf dem Tacho wurde vom Erstbesitzer in Ungarn erworben. Das Auto machte bislang keine Probleme. Es musste im Wesentlichen nur einer Unterbodenversiegelung unterzogen werden. Ausgestattet mit "zeitgenössischem Tuning" – dem Lenkradbezug beispielsweise, dem aufgesteckten Kindersitz, einer 1955er Kaffeemaschine mit Zigarettenanzünderanschluß oder dem Tisch für Zwischenmahlzeiten – wird er täglich voll campingtauglich bewegt. Was ihn mit Stuttgarter Sportwagen verbindet ist das links vom Lenkrad angebrachte Zündschloß.
Mercury
Der schwarze "Mafia staff car" startete sein Autoleben als bürgerlicher 49er Mercury. Er hat das ganze Hot-Rod-Programm abbekommen. Die hinter dem 5,7-Liter-Motor montierten "Lake Pipes" sind nicht angeschlossen. Dafür ist der Wagen mit Flammenwerfern ausgerüstet, die umgehend vorgeführt wurden.
Mercedes-Benz 300 SL Roadster
Oft sucht man sein Traumauto nicht; es findet seinen neuen Besitzer selbst. Der gezeigte Mercedes-Benz W 198/II kam in einem seltenen, weil nicht perfekt restauriertem Zustand – richtig sympathisch. Eigentlich auf der Suche nach einer "Heckflosse", stieß der jetzige Besitzer auf eine Sammlung mit ebendiesem Roadster. Nach langen Gesprächen mit einer schwierigen Erbengemeinschaft konnte der Wagen schließlich ziemlich heruntergekommen und angeschimmelt aus einen Stall geborgen werden. Inzwischen beherrscht der Eigentümer die Technik dieser Rarität recht gut. Mit entsprechendem Engagement lässt sich eben viel erreichen. Vom Hersteller zunächst weiß lackiert, wurde der Mercedes beim Kauf dem Wunsch des Erstbesitzers entsprechend blau lackiert. Spätere Eigenlackierungen folgten, letztlich in silber, und so steht er noch heute da. Soweit möglich wurde der Originalzustand erhalten.
Ein auf dem Besucherparkplatz geparkter Käfer wurde zum Verkauf angebotenen. Der 1303-Umbau mit elektrischem Antrieb hat erst 80'000 km auf dem Tacho. Versehen mit einem 96-Volt-Asynchronantrieb und einer Leistung von 28 kW eigentlich ein rundes Angebot. Das Interesse der Petrolheads daran war eher zurückhaltend. Vielleicht lag es auch an der übersichtlichen Reichweite von maximal 130 km oder an einer grundsätzlichen Skepsis an dem umgebauten Antrieb? Wie auch immer. Wer sich für die Technik interessiert, kann sich über folgende Webseite schlau machen.
Luft nach oben
Die Informationen zu den Fahrzeugen kamen beim Publikum leider nur spärlich an. Wer nicht in der ersten Reihe stand, hätte sich ein drittes Mikrofon für die befragten Fahrzeuglenker gewünscht.
Auch eine einheitliche Kleidung der Ordner zur Erkennung derselben wäre wünschenswert gewesen. Mal in dunkelroten Retro-T-Shirts, mal in Alltagskleidung, mal mit Warnwesten bekleidet, wusste kein Besucher, wer jetzt zuständig ist. Bei der kurzen Vorbereitungszeit klappt eben nicht alles auf Anhieb perfekt.
Zusammen mit eindeutigen Ausfahrthinweisen zur Stauvermeidung lässt sich all das zum Saisonende für die nächste Veranstaltung sicher noch optimieren.
Für das leibliche Wohl war jedoch gesorgt. Verschiedene Food-Trucks bzw. Stände und auch eine Kaffeebar ließen keine Wünsche offen. Ergänzend waren die Messetoiletten zugänglich. Diesbezüglich lief alles wie geplant.
Gegen 15:00 Uhr zog sich die Sonne langsam zurück. Um 15:30 Uhr verabschiedete Thomas Plehn die Besucher in eine hoffentlich spannende Oldtimersaison 2025. Mit den besten Wünschen für eine schöne Saison 2025 schließen wir uns dem gerne an.










































































































































































































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