Auch die Schauinsland-Klassik blieb nicht Corona-verschont: Die Ausgabe 2020 wurde abgesagt; vor einem Jahr fand nur gerade eine "Light-Version" statt. Mit neuem Elan wurde ins Jahr 2022 mit der 15. Schauinsland-Klassik gestartet, "mit durchzogenem Nennergebnis", wie der Gesamtleiter Rüdiger Sorgenfrei bedauernd bemerkte. Nicht ganz hundert Oldtimer nahmen die Strecken durch den weitläufigen Schwarzwald an zwei Tagen unter die Räder.
Die Konkurrenz für die Schauinsland-Klassik war gross an diesem Wochenende: Da war einmal das anstehende Revival der Olympia-Rallye 1972 und dann natürlich das Memorial "100 Jahre Klausenrennen". Viele Vorkriegsautos dürften eher den Weg zum schweizerischen Klausenpass gesucht haben, als am Schauinsland zu starten. Trotzdem: Nicht weniger als 16 Automarken von Alfa Romeo bis Volkswagen waren an der Schauinsland vertreten und boten den Zuschauern einen Querschnitt über den Automobilbau von den ausgehenden Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts bis ins Jahr 1990.
Nicht ganz 100 Teams – vorwiegend aus Deutschland und der Schweiz, ergänzt mit Equipen aus Frankreich und Luxemburg – nahmen am Freitagmittag die erste von insgesamt zwei Etappen unter die Räder. Gleich der erste Streckenabschnitt führte von Freiburg zuerst über das piece de résistance, nämlich den Schauinsland. Weiter ging's, meist über Nebenstrassen und Güterstrassen durch die malerische Landschaft des Schwarzwaldes zum Wiedener Eck, über Nöggenschwil zurück nach Freiburg. Zieleinlauf war der Münsterplatz, proppenvoll mit unzähligen Zuschauern: Es herrschte richtiges "Italien-Feeling", dort kennt man solche Zuschauermassen bei Oldtimer-Veranstaltungen. Abschrankungen sorgten dafür, dass sich die Autos der Teilnehmer den Weg nicht durch die Menschmasse suchen mussten.
Freiburg und der Katholizismus
Es ist Tradition: Die heilige Messe im Freiburger Münster ist dem dortigen Klerus im wahrsten Sinne des Wortes heilig. Störungen werden keine geduldet, schon gar nicht von motorsportlichen Veranstaltungen wie der Schauinsland-Klassik. Der Zieleinlauf am Freitagabend darf deshalb frühestens auf 19:30 Uhr für das erste Auto angesetzt werden, denn dann ist die Abend-Messe fertig, und die Motoren sind keine Konkurrenz mehr für das gesprochene Wort in der Kirche. Der riesige Zuschauerauflauf beim Zieleinlauf lässt die Frage der Interessenlage "Schauinsland-Klassik versus Gottesdienst" aufkeimen. Es ist kaum anzunehmen, dass alle Zuschauer vorher die Messe besuchten.
Der zweite Tag führte über 260 Kilometer in den östlichen und nördlichen Teil des scheinbar unendlichen Schwarzwaldes. Auf die Schauinslandstrecke wurde diesmal (leider) verzichtet. Die Route führte über Waldkirch, das Schuttertal und die Renchtalhütte über Oppenau nach Freiamt und zurück nach Freiburg. Zielankunft war bei den Messehallen, wo noch eine letzte Wertungsprüfung mit drei Zeitabschnitten lauerte – dann war die Schauinsland-Klassik 2022 bereits wieder Geschichte. Den krönenden Abschluss bildete die feierliche Siegerehrung, die in der Halle 4 im Rahmen eines kleinen Bankettes stattfand.
Sorgfältige Streckenwahl
Wieso hat die Schauinsland Klassik so viel Charme? Ganz einfach: Die Strecken wurden mit einer unglaublichen Sorgfalt ausgesucht. Hauptstrassen wurden, wenn immer möglich, gemieden und dienten nur gerade für die Überführung zum nächsten Nebenstrassen-Abschnitt. Auch eigentliche Waldwege und Güterstrassen wurden in die Routen einbezogen. Die Teilnehmer lernten so den Schwarzwald von einer ganz anderen Seite kennen. Es konnte schon mal passieren, dass Waldarbeiter beim Holzen gestört wurden oder es zu einer Begegnung mit einem Baumstamm-Transport mit Traktor kam. Oder man störte einen Fuchs, der gerade den Waldweg überqueren wollte (und selbstverständlich wurde nicht auf das Vortrittsrecht beharrt.). Die Route wurde vom Vater-Sohn-Duo Karl und Mathias Wolber gemeinsam ausgeheckt. Und nachdem der Senior künftig etwas kürzertreten will, weiss er mit seinem Junior einen fähigen Nachfolger am Werk.
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Schauinsland-Klassik: Immer noch ein Geheimtipp
Mit "Geheimtipps" ist es so eine Sache: Je mehr sie im Umlauf sind, desto weniger sind sie "Geheimtipps". Also: Es wäre eigentlich viel sinnvoller, nichts über die Schauinsland-Klassik zu schreiben, damit diese Veranstaltung noch möglichst lange als "Geheimtipp" unter der Hand gehandelt werden kann! Aber damit würde man dem Veranstalter nicht gerecht. Es ist eine kleine Oldtimer-Veranstaltung, perfekt durchorganisiert, heimisch in den Messehallen von Freiburg (bis kurz vor dem Start schön geschützt vor der unbarmherzig brennenden Sonne), perfekte Routenführung mit einem fehlerlosen Roadbook und einer netten Abendveranstaltung als Abschluss.
Dort jubelten zu ihrer eigenen großen Überraschung Andreas Zuhnemer und Maximilian Hahn, die im Renault 5 Alpine Turbo mit knappem Vorsprung Knuth und Markus Henneke im Porsche 911 Carrera 2 auf den Ehrenplatz verweisen konnten. Das Siegertrio komplettierten Marian Bronny und Claudia Kowalski-Bronny im Porsche 944.

















































































































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