Es war manches ein wenig anders als in andere Jahren am British Classic Car Meeting in St. Moritz. So hatte die Veranstaltung ein Motto, nämlich “The Italian Job”. Und Corona-Einschränkungen zwangen nicht nur zu einer Einschränkung der Anzahl Teilnehmer, sondern auch zu anderen organisatorischen Massnahmen. Aber der Anlass fand statt und für die Teilnehmer dürfte es eine der schönsten Austragungen gewesen sein.
Corona zum Trotz
Rund ein Jahr dauern die Vorbereitungen für eine Austragung des British Classic Car Meetings. Da konnte man sich gut vorstellen, durch welche Gefühlslagen Peter Egli, Fabrizio D’Aloisio und Andrea Klainguti sowie alle übrigen Mitglieder des BCCM-Organisationskommitees während der letzten zwölf Monate gegangen sein müssen. Kann es stattfinden, was sind die Einschränkungen, werden die Teilnehmer kommen?
Aller Hindernisse zum Trotz konnte der Anlass wie geplant mit 100 Teilnehmerfahrzeugen durchgeführt werden. Das Wetter spielte mit und das Engadin zeigte sich von seiner besten Seite.
Rallye mit Gegenverkehr
Der Samstag war wie üblich der Rallye gewidmet. Um keine Auslandpassagen und entsprechende Probleme mit Corona-Massnahmen riskieren zu müssen, entschied sich Andrea Klainguti dazu, die schönen Alpenübergänge rund um St. Moritz nur anzufahren und dann wieder zu wenden. So hiess es am Albula, am Berninapass und hinter dem Maloya wieder umzukehren.
Dies bewirkte, dass sich die Rallye-Teilnehmer immer wieder begegneten, was wohl beim einen oder anderen zu einem Tennisarm geführt haben dürfte vom ständigen Winken.
Concours d’Elégance im Garten
Umorganisiert musste auch der Concours d’Elégance werden. Normalerweise findet er ja mitten in St. Moritz statt. Um grosse Publikumsaufkommen zu verhindern, zog die Schönheitskonkurrenz in den Park des Hotels Suvretta House um.
Dort stand bester Golf-Rasen sowie ein atemberaubendes Panorama zur Verfügung und die rund 100 Autos fanden gerade eben Platz. Auch am Sonntag schien die Sonne und machte so das Leben des Organisationskommitees leichter, denn sonst hätte man wohl den einen oder anderen Wagen wieder herausziehen müssen am Schluss der Veranstaltung.
William Lyons und Donald Healey
Zwei Briten übten einen grossen Einfluss auf das 27. BCCM aus: William Lyons und Donald Healey. Diesen beiden Autoenthusiasten sind die frühen Jaguar bis und mit E-Type und die Austin-Healey Sportwagen zu verdanken. Autos aus diesen Reihen machten rund zwei Fünftel des Teilnehmerfelds aus.
So sah man dann am Samstag und am Sonntag viele Austin-Healey 100 und 3000 herumkurven, selbst ein rarer 100 S war dabei.
Noch stärker war der Jaguar E-Type vertreten, vom dem fast zwei Dutzend Varianten, vom frühesten Series 1 bis zum späten Series 3 V12, vor Ort waren. Immerhin wird ja 2021 auch 60 Jahre E-Type und 50 Jahre E-Type V12 gefeiert, da passte es auch gut, dass ein spätes Modell im Concours geehrt wurde.
Thema “The Italian Job”
Zum Veranstaltungs-Thema passten einige der anwesenden Autos ebenfalls hervorragend, schliesslich spielte der Jaguar E-Type bei der Fahrt des Gaunerteams von England nach Turin eine Rolle, einer dieser E-Types wurde von den bösen Mafia-Typen denn auch zerstört.
Hauptdarsteller Michael Caine aber fuhr einen Aston Martin DB4 Convertible und fast ein Schwestermodell, ein DB5 Convertible, kam beim Concours d’Elégance ebenfalls auf einen Ehrenplatz.
Sieger der Rallye am Samstag wurde dann auch noch ein Aston Martin DB7 Zagato, der sozusagen die italienische mit der britischen Autotradition verbindet.
“Best of Show” beim Concours d’Elégance allerdings wurde ein SS Cars SS1 von 1935, der auch zum Klassensieger bei den Vorkriegsautomobilen gekührt wurde. In der Nachkriegsklasse bis 1984 schwang ein Jaguar XK120 Fixed Head Coupé obenauf, während ein moderner Aston Martin DBS Superleggera gewann.
Leider fand sich kein Teilnehmer, der im passenden Mini angereist gekommen wäre, immerhin aber wurde vor dem Gala Dinner ein entsprechendes Fahrzeug ins Hotel gefahren.
Besonderheiten in den Reihen
Natürlich wurde über die drei Tage vor allem der britischen Kultur und den Automarken der Vereinigten Königreiches gefrönt. Passend dazu war auch Jane Owen, “Her Majesty’s Ambassador” von der britischen Botschaft in Bern Teil der Jury. Sie hielt anlässlich des Gala Dinners eine diplomatische Ansprache, in der sie nicht vergass zu erwähnen, dass die Autoindustrie auch heute noch eine grosse Rolle in Grossbritannien einnehme und dass die Beziehungen zwischen UK und Switzerland besser und enger denn je seien.
Neben den Stammmarken des BCCM – Aston Martin, Austin-Healey, Bentley, Jaguar/Daimler und Rolls-Royce fanden sich unter den Teilnehmern auch einige Fahrzeuge anderer Hersteller, die dem ganzen Tross noch ein wenig mehr Farbe gaben.
So zog etwa ein Riley RMC von 1950 die Augen auf sich und ein Alvis Speed 25 Charlesworth von 1936 beeindruckte mit einer grosszügigen Patina. Gleich mehrere MG-Sportwagen trafen auf mehrere Triumph TR-Modelle.
Und ein Range Rover sowie ein Morgan Threewheeler sorgten für zusätzliche Farbtupfer.
Bald wieder im alten Stil?
Das angepasste Konzept der Veranstaltung bewährte sich und es könnte gut sein, dass der Concours d’Elégance auch im folgenden Jahr wieder im Garten des Suvretta House stattfinden wird. Das Organisationsteam hat ja nun wieder ein Jahr Zeit, sich auf das 28. BCCM vorzubereiten, die Teilnehmer dürfen sich schon jetzt darauf freuen.